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Veterinärmedizin

Afrikanische Schweinepest - die vergessene Pandemie?

Afrikanische Schweinepest - die vergessene Pandemie?

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Die weltumspannende Verbreitung gefährlicher Erreger wie Corona- (SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2) oder Affenpockenviren (MPXV) beherrschen seit langem die öffentliche Wahrnehmung. Dagegen beschäftigt die sich weltweit vollziehende Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASPAfrikanische Schweinepest) vor allem betroffene Landwirte und Jagdausübende.

Ein Wildschwein steht auf einem laubbedeckten Boden

Die Afrikanische Schweinepest gefährdet insbesondere Wild- und Hausschweine im deutsch-polnischen Grenzgebiet

Pixabay

Gemeinsam mit dem Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene der Freien Universität Berlin, machte das Zentrale Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Kiel auf dem Berliner Veterinary Public Health Meeting eine Bestandsaufnahme.

Derzeitige Lage in Deutschland

Seit Feststellung des ersten Falles der ASPAfrikanische Schweinepest bei einem Wildschwein im September 2020 breitete sie sich trotz intensiver Bekämpfungsmaßnahmen entlang der deutsch-polnischen Grenze immer weiter aus. Erst eineinhalb Jahre nach Feststellung des ersten Falles konnten in einzelnen Regionen die Bekämpfungsmaßnahmen reduziert werden, in anderen Regionen Deutschlands nehmen die Fallzahlen trotz der erwarteten „Sommerpause“ weiterhin zu. Aktuell mussten Restriktionsgebiete in Sachsen wiederum erweitert und zusammengelegt werden.

Drei Kartenausschnitte von Ostdeutschland, die den Verlauf der Afrikanischen Schweinepest in den Jahren 2020 bis 2022 zeigen

Eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist deutlich im Osten Deutschlands zu erkennen

Friedrich-Loeffler-Institut

Betroffen sind davon auch Liegenschaften der Bundeswehr, die zum Teil über mehrere Monate nicht für den Übungsbetrieb genutzt werden konnten und auch aktuell hohe Auflagen einzuhalten haben. Die hohe Widerstandsfähigkeit des Virus bewirkt zudem, dass der Erreger sehr lange auch außerhalb seines Wirtes infektiös bleiben kann. Daher vergehen bis zur Aufhebung der Restriktionsmaßnahmen mitunter Monate bis Jahre.

Erkenntnisse aus der Forschung

Moderne statistische Modellierungen aus der veterinärmedizinischen Epidemiologie bestätigen die langsame und stetige Ausbreitung der Seuche, sofern die Bekämpfungsmaßnahmen nicht greifen. Jakob Jeuk vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ in Leipzig zeigte zudem, dass mit Hilfe von Computersimulationen potentielle in die Zukunft gerichtete Szenarien hundertfach durchgespielt werden können, um die Entscheidungsfindung hinsichtlich festzulegender Bekämpfungsmaßnahmen zu unterstützen. Neue molekulare Methoden und eine erhöhte Mutationsrate des ASPAfrikanische Schweinepest-Virus ermöglichen eine Regionalisierung der in Deutschland vorkommenden Virusstämme, konnte Frau PDPrivatdozent Dr. Sandra Blome vom Friedrich-Loeffler-Institut (Insel Riems) berichten. Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte ist die Nutzung eines geeigneten Impfstoffes in der nahen Zukunft nicht absehbar.

Ursachen und Vorbeugung

Neben diesen „natürlichen“ Ausbruchsgeschehen mussten in den vergangenen Monaten auch wiederholt Ausbrüche bei Hausschweinen festgestellt werden, die die Einschleppung des sehr widerstandsfähigen ASPAfrikanische Schweinepest-Virus in die Bestände als Ursache hatten. Mit dem Virus kontaminierte Gegenstände oder auch Personen stellten in den meisten Fällen die wahrscheinlichste Einschleppungsursache dar. Dies verdeutlicht einmal mehr die hohe Bedeutung klassischer Hygienemaßnahmen, die auch durch Einheiten und Verbände der Bundeswehr vor Verlegung aus dem Ausland oder betroffenen Regionen durchzuführen sind. Auch wenn das ASPAfrikanische Schweinepest-Virus den Menschen nicht infiziert, gilt es gemeinsam in Zivil-Militärischer Zusammenarbeit die weitere Ausbreitung zu verhindern und die Hausschwein-Bestände zu schützen.

Zivil-Militärische Zusammenarbeit

In seinem abschließenden Grußwort unterstrich der Präsident des Bundesverbands der beamteten Tierärzte (BbT), Dr. Holger Vogel, die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Tierärztinnen und Tierärzten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und den Kolleginnen und Kollegen aus den Veterinärämtern, den Landeslaboren, den Mittelbehörden sowie den Ministerien. Gerade die Bekämpfung der ASPAfrikanische Schweinepest sei ein großartiges Beispiel für eine funktionierende Zivil-Militärische Zusammenarbeit. Die ASPAfrikanische Schweinepest-Bekämpfungsmaßnahmen in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden zivil-militärisch eng abgestimmt und koordiniert umgesetzt. Zeitweilig unterstützte auch die Bundeswehr im Rahmen der Fallwildsuche und stellte Tierärzte bzw. Tierärztinnen an die regionalen Krisenzentren ab. Daher seien gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen, wie das Berliner Public Health Meeting, zur Vorbereitung der Zusammenarbeit vor Ort von größtem Wert.

von Dr. Stefanie Hallack und Dr. Ulrich Schotte

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