Mit dem Truck auf Tour in Erfurt

Viele kennen sie von Events wie Wacken, Motorsport-Wochenenden oder „Rock am Ring“: die Karrieretrucks der Bundeswehr. Mit ihnen ist das Team des Zentralen Messe- und Eventmarketings der Bundeswehr (ZeMEMBw) deutschlandweit im Einsatz, um den Arbeitgeber Bundeswehr vorzustellen. Wie viel Arbeit und Herzblut zuvor in den Aufbau der Ausstellungstrucks fließen, erzählt Marvin Euteneuer im Interview.

Leutnant Marvin E. ist einer von vier Veranstaltungsleitern beim ZeMEMBw. Zusammen mit seinem Team und den beiden Karrieretrucks ist er im Dauereinsatz auf Festivals und Veranstaltungen, um die vielfältigen Karrieremöglichkeiten des Arbeitgebers Bundeswehr einer breiten Bevölkerung näherzubringen. Dieses Mal ist das Team des ZeMEMBw auf dem Domplatz in Erfurt, wo das 10-jährige Bestehen des Logistikkommandos der Bundeswehr gefeiert wird.

Klarer Auftrag, ganzjährig Termine

Der Auftrag ist klar: Die Bundeswehr braucht Spezialisten. „Viele Unternehmen brauchen Fachkräfte, aber sie investieren nicht in sie oder umwerben sie nicht - wir schon!“, erklärt er. „Große Teile der Bevölkerung haben durch die Aussetzung der Wehrpflicht keine unmittelbaren Berührungspunkte mehr mit der Bundeswehr und wissen gar nicht, was es alles für Karrieremöglichkeiten innerhalb der Bundeswehr gibt. Bei vielen ist nur noch das Wissen aus der Vergangenheit präsent; so ist einigen Interessenten beispielsweise gar nicht bewusst, dass die frühere Altersgrenze bei der Bundeswehr so gar nicht mehr existiert.“

Ein ganzes Jahr Planung

Begleitet wird das Truck-Team in der Regel von zwei Veranstaltungsleitern und sechs militärischen und zivilen Mitarbeitenden. Während der laufenden Veranstaltungen sind immer auch Beraterinnen und Beratern des örtlichen Karrierecenters mit dabei, so wie dieses Mal vom örtlichen Karrierecenter in Erfurt.

Diese übernehmen die Beratung der Besuchenden und stehen für alle Fragen zur Verfügung. Das Team des ZeMEMBw kümmert sich um den gesamten Rahmen rund um das Event: Vom Vertragsabschluss mit den Veranstaltern, Bezahlung von Standgebühr, Organisation von Tickets, Drahtzäunen und Dixie-Toiletten muss an alles gedacht werden.

Diese Planungsarbeiten, die für eine solche Veranstaltung im Hintergrund laufen, sind enorm: „Wir beginnen in der Regel im Juni des Vorjahres, die Tour für das kommende Jahr ab April auszuarbeiten. Das ist hauptsächlich Aufgabe der vier Veranstaltungsleiter“, erklärt Leutnant E.. Wann die Trucks wohin fahren, hängt von verschiedenen Faktoren ab: „Wir stellen eine Tour nach Event, aber auch nach der örtlichen Umgebung der Veranstaltung zusammen. Hier schauen wir nach Demografie, Altersstruktur und Bildungsstand der Bevölkerung, wo es eine Vielzahl an potentiellen Bewerbenden gibt. Es gibt allerdings auch Veranstaltungen wie die ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung, die einfach gesetzt sind. Und natürlich bundeswehreigene Veranstaltungen wie die Feier des Logistikkommandos hier in Erfurt“, so Marvin.

Findet in einer längeren Phase kein attraktives Event statt, zieht der Karrieretruck oftmals zu weiterführenden Schulen, um die Schulabgänger und Abgängerinnen auf die Bundeswehr als Arbeitgeber aufmerksam zu machen.

Rechnen mit dem Unvorhersehbaren

Sind die Trucks auf einem Event, ist das jeweilige Team des ZeMEMBw den ganzen Tag mit vor Ort, um eingreifen zu können, wenn etwas Unplanmäßiges passiert – wie beispielsweise Stromausfälle oder im Matsch festgefahrene Trucks. Um so etwas jedoch zu verhindern, achtet das Team bei der Planung auf jede Kleinigkeit, betont Leutnant E.: „Wenn sich der zuvor avisierte Stellplatz des Karrieretrucks nach dem Vertragsabschluss auch nur um zwei Meter verschiebt, fahren wir noch einmal vorab zum Veranstaltungsort und schauen uns den Stellplatz erneut an. Das ist wichtig, damit die Tragfähigkeit für den Truck gewährleitet ist.“

Häufig werden die Karrieretrucks durch Exponate aus der gesamten Bundeswehr, wie Panzer oder Panzerhaubitzen, begleitet. Dadurch wird die Aufmerksamkeit erhöht und mehr Besuchende angezogen. Auch dieses organisiert das Team um Leutnant E. akribisch: „Das Ausstellen der Exponate muss im Vorfeld mit den jeweiligen Streitkräften abgesprochen werden. Die Exponate müssen verfügbar sein und zudem angeliefert werden. Da wir nicht einfach mit einem drei Meter breiten Panzer über deutsche Autobahnen fahren können, müssen Marschkredite angefordert und organisiert werden. Ebenso müssen auf manchen Veranstaltungen vorab alle Beteiligten an den Veranstalter zur polizeilichen Überprüfung gemeldet werden. Das alles erfordert einen großen logistischen und organisatorischen Aufwand.“

Besuchende nehmen Trucks positiv wahr

Obwohl die eigentliche Karriereberatung der Eventteilnehmer und Besuchenden den örtlichen Karriereberatern obliegt, ist das Team des ZeMEMBw ebenfalls am Truck verfügbar und dadurch im ständigen Gespräch mit den Interessenten. „Durch unsere Erfahrungen sind wir auch in Gespräche involviert und können Fragen beantworten und Informationen weitergeben. Wenn es dann aber um Detailfragen zu Karriereplanungen geht, verweisen wir an die Karriereberaterinnen und -berater.“

Das Event-Team hat daher auch ein Bild davon, wie der Truck vor Ort wahrgenommen wird. „Seit Beginn des Ukrainekrieges merken wir, dass vermehrt Menschen zu uns an den Truck kommen. Tatsächlich kommen viele Eltern mit ihren 16-, 17- jährigen Kindern zu uns und fragen, was es für Karrieremöglichkeiten in der Bundeswehr gibt.“ Die Stimmung der Besuchenden gegenüber der Bundeswehr ist meist sehr positiv, empfindet Leutnant E.: „Wir haben auf unseren Events und Städten einen sehr steten Zulauf, auch durch die mediale Präsenz der Bundeswehr in den letzten Monaten merken wir, dass das Interesse an uns und unserer Arbeit gewachsen ist.“

Hohe Abwesenheit, doch sinnstiftende Tätigkeit

Die Arbeit mit dem Karrieretruck ist kein Bürojob: die Teams der beiden Trucks sind oft wochenlang und hauptsächlich an den Wochenenden unterwegs und im Einsatz. Das bedeutet lange Abwesenheiten von zu Hause, Übernachtungen in wechselnden Hotels und lange Arbeitstage auf den Veranstaltungen.

„Der Koffer wird nicht mehr ausgepackt,“ lacht er. Daher brauchen er und alle aus seinem Team für die Arbeit auch den Rückhalt der Familien und Angehörigen. Auch müsse man während der Arbeit immer einen Plan B im Hinterkopf haben, um trotz der sorgfältigsten Planung im Vorfeld in der Lage zu sein, auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Dem gegenüber stehen viele spannende Events, das nahezu tägliche Aufeinandertreffen mit Menschen und das Kennenlernen deutscher Städte und Regionen.

Trotz aller Herausforderungen möchte Leutnant E. seinen Dienst nicht missen. „Der Job ist für mich eine 11 von 10. Ich darf die Bundeswehr präsentieren, sehe ganz Deutschland und darf mir weitestgehend meine Einsätze aussuchen. Wo hat man dies sonst?“

von Sabrina Spinrath  E-Mail schreiben