Sanitätsdienst
Tagung

"Die Reserve ist so relevant, wie seit langem nicht mehr..."

"Die Reserve ist so relevant, wie seit langem nicht mehr..."

Datum:
Ort:
Koblenz
Lesedauer:
4 MIN

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Ob Pandemie oder sicherheitspolitische Zeitenwende, zurzeit gibt es beim Thema Reserve viel Bewegung. In Koblenz tagten die Beauftragten für Reservistenangelegenheiten im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBwZentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr). Diskutiert wurden sowohl der gegenwärtige Sachstand, als auch die Zukunft der Reserve.

Eine Person im Vordergrund mit Uniform redet

Chancen nutzen und sich konstruktiv zum Wohle des Gesamtsystems der Reserve einbringen, ist für Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps das Motto für die Reservistenarbeit im Zentralen Sanitätsdienst

Bundeswehr / Markus Dittrich

„Das Thema Reserve ist in allen Bereichen, auch in Gestalt des Ehrenamtes, insbesondere im Katastrophenschutz, heute wieder so relevant, wie in den vergangenen 30 Jahren nicht mehr“, hebt Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps zur Eröffnung der Tagung hervor. In den letzten beiden Jahren sei unser aller Wahrnehmung von der Pandemie geprägt gewesen. Gegenwärtig ist es der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene sicherheitspolitische Zeitenwende.

Hierbei kommt dem Sanitätsdienst nicht nur eine besondere Rolle zu, sondern konfrontiert ihn auch mit Herausforderungen. Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter, die vorher Soldat auf Zeit waren und danach Teil der Reserve werden, arbeiten häufig weiter im zivilen Gesundheitssystem oder sie engagieren sich ehrenamtlich im Rettungsdienst oder beim Technischen Hilfswerk (THWTechnisches Hilfswerk). Nur mit der Grundbeorderung von Soldatinnen und Soldaten nach dem aktiven Dienst allein ließen sich diese Herausforderungen nicht meistern. Wer zivil in entsprechenden Berufsfeldern arbeitet, wird im Ernstfall unabkömmlich sein und somit der Bundeswehr nicht als Reservist zur Verfügung stehen können. Deshalb käme es jetzt darauf an, für die gesamtstaatliche Aufgabe der Verwundetenversorgung im Krieg zivilmilitärische Lösungen zu finden. Daran werde derzeit intensiv gearbeitet, so Schoeps.

Es besteht Handlungsbedarf

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr ist der Garant für die Gesundheitsversorgung in den deutschen Streitkräften und immer dort vor Ort, wo seine vielfältigen Fähigkeiten gebraucht werden. Als Fachdienst stellt der Sanitätsdienst hohe Ansprüche sowohl an die fachliche Expertise, als auch an die Einsatzbereitschaft. Daraus leiten sich unter anderem die Planungsgrundlagen für die Reserve ab. Das beginnt mit den Gestaltungsmöglichkeiten, die bereits heute vorhanden sind.

„Um in den vorgegebenen Zeitlinien substanzielle Fortschritte zu erzielen, reichen keine bloßen Absichtserklärungen. Wir müssen es bereits heute anpacken“, sagt Schoeps. Das erste große Projekt „Reserve 2025 – Schutz und Sicherung“ sei vom Stellvertreter des Generalinspekteurs, Generalleutnant Laubenthal, bereits angestoßen worden. Einerseits geht es um die sanitätsdienstliche Unterstützung der neuen Heimatschutzregimenter, andererseits müsse künftig der Schutz der Bundeswehrkrankenhäuser, der Sanitätsakademie, der Institute und der Kommandos sichergestellt werden.

Personalbindung Reserve im Blick behalten

Ein Mann sitzt hinter einem Tisch und diskutiert

Die Befüllung der Dienstposten in den sanitätsdienstlichen Anteilen der Kreis- und Bezirksverbindungskommandos hat für Generalarzt Dr. Bruno Most, als Beauftragten für ZMZzivil-militärische Zusammenarbeit im Sanitätsdienst, höchste Priorität

Bundeswehr / Markus Dittrich

Mit der Grundbeorderung sei in erster Linie eine planerische Vorsorge geschaffen worden, die Frage der jeweiligen Verfügbarkeit sei damit aber noch nicht beantwortet. Ein zentraler Gestaltungsbereich in der Reservistenarbeit „befasst sich daher mit den Rahmenbedingungen des Reservistendienstes, seiner Attraktivität, zu berücksichtigender Grenzen und insbesondere der Gewinnung, Betreuung und Bindung unserer Reservediensteistenden“, betont Schoeps. Das beinhalte auch den Blick für die jeweilige regionale und zeitliche Verfügbarkeit.

„Wir brauchen die ausscheidenden Sanitätsoffiziere und -feldwebel aus allen Bereichen, um beispielsweise eine lagegerechte Beratung in der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZzivil-militärische Zusammenarbeit) sicherzustellen, gerade auch in der Landes- und Bündnisverteidigung“, sagt Generalarzt Dr. Bruno Most und erwartet zugleich von allen truppendienstlichen Vorgesetzten im Sanitätsdienst, dass sie dies in Beorderungsgesprächen gezielt aufzeigen.

Lessons Learned für künftige Krisen

In der Pandemie haben Reservistinnen und Reservisten mehrere Wochen, teilweise sogar mehrere Monate in den Bundeswehrkrankenhäusern, in den Instituten, in den vier Überwachungsstellen für öffentlich-rechtliche Aufgaben sowie in diversen Amtshilfe-Einsätzen unterstützt. Die territoriale Reserve des Sanitätsdienstes war vor allem für die Beratung der regionalen Krisenstäbe im Einsatz.

Der Schlüssel zum Erfolg lag hier beim bedarfsgerechten Einsatz, vor allem bei den noch unbeorderten Reservisten. Welche Aufgaben passen zu welcher Reservistin beziehungsweise welchem Reservisten und dessen ziviler und militärischer Qualifikation. Das musste besonders zu Anfang noch aufwendig einzeln gesichtet und administriert werden. Hier kann man Zeit sparen, wenn die Bundeswehr die Reservisten bereits vor einer Krise für eine Beorderung, beispielsweise in der Verstärkungsreserve gewonnen hat.

Entwicklung der Stellen für Reservistinnen und Reservisten

Eine Person in Uniform steht vor einem Mirkrofon

Der Bedarf an Reservistenstellen werde wohl auch in Zukunft höher sein, als die zur Verfügung stehenden Mittel, erläutert der Inspizient für Reservistenangelegenheiten, Oberst Uwe Armin Schmidt

Bundeswehr / Markus Dittirch

Die Bewältigung der Corona-Pandemie und die dafür erforderlichen Maßnahmen haben insgesamt zu einer Anpassung der Stellen für Reservistinnen und Reservisten (StRes) geführt. Die Aufgaben und Anforderungen seien aber nicht weniger geworden, im Gegenteil: Künftig käme noch die Aufstellung der Sanitätsstaffeln Einsatz für den Heimatschutz sowie die Inübunghaltung der grundbeorderten Reservisten hinzu. Daher sind „auch in Zukunft, die Stellen für Reservistinnen und Reservisten eine begrenzte Ressource. Wir werden auch künftig nicht umhinkommen, bei der Einplanung von Reservistinnen und Reservisten, zu priorisieren“, betont Oberst Schmidt.

Das nehme aber auch die Dienststellen und Truppenteile in die Pflicht sich künftig noch mehr und noch besser mit den beorderten Reservistinnen und Reservisten abzustimmen. „Trotz aller Priorisierung, unsere Reservisten und ihre Fähigkeiten werden gebraucht! Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass sie verzichtbar wären. Sie sollen sich mitgenommen fühlen“, appelliert Schmidt.

von Stefan Bölke

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