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Kurz erklärt: SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2-Impfstoff von AstraZeneca

Kurz erklärt: SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2-Impfstoff von AstraZeneca

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Am 29. Januar 2021 wurde mit dem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca der dritte Impfstoff gegen COVID-19Coronavirus Disease 2019 in der Europäischen Union zugelassen. Dieser Impfstoff unterscheidet sich von den beiden anderen, bietet aber gerade deshalb Chancen für die Impfung von Bundeswehrangehörigen.

Nahaufnahme von zwei Händen mit Laborhandschuhen, die Impfstoff aus einem Fläschen in eine Spritze ziehen

Der Impfstoff von AstraZeneca ist durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) freigegeben und damit auf seine Sicherheit überprüft worden

Bundeswehr/Tom Twardy

Das Prinzip der Vektor-Impfstoffe ist bereits von anderen bewährten Impfstoffen bekannt. Bei einem Vektor-Impfstoff wird, vereinfacht gesagt, das Spike-Protein, auf das das Immunsystem reagieren soll, mittels eines für den Menschen ungefährlichen und nicht vermehrungsfähigen Adeno-Virus in die menschliche Zelle eingeschleust – ein Verfahren, dass schon bei anderen zugelassenen Impfstoffen erprobt ist.

Wie die anderen beiden Impfstoffe ist auch AstraZeneca durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) freigegeben und damit auf seine Sicherheit überprüft worden. Da es bisher noch nicht genügend Daten zur Wirksamkeit bei Menschen über 65 Jahren gibt, ist er derzeit in Deutschland aufgrund der Bewertung durch die Ständige Impfkommission (STIKOStändige Impfkommission) nur für die Gruppe der 18- bis 64-Jährigen zugelassen. Hier zeigt sich eine sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit. Das bietet die Möglichkeit, den AstraZeneca-Impfstoff bevorzugt in dieser Altersgruppe einzusetzen, die ansonsten bei der Priorisierung erst spät berücksichtigt ist.

Vor allem aber hat der AstraZeneca-Impfstoff noch einen großen Vorteil. Dieser liegt in der besseren Stabilität: Im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen kann er bei Kühlschrank-Temperatur gelagert werden und benötigt keine speziellen Tiefkühlschränke. Das macht die Impflogistik deutlich einfacher – nicht nur im Hinblick auf die Auslandseinsätze, sondern auch bei der geplanten Impfung durch die Truppenärztinnen und Truppenärzte.

Was wissen wir über den Impfstoff von AstraZeneca?

  • Er ist gut wirksam gegen die Virusformen, die in Deutschland bisher verbreitet sind.
  • Er verhindert schwere und tödliche Krankheitsverläufe bei Jüngeren.
  • Er baut schon nach der ersten Impfung einen guten Schutz auf.
  • Er schränkt die Weitergabe der Infektion deutlich ein.
  • Er ist gut verträglich.
  • Er trägt wegen einfacher Lagerung dazu bei, schnell einen großen Anteil der jüngeren Bevölkerungsgruppen immunisieren zu können.

Daten zur Wirksamkeit

Ein Mann bekommt eine Injektion in den Oberarm.

Die Impfung soll eine Reaktion des Immunsystems auslösen. Dabei kann sie kurzzeitig zu Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit führen.

Bundeswehr/Markus Dittrich

In der Frage, ob die Impfung schwere und tödliche Verläufe verhindert, unterscheiden sich die Impfstoffe kaum voneinander. Und: je jünger der oder die Geimpfte, desto besser war insgesamt der Schutz beim AstraZeneca-Impfstoff. Bei der Gruppe der Älteren wird die Wirksamkeit etwas geringer eingeschätzt.

Insgesamt kann man feststellen, dass die Zulassungsstudien der einzelnen Impfstoffe sich geringfügig unterschieden. Dies betrifft vor allem Endpunkte dieser Studien. Je nach Studie wurde analysiert, ob überhaupt eine Ansteckung erfolgte, ob es zu leichten Krankheitsverläufen zum Beispiel mit Husten oder Halsschmerzen kam, ob schwere oder tödliche Verläufe verhindert wurden.

So erklärt sich die oft kolportierte Aussage, die Wirksamkeit der neuartigen mRNA-Impfstoffe sei mehr als 90 Prozent, die des AstraZeneca-Impfstoffs dagegen „nur“ rund 70 Prozent. Um es auf den Punkt zu bringen: Im Ergebnis schützt der Wirkstoff von AstraZeneca die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr vor schweren Verläufen der Corona-Infektion vergleichbar gut, wie mRNA-Impfstoffe es tun. Im Übrigen wäre ein 70-prozentiger Schutz schon ein sehr guter Wert, den wir bei anderen Impfstoffen, etwa bei der Impfung gegen Grippe, auch akzeptieren.

Verträglichkeit und Nebenwirkungen

Eine Impfung soll eine Reaktion des Immunsystems auslösen. Insofern kann es nach der Impfung zu Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit kommen. Auch Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle zählen zu den normalen Reaktionen auf eine Impfung.

Schwerwiegende und über das erwartbare hinausgehende Reaktionen sind dagegen nicht beschrieben. Alle Nebenwirkungen werden aber fortlaufend durch das Paul-Ehrlich-Institut erfasst und können im aktuellen Sicherheitsbericht eingesehen werden.

Die Frage nach der Ansteckungsfähigkeit

Erste Daten gibt es dagegen schon zur Frage, ob Geimpfte noch ansteckend für andere sein können. Hier zeigte sich, dass eine Ansteckung nach der zweiten Impfung um etwa die Hälfte reduziert wurde.

Diese Daten stehen für andere Impfstoffe leider noch aus, sodass man grundsätzlich auch nach einer Impfung die üblichen Hygienemaßnahmen weiter einhalten muss.

Auch baut sich ein guter Schutz schon nach der ersten Impfung über mindestens drei Monate anhaltend auf, sodass die zweite Impfung auch erst nach diesem Zeitraum verabreicht werden muss – es können also anfangs mehr Menschen geimpft werden.

Neue Mutationen

Die Wirksamkeit bei Virusmutationen – vor allem der südafrikanischen Variante – ist noch nicht ausreichend geklärt. Die Datenlage umfasst bisher nur so wenige Fälle, dass eine seriöse Beurteilung kaum möglich ist. Dies betrifft aber auch andere Impfstoffe gegen COVID-19Coronavirus Disease 2019.

Was aber klar zu sagen ist: Wir impfen grundsätzlich gegen den Wildtyp des Virus und haben hier eine sehr gute Wirksamkeit. Selbst bei einer geringeren Wirksamkeit gegen Mutationen geht man davon aus, dass die Krankheit mindestens abgemildert wird.

Noch spielt vor allem die südafrikanische Variante in Deutschland nur eine geringe Rolle. Mögliche Anpassungen des Impfstoffs an bereits bekannte und zukünftige Mutationen werden aber voraussichtlich erforderlich sein, so wie wir das auch von der jährlichen Impfung gegen die saisonale Virusgrippe kennen.

von Dr. Svenja Liebler

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