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Infektionsschutz

Sanitätsdienst unterstützt: Tuberkulose-Tests bei ukrainischen Kräften

Sanitätsdienst unterstützt: Tuberkulose-Tests bei ukrainischen Kräften

Datum:
Ort:
Deutschland
Lesedauer:
3 MIN

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Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat auch Folgen auf die Verbreitung eines Bakteriums. Seit April 2022 werden ukrainische Soldatinnen und Soldaten, welche in Deutschland unterschiedliche Ausbildungen und Einweisungen durchlaufen, durch den Sanitätsdienst der Bundeswehr auf Tuberkulose getestet.

Zwei Soldaten in einer deutschen und ukrainischen Uniform stehen nebeneinander

Vor der Ausbildung der ukrainischen Soldatinnen und Soldaten in Deutschland ist ein Tuberkulosetest verpflichtend

Bundeswehr

Die Tuberkulose, kurz TBC, ist eine weltweit durch Bakterien verbreitete Infektionskrankheit. Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist mit dem Krankheitserreger infiziert. Früher trug sie den Namen Schwindsucht und wird durch verschiedene Mykobakterien verursacht. Besonders in den osteuropäischen Regionen, wozu auch die Ukraine zählt, ist die Tuberkulosegefahr erhöht. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vergrößert sich das Risiko, da die medizinische Infrastruktur vor Ort, beispielsweise durch Raketenangriffe, beschädigt oder zerstört wurde. Die Bewohner müssen flüchten oder verlassen freiwillig ihre Heimat, um dann oftmals in Massenunterkünften zu leben.  Die Soldatinnen und Soldaten an der Front kämpfen beengt in provisorischen Unterständen, wo sie Wind, Kälte und Feuchtigkeit dauerhaft ausgesetzt sind. Unregelmäßiger Schlaf, unstete Mahlzeiten und permanenter Stress reduzieren deren Immunabwehr.  Dies erhöht das Risiko der Aktivierung des Krankheitserregers im Körper, begünstigt dessen Weitergabe und die Gefahr einer Infektionswelle.

Sanitätsdienstliche Unterstützungsleistung

Deutschland hat als NATO-Nation eine entscheidende Rolle in der Landes- und Bündnisverteidigung: Als Drehscheibe innerhalb der NATO wird von hier aus die Versorgung von Verwundeten und deren Transport sichergestellt. Dies gilt auch für die Ausbildung von verbündeten Kräften an Waffensystemen oder die Bereitstellung von wichtigen Informationen. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr leistet im Rahmen der European Union Advisory Mission (EUMAMEuropean Union Military Assistance Mission) Ukraine aktuell in der Ukrainehilfe einen dualen Beitrag als Ausbildungsträger und TBC-Teststelle. Bevor die Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland ihre Ausbildung erhalten, werden sie als vorbeugende Infektionsschutzmaßnahme getestet. Im Schwerpunkt wird dies von den Bundeswehrkrankenhäusern Berlin und Koblenz gewährleistet – bis zu 240 Testungen pro Tag laufen allein im Berliner Haus. 

Ukraine ist Hochinzidenzland

Ziel eines TBC-Screenings ist es, festzustellen, ob eine Person bereits mit einem TBC-Erreger Kontakt hatte. Weil die Ukraine als TBC-Hochinzidenzland gilt, ist bei ukrainischen Kräften grundsätzlich davon auszugehen. Entscheidend für die Bundeswehr ist vielmehr eine Aussage, ob Lehrgangsteilnehmer an einer offenen und damit ansteckenden TBC erkrankt sind. Dies beantwortet eine Röntgenaufnahme der Brust (Röntgen-Thorax) sicher. Die Thorax-Röntgenuntersuchung ist eine international anerkannte und verpflichtende Screening-Methode in Deutschland.

Bei einem auffälligen TBC-Screening ist eine weitere diagnostische Abklärung erforderlich. Das Verfahren zur Diagnose einer TBC besteht aus mehreren Schritten.  Dabei werden Informationen, wie Herkunftsort, Vorerkrankungen, Lymphknotenstatus und körperliche Daten erfasst. Anschließend wird nach klassischen Symptomen geschaut, welche sich durch einen chronischen Husten, Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust bemerkbar machen. Des Weiteren können verschiedene immundiagnostische und mikrobiologische Testungen sowie unterschiedliche bildgebende Verfahren Anwendung finden.

Persönliche Eindrücke aus der Radiologie

Soldatin steht vor einem Röntgengerät

Carina F. hat mit den ukrainischen Soldatinnen und Soldaten bereits persönliche Eindrücke sammeln können

Bundeswehr/Marcel Bockisch-Ernst

Oberfeldwebel Carina F. arbeitet als medizinische Dokumentationsassistentin im BundeswehrZentralkrankenhaus. Sie ist in der Radiologie für die Organisation, Kommunikation und Patientenaufnahme für das TBC-Screening der ukrainischen Kräfte mitverantwortlich. „Mein Eindruck ist sehr positiv. Sehr vorbildlich lernen die meisten bereits im Bus ihre Reihenfolge. Direkt nach dem Aufruf stehen sie vor dem Röntgengerät. Nur mit den ukrainischen Namen tue ich mich manchmal schwer“, erzählt die 28-jährige Soldatin. Bisher waren die meisten Befunde in Koblenz nicht auffällig, dafür werden ganz andere Dinge im Röntgenbild sichtbar:

„Manchmal, wenn wir die Oberkörper röntgen, finden wir an den Seiten noch Splitter. Wahrscheinlich von Granaten. Viele von den Soldaten kommen ja frisch von der Front.“

Insgesamt wurden schon über 2.500 Untersuchungen in Deutschland vorgenommen – der Großteil davon am Bundeswehrkrankenhaus Berlin. „Das TBC-Screening ist ein wichtiger Beitrag, sowohl zum Schutz unserer eigenen Kräfte, die im Rahmen der Betreuung und Ausbildung bei EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine eingebunden sind, als auch der Fürsorge gegenüber unseren UKR Kameradinnen und Kameraden“, so Oberfeldarzt Dr. Sascha Streicher, dem Leitenden Amtsarzt der Bundeswehr.

von Marcel Bockisch-Ernst

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