Gesundheit und Leistung bei Hitzestress
Gesundheit und Leistung bei Hitzestress
- Datum:
- Ort:
- Koblenz
- Lesedauer:
- 2 MIN
In Koblenz fand vom 17. und 18. April 2018 das erste präventivmedizinische Symposium zum Thema „Gesundheit und Leistung bei Hitzestress“ mit mehr als 200 Teilnehmenden aus dem Bundesministerium der Verteidigung, den Teilstreitkräften und renommierten nationalen und internationalen Experten statt.
Vertreter aus der Truppe, nationale Experten und Fachleute aus befreundeten Nationen, deren Streitkräfte in heißen Klimazonen operieren, berichteten über Einsatzvorbereitungen, Erfahrungen mit Hitzeexpositionen und gaben Empfehlungen zur Vermeidung von Hitzeschäden. Ein weiterer Schwerpunkt der internationalen Tagung war die unzureichende Fitness und Belastbarkeit junger Erwachsener, die immer häufiger den Anforderungen in der Grundausbildung nicht gewachsen sind. In der Veranstaltung wurden daher erste Schritte eingeleitet, um die Ausbildung und körperliche Leistungsfähigkeit beispielsweise durch eine Neustrukturierung der Grundausbildung zu verbessern.
Hitzeschäden vermeiden
In seinem Einführungsvortrag stellte Oberstarzt Prof. Dr. Dr. Dieter Leyk, Leiter des Instituts für Präventivmedizin der Bundeswehr, heraus: „Wir wissen, dass Hitzestress und somit auch mögliche Hitzeschäden durch viele Faktoren beeinflusst werden. Der Grad der körperlichen Arbeit, Bekleidung und Ausrüstung, Klima aber auch individuelle Faktoren wie beispielsweise Fitness oder Flüssigkeitshaushalt müssen gleichzeitig betrachtet werden.“ Ziel des Symposiums sei es, den aktuellen Wissensstand auf nationaler und internationaler Ebene abzugleichen und einen Konsens für wirkungsvolle Präventions- und Rettungsmaßnahmen herbeizuführen, um zukünftig Hitzeschäden in Ausbildung und Einsatz zu vermeiden.
Präventions- und Sofortmaßnahmen
Die Experten waren sich einig, dass jede Soldatin und jeder Soldat die Faktoren kennen muss, die zusätzlich zur Klimabelastung zum Auftreten von potentiell lebensbedrohlichem Hitzestress führen können. Einvernehmen bestand auch darin, dass nicht nur notwendige Kenntnisse zur Prävention von Hitzestress, sondern auch lebensrettende Sofortmaßnahmen gezielter ausgebildet werden müssen. Hierzu stellten Referenten aus den Niederlanden, Großbritannien, Israel und den Vereinigten Staaten aktuelle Forschungsergebnisse sowie ihre langjährigen Erfahrungen aus den Einsätzen vor. Im Rahmen der Diskussion im Plenum wurde die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit als ein wesentlicher Faktor der Hitzeprävention herausgestellt.
Körperliche Leistungsfähigkeit
Allerdings wurde von zahlreichen Teilnehmern berichtet, dass seit Jahren ein Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit der Bewerberinnen und Bewerber zu beobachten sei. Gleichzeitig stiegen die körperlichen Anforderungen im Soldatenberuf. So müssen Soldatinnen und Soldaten in der Ausbildung und im Einsatz oftmals mehr als 50 kg an Bekleidung und Ausrüstung mitführen. Diese gegensätzlichen Entwicklungen führen dazu, dass die Ausbildungskonzepte für die körperliche Leistungsfähigkeit angepasst werden müssen. Hierbei fand besonders das britische Konzept, Soldaten als hauptamtliche Fitnesstrainier (PTI - Physical Training Instructor) in militärische Einheiten zu integrieren, große Zustimmung bei den Teilnehmern.
Ausbildung
Ein großer Anteil der abschließenden Podiumsdiskussion mit hochrangingen Fachexperten befasste sich mit der Frage, wie Soldatinnen und Soldaten auf die besonderen, körperlichen Anforderungen des militärischen Dienstes besser vorbereitet werden können. Als Lösungsansätze wurden die Individualisierung der Ausbildung ab der Grundausbildung und die gezielte Qualifikation der Ausbilder zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit identifiziert. Bereits in diesem Sommer sollen in ersten Pilotprojekten Erfahrungen mit entsprechenden Trainings in Leistungsgruppen gesammelt werden.
Dabei sollen unter anderem die vom Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr entwickelten Methoden Basisfitnesstest und Soldatengrundfitness-Tool zur Lagebilderstellung und Erfolgskontrolle eingesetzt werden.
Die wissenschaftlichen Beiträge des Symposiums wurden in der Wehrmedizinischen Monatsschrift (Heft 3/64. Jahrgang – März 2020) veröffentlicht.