Sanitätsdienst

COVID-19Coronavirus Disease 2019: Kliniksanitäter soll in der Krise helfen

COVID-19Coronavirus Disease 2019: Kliniksanitäter soll in der Krise helfen

Datum:
Ort:
Augustdorf
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Viele Krankenhäuser mussten am Anfang der Corona-Krise ihre Intensivbetten-Kapazitäten ausbauen. Doch oft fehlte ausgebildetes Personal für die vielen neuen Intensivbetten. Mit einer neuen Weiterbildung zum Kliniksanitäter soll mehr Personal für die Intensivstationen und Notaufnahmen geschult werden.

Not macht erfinderisch, heißt es so schön. In der Coronakrise entwickelten das Studieninstitut Westfalen-Lippe und das Evangelische Krankenhaus Bethel (EvKB) im Eiltempo einen Lehrgang zum Kliniksanitäter. Mit der kostenlosen Weiterbildung wollen die Betreiber kurzfristig ausreichend geschultes Personal für die Intensivstationen und Notaufnahmen in ihren Krankenhäusern einsetzen können. Der Kliniksanitäter richtet sich vorwiegend an Rettungspersonal, aber auch an medizinische Berufsgruppen, etwa Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger.

Online-Tutorial

Zwei Männer in OP-Kleiung blicken in die Kamera

Mitinitiator des Lehrgangs Dr. Gerrit Jansen und Stabsfeldwebel der Reserve Tobias Weber freuen sich über die gute Resonanz

EvKB

Stabsfeldwebel d. R.der Reserve Tobias Weber absolviert seit 1999 regelmäßig Reservedienstleistungen im Sanitätsversorgungszentrum (SanVersZ) Augustdorf. Der Fachkrankenpfleger für Psychiatrie arbeitet im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. Im Intranet erfuhr er von dem Weiterbildungsangebot seines Arbeitgebers. Die Ausbildung zum Kliniksanitäter besteht aus zwei Stufen. Der erste Teil ist ein Online-Tutorial. In mehr als 20 Lehrvideos veranschaulichen Intensiv-, sowie Notfallmediziner und Intensivpflegekräfte spezielle Tätigkeiten auf der Intensivstation oder in der Notaufnahme. Dazu gehören beispielsweise die Anlage von Thoraxdrainagen und zahlreiche weitere intensivmedizinische Maßnahmen.

Praxisteil mit persönlicher Betreuung

Ein Mann im Kittel zieht eine Flüssigkeit in eine Spritze auf

Oberfeldwebel David Erfmann kann sich im EvKB neue Anregungen für seinen Dienst im SanVersZ Augustdorf mitnehmen

David Erfmann

Oberfeldwebel David Erfmann ist aktiver Soldat im SanVersZ Augustdorf. Wie Weber absolviert auch Erfmann derzeit die Weiterbildung zum Kliniksanitäter und ist ihm sogar einen Schritt voraus. Der 32-Jährige hat bereits den einwöchigen Online-Teil absolviert. Schon hier war der Gesundheits- und Krankenpfleger überrascht, wie viel sich seit seiner Ausbildung in dem Bereich der Intensivmedizin, insbesondere im Bereich der Digitalisierung, verändert hat.

Auf der Station M1 des EvKB ist Erfmann nun der „Schatten“ seines Praxisanleiters. Die Einweisung und Ausbildung ist aus seiner Sicht gut strukturiert und durchdacht. Besonders die persönliche Betreuung durch eine feste Bezugsperson empfindet Erfmann als gewinnbringend. „Ich habe hier nicht das Gefühl eine Belastung zu sein, sondern kann mich durch meine Erfahrung als Krankenpfleger aktiv einbringen.“

Neue Ideen für Augustdorf

Dabei dient der ebenfalls einwöchige Praxisteil nicht nur der persönlichen Horizonterweiterung: „Ich habe immer ein Notizbuch dabei, um auch gute Ideen für unser SanVersZ Augustdorf mitzunehmen.“ So profitiert am Ende nicht nur Erfmann, sondern auch die Patientinnen und Patienten des SanVersZ Augustdorf davon.

Während Erfmann schon auf der Intensivstation praktische Erfahrungen sammeln kann, absolviert Weber seinen praktischen Einsatz in der zentralen Notaufnahme. Für den 45-Jährigen ist es sein erster Online-Kurs. Weber ist davon überzeugt, dass er, im Gegensatz zu dem Aufbau klassischer Lehrgänge, zeitlich flexibel lernen kann. „Schwierig war es für mich nicht“, resümiert er und sieht die Ausbildung eher als eine Auffrischung. Man wird über die Jahre ja zum Fachidioten“, gibt Weber zu. Trotz seiner 25-jährigen Berufserfahrung fühlte er sich für einen Einsatz auf einer Intensivstation nicht fit genug. Von Gesprächen mit anderen Gesundheits- und Krankenpflegern weiß er von der Hemmschwelle, den eigenen vertrauten Bereich zu verlassen. Bei einer erfolgreichen Teilnahme an der Ausbildung wird es sowohl für Weber als auch für Erfmann ein Zertifikat zum Kliniksanitäter geben. Für den Reservisten als auch für den aktiven Soldaten war die modulare Ausbildung ein Gewinn. Für eine zweite Corona-Welle fühlen sich beide nach ihrer Ausbildung gut gewappnet.

Große Resonanz

Dr. Gerrit Jansen ist einer der Initiatoren der Weiterbildung. Der Oberarzt vom EvKB ist von der großen Resonanz auf den Kliniksanitäter überrascht. Bisher gab es 82 Anmeldungen und rund 20 Absolventen werden in den nächsten Tagen ihre praktische Ausbildung abgeschlossen haben.

Jansen ist davon überzeugt, dass durch das Projekt die Schnittstellenarbeit zwischen den Bereichen Rettungsdienst und Klinik nachhaltig verbessert werden kann, was letztlich auch der Patientenversorgung zu Gute kommt. Interessenten können sich unter der eMail-Adresse: Kliniksanitaeter@evkb.de bewerben.

von Uwe Henning

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema Coronavirus