Impfstoffversorgung für Deutschland aus Quakenbrück
Impfstoffversorgung für Deutschland aus Quakenbrück
- Datum:
- Ort:
- Quakenbrück
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- 4 MIN
Nach mehr als zwei Jahren Covid-19-Pandemie kommt der Leiter des Versorgungs- und Instandsetzungszentrums Sanitätsmaterial (VersInstZ SanMat) in Quakenbrück zu einem überaus positiven Resümee. Seit Januar 2021 bildete Quakenbrück den zentralen Umschlagplatz für Covid-19-Impstoffe in Deutschland.
Die Dienststelle erhielt Ende 2020 eine Großhandelserlaubnis und wurde dadurch zum offiziell autorisierten Empfänger für Covid-19-Impfstoffe. Ein in der Bundeswehr bisher einmaliger Vorgang. Der Versorgungsauftrag des Impfstoffzentrums Quakenbrück gliederte sich in mehrere Bereiche. Zum einen versorgte es die Impfstoffverteilzentren der 16 Bundesländer, welche die Impfzentren/-stellen auf Landesebene beliefern, dazu elf pharmazeutische Großhandlungen, die mit der Versorgung der Hausarztpraxen beauftragt sind.
Ab Oktober 2021 mussten dann 60 pharmazeutische Großhandlungen mit beliefert werden. Zum anderen wurden weiterhin durch Quakenbrück die Bundesministerien und Bundesoberbehörden, sowie Drittstaaten und die Bundeswehr intern beliefert. Natürlich war zu jedem Zeitpunkt die Realversorgung bzw. die Instandhaltung und Bereitstellung von Einsatzversorgungsgütern (EVGSan) als originärer Auftrag sichergestellt.
Die Versorgung im Detail
Die Impfstoffversorgung wurde durch das federführende Bundesgesundheitsministerium und dem Kanzleramt bestimmt und in Zusammenarbeit mit dem BMVgBundesministerium der Verteidigung koordiniert. Dem VersInstZ SanMat oblag im Einzelnen die Warenannahme, Lagerung, Konfektionierung und die Abgabe an den pharmazeutischen Großhandel. Der Transport des Impfstoffes wurde durch einen Rahmenvertragspartner sichergestellt, dabei waren die unterschiedlichen Lagerungstemperaturen der verschiedenen Stoffe zu beachten. Transportiert wurden die Güter über die Straße, aber auch auf dem Luftweg, insbesondere um anderen Ländern schnell mit Impfstoff aushelfen zu können.
Es wurden in gut 27 Monaten über 141 Millionen Impfdosen verteilt, davon allein mehr als 30 Millionen nur im IV. Quartal 2021. Es waren Impfdosen der Hersteller Astra Zeneca, Pfizer/BionTech, Moderna, J&J, Novavax und BionTech für Kinder zu bearbeiten. Das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, das Logistikkommando der Bundeswehr und die Teilstreitkräfte der militärischen Organisationsbereiche arbeiteten hierfür operativ zusammen. Sowohl das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung mit nachgeordnetem Bereich wie auch das Logistikbataillon 161 aus Delmenhorst sorgten gemeinsam auf der taktischen Ebene für die Erfüllung des Auftrags. Auf allen Ebenen wurde darüber hinaus hervorragend mit der Bundespolizei zusammengearbeitet.
Hohe politische Brisanz und weitere Herausforderung
Quakenbrück hat sich quasi zu einem pharmazeutischen Großhandel entwickelt und somit eine Fähigkeit in der Bundeswehr etabliert, die es bisher in der Truppe noch nie gegeben hat. Eine weitere große Herausforderung stellte die Beschaffung des organisatorischen, infrastrukturellen und personellen Rahmens, sowie die Umsetzung und Einhaltung der Vorgaben der EUEuropäische Union-Guideline für die gute Vertriebspraxis von Arzneimitteln innerhalb kürzester Zeit dar. Es wurden und werden weiterhin engste Kooperationen gepflegt mit den nachgeordneten Bereichen anderer Ressorts, der Bundesländer sowie der Zivilwirtschaft.
Das Thema „Corona-Impfstoff“ hatte jedoch eine hohe politische Brisanz und öffentliche Aufmerksamkeit und war deshalb mit vielen Herausforderungen verbunden. Es fanden Pressetermine auf unterschiedlichsten Ebenen statt und das VersInstZ SanMat Quakenbrück gelangte in den Fokus der Politik. So besuchten zum Beispiel der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn, der Ministerpräsident von Niedersachsen Stephan Weil, die Staatssekretärin im BMVgBundesministerium der Verteidigung Siemtje Möller, oder hochrangige militärische Vertreter wie der Generalinspekteur oder der Leiter des Corona-Krisenstabes die Dienststelle. Die Zusatzbelastung des Impfstoffversorgungsauftrages haben alle Angehörigen des VersInstZ SanMat Quakenbrück an Ihre Grenzen gebracht, wovon sich auch die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages überzeugen konnte.
Ein bedeutungsvoller Auftrag
Im gesamten Zeitraum der letzten zwei Jahre gab es keine einzige fachlich-qualitative Reklamation, was ein Zeichen für die hervorragende Arbeit des hochbelasteten Personals in Quakenbrück ist. Die Kommunikation mit sämtlichen Kooperationspartnern hat zu jederzeit bestmöglich funktioniert und die Versorgung war, in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Impfstoffe, zu jedem Zeitpunkt sichergestellt. Alle waren immer mit Herzblut dabei, denn jeder hatte es sich zum Ziel gemacht, dass der Auftrag gelingt. Positiv hervorzuheben ist auch, dass für den Auftrag alle benötigten Ressourcen unverzüglich zur Verfügung standen und jederzeit Unterstützung in jeglicher Form gewährt wurde. Es konnten aber auch in Führungsprozessen, Führungsstrukturen und Beschaffungsprozessen Herausforderungen identifiziert werden. Seit Anfang 2022 wurden Stück für Stück die Planung, Führung, Koordination sowie Lagerung und Distribution an Dritte abgegeben. Das Personal wurde hierfür ebenfalls durch das VersInstZ SanMat Quakenbrück ausgebildet und in bestehende Verfahren eingewiesen.
Grandiose Teamleistung
Unterschiedlichste Akteure über alle Ebenen hinweg bildeten zusammen mit dem VersInstZ SanMat ein Team, das jederzeit bestmöglich zusammengearbeitet hat. Dem gesamten Personal der Dienststelle war es nur als Team möglich, diese bisher nicht gekannte Vielfalt an Herausforderungen zu stemmen. Das Zentrum war die wichtigste Lagerstätte für den Corona-Impfstoff und verteilte diesen an zivile und militärische Einrichtungen in ganz Deutschland mit höchster Kompetenz.