Sanitätsdienst
Spezialistenausbildung

Entstrahlen, entseuchen und entgiften von Verwundeten

Entstrahlen, entseuchen und entgiften von Verwundeten

Datum:
Ort:
München
Lesedauer:
2 MIN

Eine Kontamination mit ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Kampfstoffen stellt für eine betroffene Person immer eine große Gefahr für Leib und Leben dar. Medizinische Hilfe muss rasch erfolgen, um Gegenmaßnahmen einleiten und Folgeschäden abwenden zu können. Auf dem Lehrgang „Spezialist Medizinischer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutz“ der Sanitätsakademie der Bundeswehr trainieren Soldatinnen und Soldaten den Umgang mit verstrahlten, verseuchten und vergifteten Patientinnen und Patienten.

Soldaten in Schutzanzügen arbeiten in einem Zelt an weiteren Soldaten, die auf Tragen auf einem Schienensystem liegen

Auf der „Entgiftungsstraße“ werden die Patientinnen und Patienten dekontaminiert

Bundeswehr / Wolfgang K.
Zwei Soldaten in Schutzanzügen schieben einen liegenden Patienten über eine Schiene zu sich heran

Verschiedene Teams vollziehen unterschiedliche Dekontaminationsschritte

Bundeswehr / Wolfgang K.

Opfer von Kampfstoffen stellen für Sanitätskräfte oft eine besondere Herausforderung dar. Wie ist der korrekte und sichere Ablauf einer vollständigen Dekontamination? Welche Vorsichtsmaßnahmen sind zu ergreifen? Welche besonderen Mittel und Medikamente stehen zur Verfügung? Im einwöchigen Lehrgang geben die Ausbilderinnen und Ausbilder der Sanitätsakademie und der „Task Force medizinischer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutz“, ausgewiesene Experten in ihren jeweiligen Fachrichtungen, Antworten auf diese und weitere Fragen. Neben medizinischem Personal aus Bundeswehr und Polizei nehmen diesmal auch zwei Militärärzte der kosovarischen Streitkräfte an der Weiterbildung teil: „Wir sind sehr gespannt, welche neuen Möglichkeiten zur Behandlung von Patientinnen und Patienten wir kennen lernen werden. Gerade in den vergangenen Monaten hat es sich gezeigt, dass Expertise in diesem Bereich wieder wichtig werden kann!“

Kontaminierter Bereich

Soldaten in Schutzanzügen waschen eine Übungspuppe mit einer Wasserbrause ab

Mit verschiedenen Lösungen und anderen Mitteln werden Kampfstoffe vom Körper entfernt

Bundeswehr / Wolfgang K.

„Höchste Konzentration und immer ein Fokus auf die eigene Sicherheit“ – diese beiden zentralen Punkte in der Behandlung von mit Kampfstoff Kontaminierten bekommen die Teilnehmenden stets zuerst vermittelt. Im mehrmals jährlich stattfindenden Training steht daher neben der medizinischen Erstversorgung insbesondere die richtige Dekontamination, also die Entfernung von atomaren, biologischen und chemischen Gefahrenquellen vom Körper der Verwundeten, im Mittelpunkt. Erst dann können die Patientinnen und Patienten zur weiterführenden Behandlung abtransportiert werden.



Drei Soldaten in Schutzanzug tragen einen weiteren auf einer Trage. Hinter ihnen ein Bundeswehrsanitätsfahrzeug.

Mit Kampfstoffen kontaminierte Patientinnen und Patienten werden in gesonderten Fahrzeugen zur Entgiftungsstelle transportiert

Bundeswehr / Wolfgang K.

Der praktische Teil der Ausbildung findet im Sanitätslehrregiment in Feldkirchen statt. In der sogenannten „Landgestützten Patientendekontaminationseinrichtung“, einem langen Zelt mit modular zusammengestellten Stationen zur Versorgung und Dekontamination, sowie am „vorgeschobenen leichten Entstrahlungs-, Entseuchungs- und Entgiftungspunkt“, einem kleineren, feldtauglichen Set, mussten die Teilnehmenden das Erlernte anwenden. An Übungspuppen und echten Menschen stellten die Ausbilderinnen und Ausbilder die angehenden Spezialistinnen und Spezialisten vor unterschiedlichste Herausforderungen.


Ein Soldat in Schutzkleidung legt einer Person auf einer Trage einen Zugang

Erste lebensrettende Maßnahmen erfolgen noch am Ort des Geschehens

Bundeswehr / Wolfgang K.

Ein terroristischer Anschlag mit einer großen Menge an freigesetztem Nervenkampfstoff, ein gezielter Einsatz von Milzbrandbakterien zur biologischen Kriegsführung oder auch ein industrieller Unfall mit freigesetzter radioaktiver Strahlung – die möglichen Szenarien reichen dabei weit. In kompletter Schutzbekleidung, gummierten Handschuhen und ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaske bedeutet dies vor allem eine schweißtreibende Arbeit. Was im Übungsszenario jedoch ein nasses Shirt verursacht, rettet im Ernstfall das eigene Leben; ein Verrutschen der Maske oder eine undichte Stelle im Handschuh kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.

Einzigartige Expertise

Zwei kosovarische Soldaten stehen vor einem Zelt und lächeln in die Kamera

Auch ein Ärzteteam der kosovarischen Streitkräfte gehörte zu den Lehrgangsteilnehmenden

Bundeswehr / Wolfgang K.

Nach fünf Tagen und einer Vielzahl an unterschiedlichen Aufgabenstellungen, dürfen sich die Teilnehmenden schließlich Spezialisten für den Medizinischen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutz nennen. Auch das kosovarische Ärzteteam zeigt sich beeindruckt: „Wir konnten viele neue und interessante Vorgehensweisen kennenlernen, die es jetzt weiterzugeben gilt. Es ist wichtig, dass das Thema Medizinischer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutz ausgebildet wird!“ In Deutschland stellt die Task Force Medizinischer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutz mit ihren Befähigungen eine einzigartige Fähigkeit und die fachliche Ansprechstelle für dieses Thema innerhalb der Bundeswehr dar. Auch auf kommenden Lehrgängen wird diese Expertise weitergegeben.


von Simon Höpfl

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