Virtual Reality-Truppenbesuchszentrum – wie entstehen Storys?

Virtual Reality-Truppenbesuchszentrum – wie entstehen Storys?

Ort:
Köln
Lesedauer:
1 MIN

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Zwei Personen stehen in der CAVE. Diese besteht aus drei Wänden, auf die der Content projiziert wird.

Soldatenberufe erleben: Durch Virtual-Reality-Brillen, die die Besucherinnen und Besucher der CAVECave Automatic Virtual Environment tragen, wird der Eindruck "dabei zu sein" erst richtig transportiert

Bundeswehr/Carlotta Witt

Die CAVECave Automatic Virtual Environment ist die Technologie für das Projekt „Virtual Reality - Truppenbesuchszentrum“. Dabei steht der Begriff CAVECave Automatic Virtual Environment für „Cave Automatic Virtual Environment“ und bedeutet übersetzt: Höhle mit automatisierter, virtueller Umwelt. Eine Höhle ist es nicht, die in Köln als Projektionsfläche für außergewöhnliche Bundeswehr-Berufe dient, aber Besucherinnen und Besucher haben hier erstmals die Möglichkeit in einer dreidimensionalen Illusionswelt Berufe in der Bundeswehr zu erleben.  

Drei virtuelle Inhalte, sogenannte Contents, sind für die Simulation von spannenden Berufen der Bundeswehr bisher erstellt. So können Interessierte mithilfe der Simulationen nun erstmals einen dreidimensionalen Eindruck von einzelnen Berufen der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine gewinnen. „Geplant ist es, die virtuellen Truppenbesuchszentren an zehn verschiedenen Standorten bundesweit aufzubauen“, erzählt Oberst i.G. Harald Lamatsch, Leiter Leitungsstab und Leiter des Human Resources Laboratory (HRLab) im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. „Es geht bei der CAVECave Automatic Virtual Environment darum, diejenigen, die sich schon für einen Beruf in der Bundeswehr interessieren, auf Dienstposten aufmerksam zu machen, die sie bisher nicht einmal kannten“, erklärt er. Durch die Zusammenarbeit des HRLab mit den Firmen VISCON und RMH MEDIA sind inzwischen drei unterschiedliche Berufsbereiche erlebbar. Wie ein solcher Content geplant und umgesetzt wird, zeigen wir hier:

von Carlotta Witt  E-Mail schreiben

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Wie ensteht Content für die CAVECave Automatic Virtual Environment?

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  • Beschäftigte der Bundeswehr besprechen sich mit Angehörigen der Firmen Viscon und RMh Media.
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    Am Anfang steht die Vorstellungskraft

    „Welchen außergewöhnlichen Beruf wollen wir mit der CAVECave Automatic Virtual Environment-Technologie vorstellen? Was ist das Spannende an dem gezeigten Job und wer eignet sich als Protagonist oder Protagonistin, um authentisch aus dem Arbeitsalltag zu berichten?“ Das sind nur einige Fragen, die sich die Verantwortlichen im Vorfeld stellen müssen. Vor allem aber gilt es, sich in die künftigen Besucherinnen und Besucher des VRVirtuelle Realität-Truppenbesuchszentrums hineinversetzen, sie mitzunehmen in die Arbeitswelt der Bundeswehr. Am Ende sind nicht alle Ideen tatsächlich umsetzbar, aber die verschiedenen Perspektiven, Expertisen und Vorschläge konkretisieren das Konzept für die dreidimensionale Illusionswelt. Ziel ist es, einzelne Mangelberufe in den Teilstreitkräften oder Organisationsbereichen der Bundeswehr vorzustellen und den Besucherinnen und Besuchern die Chance zu bieten, die Berufe in einer virtuellen Welt möglichst realistisch zu erleben.  

  • Einer der Geschäftsführer von RMH Media zeichnet die Story für die CAVE Luftwaffe als Skizze an einem Whiteboard.
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    Die Skizze eines Erlebnisses

    Der Ingenieur Professor Sina Mostafawy hat nicht nur den Lehrstuhl für Computergrafik und Computeranimation an der Hochschule Düsseldorf inne. Er ist auch einer der Geschäftsführer der Firma RMH MEDIA, die für die Ideen und das spätere Programmieren der Geschichten zuständig sind. „Mit dem virtuellen Truppenbesuchszentrum realisieren wir Visionen“, sagt er. „Wir erzählen Storys und machen das so intensiv, dass sie sich real anfühlen.“ Die CAVECave Automatic Virtual Environment-Technologie ist dabei als Plattform des Erlebens und der Kommunikation gedacht.

    Um die Geschichte planen zu können, fertigt Mostafawy zunächst Skizzen an, die das spätere Storyboard bilden. Vergleichbar ist das mit einem Drehbuch für Filmproduktionen. Im VRVirtuelle Realität-Truppenbesuchszentrum stehen Berufsfelder der Bundeswehr im Mittelpunkt, die man in der zivilen Welt nicht als erstes mit Militär assoziiert. Im Unterschied zu einem Film können die Besucherinnen und Besucher sich aktiv in dem Content bewegen und bestimmen selbst das Tempo, mit dem sie sich durch die virtuellen 3D-Welten bewegen.


  • Die beiden Kameramänner knien neben einer Landebahn, auf der ein Eurofighter seine Runden dreht.
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    Und Action: Die Luftwaffe vor der Kamera

    Beim ersten Content für die Luftwaffe geht es um den Beruf des Jägerleitoffiziers. In Anlehnung an eine wahre Geschichte wird erzählt, wie eine zivile Passagiermaschine nach einem Blitzschlag durch Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffe evakuiert wird. Wie zwei Eurofighter-Maschinen bei der sicheren Landung helfen, kann man in dieser Story erleben. Da darf das Kampfflugzeug natürlich nicht fehlen. Die von der Firma VISCON beauftragten Kameramänner sind deshalb nach Nörvenich zum Taktischen Luftwaffengeschwader 31 gefahren. Um Start und Landung des Eurofighters filmisch einfangen zu können, haben sie sich direkt neben der Landebahn positioniert.

    Die 360° Kamera steht vor einem Eurofighter, um jedes Detail einfangen zu können.

    Bevor der Eurofighter für die Dreharbeiten abhebt, wird er noch einmal während des Static Display, also am Boden, rundum gefilmt

    Bundeswehr/David Joliet
  • Soldaten des Leichten Spähzuges vor dem Transporthubschrauber NH-90, der sie ausfliegen wird
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    Dem Leichten Spähzug über die Schulter geschaut

    Für den ersten Heeres-Content standen die Soldatinnen und Soldaten des Leichten Spähzuges aus dem Aufklärungslehrbataillon 3 in Lüneburg vor der Kamera. Der Geschichte zufolge klären sie einen Waffenschmuggel auf. Das heißt, sie bewegen sich im „Feindesland“, um Informationen über die Umgebung, den Feind, seine Ausrüstung und Technik zu gewinnen. Für den Content im VRVirtuelle Realität-Truppenbesuchszentrum stellen „Waffenschmuggler“ die gegnerische Seite dar. Nachdem die Soldatinnen und Soldaten des Aufklärungslehrbataillons den Bauernhof, auf dem der Waffenschmuggel stattfindet, ausfindig gemacht und observiert haben, rufen sie Verstärkung, damit die Täter gestellt werden können.

    Ein Kamermann sitzt mit den Soldatinnen und Soldaten des Aufklärungslehrbataillons 3 im Transporthuschrauber und filmt.

    Für die CAVECave Automatic Virtual Environment Heer schauten die Kameraleute den Soldatinnen und Soldaten des Leichten Spähzuges während ihrer Arbeit über die Schulter

    Bundeswehr/Andreas Metka

    Dann lassen sie sich per Transporthubschrauber aus dem Gebiet ausfliegen. All das hat die Firma VISCON filmisch begleitet, damit die Besucherinnen und Besucher dank CAVECave Automatic Virtual Environment-Technologie inmitten der Soldatinnen und Soldaten die Übung hautnah erleben können.

  • Ein junger Mann, der Medieninformatik studiert hat, sitzt am Schreibtisch vor zwei Monitoren und arbeitet an der Modellierung.
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    Auf der virtuellen Baustelle

    Garten- und Landschaftsbau in digital: Nils Rieger ist Medieninformatiker und arbeitet als 3D-Artist bei RMH MEDIA. Gerade ist er dabei, den Wald, in dem sich die Soldatinnen und Soldaten für den Content Heer aufhalten, am Computer nachzubauen. „Wir sind gerade auf einer Art virtuellen Baustelle“, erklärt er. „Ich baue zum Beispiel einen Baum digital nach, um ihn dann zu einem realistisch aussehenden Wald zu vervielfältigen.“ Als 3D-Artist entwickelt Rieger interaktive Anwendungen. Denn im VRVirtuelle Realität-Truppenbesuchszentrum sollen die Besucherinnen und Besucher nicht untätig einen Film ansehen. Sie sollen sich auf die Berufe der Soldatinnen und Soldaten einlassen und sich als Teil der dreidimensionalen Illusionswelt fühlen.

  • Eine Frau mir Dienstgrad Major sitzt in einem Tonstudio. Sie liefert ihre Stimme für den Sprechertext.
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    Der richtige Ton für die richtige Atmosphäre

    Während der Dreharbeiten nimmt die Firma VISCON auch den Ton am Drehort auf. Wegen zu viel Wind oder vorbeifahrender Autos, die die Tonspur beeinflussen, werden diese Aufnahmen nicht verwendet. „Sie sind aber trotzdem wichtig“, sagt der Kameramann. „Dadurch haben die Frauen und Männer im Tonstudio nämlich einen Eindruck von der Situation und können sie mit passender Hintergrundmusik ausdrücken“. Dabei geht es aber nicht nur um Ton in Form von Musik. Soldatinnen und Soldaten leihen dem virtuellen Truppenbesuchszentrum ihre Stimmen. Im Tonstudio geben sie die Befehle in ihrer gewohnten Art und Weise. Dadurch vermitteln sie den Besucherinnen und Besuchern nicht nur das Gefühl live dabei, sondern mittendrin zu sein.

    Zwei Männer sitzen im Tonstudio an einem riesigen Mischpult und nehmen die Stimme von Frau Major für den Content CAVE Heer auf.

    Im Tonstudio von Arteffect, das inmitten der Kölner Innenstadt liegt, arbeiten Sounddesigner und Mischtonmeister am richtigen Hörerlebnis für die CAVECave Automatic Virtual Environment.

    Bundeswehr/Andreas Metka


  • Sina Mostafawy hält den Contoller in der Hand und navigiert sich und einen Hauptmann der Luftwaffe durch die CAVE.
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    Produktvorschau und Verbesserungsvorschläge

    Bevor der CAVECave Automatic Virtual Environment-Content von der Bundeswehr abgenommen wird, prüfen die Fachfrauen und -männer die Inhalte: „Kommt die Darstellung der Realität nahe? Würde ein solches Szenario so ablaufen? Stellen wir den Beruf so vor, wie er im echten Leben hätte stattfinden können?“ All das muss berücksichtigt werden, denn die Bundeswehr verbessert ihre Produkte so lange, bis sie sehr gut sind. Verschiedene Fachleute lassen stets ihr Know-How einfließen und geben Anregungen zur Verbesserung des Contents.