Seit fast 40 Jahren zivile Führungskraft: Ein Interview mit Birgit Hansen

Seit fast 40 Jahren zivile Führungskraft: Ein Interview mit Birgit Hansen

Datum:
Ort:
Brunssum
Lesedauer:
3 MIN

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Regierungsoberamtsrätin Birgit Hansen war Leiterin der Bundeswehrverwaltungsstelle in den Niederlanden. Sie kann auf fast 40 Jahre Diensterfahrung als Führungskraft zurückblicken und stellt fest, dass Unterschiede in der Führungsqualität nicht auf ein Geschlecht zurückzuführen sind.

 

Eine Frau sitzt am Schreibtisch und telefoniert

Damals Verwaltungschefin in Brunssum: Oberamtsrätin Birgit Hansen

Bundeswehr/ Marco Schmidl

Sie waren eine lange Zeit Behördenleiterin einer Dienststelle im Ausland, wie muss man sich diese Aufgabe vorstellen?

Spontan würde ich sagen, wie bei einer Managerin der mittleren Führungsebene.
Mit dem vorhandenen Personal müssen die vielfältigen Aufgaben bestmöglich bewältigt werden. Das reicht von der Erstellung einer Beurteilung bis zur Beratung der verschiedenen Dienststellenleiter, von der Teilnahme an Empfängen bis zur Durchführung des Elternabends im deutschen Kindergarten.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken einer weiblichen Führungskraft?

Aus meiner Sicht würde ich hier vor allem Empathie, Fleiß und Durchsetzungsvermögen nennen. Wenn man seinen eigenen Führungsstil entwickeln will, habe ich die Erfahrung gemacht, das „learning by doing“ am besten funktioniert. Und das allerwichtigste ist: sich selbst treu zu bleiben und verlässlich zu sein. In der Praxis versuche ich jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin als Individuum mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen zu sehen und ihn bzw. sie entsprechend zu unterstützen. Dazu bin ich bestrebt, neben den dienstlichen Notwendigkeiten immer für die Sorgen und Nöte meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein offenes Ohr zu haben.

Die niederländische und die deutsche Flagge wehen im Wind

Auch als zivile Beamtin oder ziviler Beamte kann man für die Bundeswehr im Ausland arbeiten

Bundeswehr / Jane Schmidt

Warum haben Sie sich für die Bundeswehr als Arbeitgeberin entschieden?

Ich habe im Oktober 1982 meine Ausbildung im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst begonnen. Diese Entscheidung zur Bundeswehr zu gehen, verdanke ich meinem Vater, der 1981 mit mir gemeinsam den Ausbildungsbeauftragten der Standortverwaltung Aachen aufsuchte. Auf meine Frage hin, was wir denn hier bei der Bundeswehr wollten, erklärte er, dass auch die Ausbildungsmöglichkeiten für Zivile bei der Bundeswehr sehr gut seien. Schon damals waren in meinem Anwärterlehrgang rund 50 % Frauen dabei.

Frau Hansen, wie war Ihr Karriereweg bei der Bundeswehr bisher?

Nach Abschluss des Vorbereitungsdienstes arbeitete ich rund sieben Jahre an verschiedenen Standorten als Verwaltungsbeamtin „bei der Truppe“. Nach Zwischenstationen im Liegenschaftsmanagement und inneren Dienst habe ich mich Mitte der Neunzigerjahre schließlich aufgrund der besseren Karrierechancen in Bonn beim Bundesministerium der Verteidigung beworben. Dort habe ich über 15 Jahre Aufgaben im Personalmanagement übernommen. Nach einigen Jahren auf der Hardthöhe wollte ich auch die Möglichkeit einer Auslandsverwendung wahrnehmen und bewarb mich auf Dienstposten in Italien, in den USA und den Niederlanden. Im Spätsommer 2016 wurde ich dann Leiterin der Bundeswehrverwaltungsstelle Niederlande in Brunssum. Seit Mitte 2021 bin ich nun wieder in Bonn.

Was ist das Besondere für Sie bei der Arbeitgeberin Bundeswehr?

Die Bundeswehr ist für mich ein sehr attraktiver Arbeitgeber. In meinen verschiedenen Verwendungen habe ich immer das Glück gehabt, viele interessante und verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen zu dürfen und mit unterschiedlichen zivilen und militärischen Ansprechpartnern innerhalb und außerhalb der Bundeswehr zusammenzuarbeiten. Durch meine verschiedenen beruflichen Stationen konnte ich am Ende sukzessive in die Rolle einer Führungskraft hineinwachsen und dem hohen Maß an Verantwortung meiner Arbeit auch gerecht werden.

Ein Bürogebaude mit Bäumen davor

Eine der Dienststellen im Ausland: die Bundeswehrverwaltungsstelle in den Niederlanden

Bundeswehr/ Sandra Lobach

Führt man als Frau in einer Spitzenfunktion anders als ein Mann?

Ich glaube, dass es bei Führungskräften weniger auf das Geschlecht, sondern eher auf die Persönlichkeit ankommt. In der Dienstelle in den Niederlanden war ich die dritte Leiterin in Folge. Bei meinen beiden Vorgängerinnen und mir gab es aufgrund der unterschiedlichen Persönlichkeiten natürlich große Unterschiede. Wenn ich jungen Frauen einen Rat müsste, würde ich sagen:
Man sollte sich etwas zutrauen und sich nicht durch andere beeinflussen lassen, vor allem aber sollte man seine eigenen persönlichen Stärken, aber auch Schwächen erkennen.

Vielen Dank.


von Katharina Knauth  E-Mail schreiben

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