Ausbildung bei der Bundeswehr: Das geht auch ohne Uniform!

Ausbildung bei der Bundeswehr: Das geht auch ohne Uniform!

Datum:
Ort:
Köln
Lesedauer:
5 MIN

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Die Bundeswehr bildet nicht nur Soldatinnen und Soldaten aus. Es gibt auch viele Möglichkeiten für eine Ausbildung oder ein Studium in zivil. Aber ob mit oder ohne Uniform - wer sich für eine Karriere bei der Bundeswehr entscheidet, muss zuerst einen Einstellungstest bestehen. Auch während der Coronakrise. Wer es schafft, dem steht der Ausbildung beim krisensicheren Arbeitgeber fast nichts mehr im Wege.

Mit Abstand vorm Assessmentcenter. Nico Mühlhäußer und Enrico Murschel stellen sich heute dem Assessment bei der Bundeswehr

Nico Mühlhäußer und Enrico Murschel stellen sich heute dem Assessment bei der Bundeswehr

Bundeswehr/PIZ Personal

Bundeswehr ist nicht gleich Bundeswehr. Einerseits gibt es die militärischen Laufbahnen bei den Streitkräften. Andererseits gibt es bei der Bundeswehr auch zivile Laufbahnen und Berufsausbildungen. Die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Verwaltung oder in den Streitkräften sowohl in technischen als auch in nicht-technischen Bereichen. Für Interessierte am Arbeitgeber Bundeswehr geht es also zunächst um die Frage: Kann ich mir vorstellen, Soldatin oder Soldat zu werden, oder sehe ich mich eher in einer zivilen Karriere bei der Bundeswehr?

Zwei junge Menschen, die sich diese Frage bereits beantwortet haben, sind Enrico Murschel und Nico Mühlhäußer. Beide haben sich online über die Karriereseite bei der Bundeswehr beworben. Beide streben die Laufbahn des gehobenen technischen Dienstes an und wollen bei der Bundeswehr studieren. Beide wurden zu einem coronabedingt etwas anderen Assessmentverfahren eingeladen.

Alleine im Prüfungsraum. Nico Mühlhäußer bereitet sich auf seinen Aufsatz vor. Die Aufgaben liegen vor ihm.

Nico Mühlhäußer bereitet sich im Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr auf seine Prüfungen vor. Um einer möglichen Ansteckung vorzubeugen, trägt er dabei einen Mund-Nase-Schutz.

Bundeswehr/PIZ Personal

Gehobener technischer Dienst mit integriertem Studium

Nico hat bereits eine Berufsausbildung erfolgreich bestanden. Bei der Wehrtechnischen Dienststelle 61 der Bundeswehr in Manching erlernte er den Beruf zum Elektroniker für Geräte und Systeme. Jetzt bemüht er sich um eine Laufbahnausbildung für den gehobenen technischen Dienst mit integriertem Studium der Informations- und Elektrotechnik an der Universität der Bundeswehr München. In den vergangenen drei Jahren habe er die Bundeswehr schon recht gut kennenlernen können, sagt der 21-Jährige. Gerne würde er nun auf dem bereits Erlernten aufbauen. Die Bewerberinnen und Bewerber sind angehalten, drei Studienwünsche zu äußern. „Falls es mit meinem Erstwunsch nicht klappen sollte, wären Luft- und Raumfahrttechnik oder Elektronik mit Schwerpunkt erneuerbare Energien auch in Ordnung“, sagt er.

Etwas anders verhält es sich bei Enrico. Er hat sich vor gut einem Jahr auf einer Jobmesse über die Bundeswehr informiert. Sowohl eine militärische als auch eine zivile Karriere wären für ihn interessant. „Das war mir eigentlich erstmal egal. In erster Linie wollte ich zur Bundeswehr“, sagt der 18-jährige Abiturient. Er hat sich dann für eine technische Laufbahn entschieden. Auch Enrico strebt ein Studium an: „Ich würde gerne Informationstechnik an der Hochschule Koblenz studieren.“ Übrigens: Die Hochschule Koblenz ist keine Hochschule der Bundeswehr. Trotzdem ist hier ein Studium im Zusammenhang mit der Laufbahnausbildung bei der Bundeswehr möglich. Durch eine Kooperation stellt die Hochschule Koblenz zehn Studienplätze für Kandidatinnen und Kandidaten bereit, die die Bundeswehr auswählt. Und das pro Kalenderjahr, jeweils zum Wintersemester. Die Studiengänge Informationstechnik/Elektronik und Elektrotechnik an der Hochschule Mannheim, einer weiteren Kooperationshochschule, wären für Enrico aber auch okay.

Die Bewerber stellen sich der Prüfungskommission: Allgemeinwissen und technische Fragen werden beantwortet

Zum zweiten Teil des Assessments gehören ein Aufsatz, ein Kurzvortrag und ein Gespräch mit der Prüfungskommission

Bundeswehr/PIZ Personal

Assessment in Zeiten von Corona 

Doch jetzt müssen die beiden erstmal das Assessment bestehen. In der Kölner Mudra-Kaserne werden sie dafür „auf Herz und Nieren“ geprüft. Hier befindet sich das Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr. Dass sich die beiden Bewerber heute hier treffen, ist bereits ein Erfolg. Denn sie haben hier eine Woche zuvor den sogenannten CATComputergestützter Auswahltest-Test absolviert und bestanden. Nur die, die diesen Test bestehen, werden zum weiteren Verfahren eingeladen. So wird ein größeres Bewerberaufkommen an einem Tag vermieden. CATComputergestützter Auswahltest steht übrigens für „Computer-Assistiertes Testen“. Der PC-gestützte Einstellungstest ist ein adaptiver Test, das heißt, die Schwierigkeit steigt bei vielen richtig gelösten Aufgaben und sinkt bei mehreren falschen Lösungen. Der Test deckt verschiedene Themenbereiche ab: Allgemeinbildung und fachbezogenes Wissen, Sprachbeherrschung, Mathematik, visuelles und logisches Denken, Reaktionsvermögen und Konzentrationsfähigkeit.

Heute geht es weiter. Enrico und Nico müssen einen Aufsatz schreiben. Jeder in einem eigenen Raum, um die notwendige Distanz zu wahren. Eine Stunde haben sie für diesen Aufsatz Zeit. Der Mund- und Nasenschutz ist immer dabei. Während sich Enrico dem Thema Imperialismus widmen muss, schreibt Nico einen Aufsatz zum Thema Rechtsextremismus.

Während sich die Prüfungskommission berät, sitzen die beiden Bewerber im Treppenhaus und warten auf die Ergebnisse

Zwischen den Aufgaben, die Bestandteil des Assessments sind, warten die Bewerber gespannt

Bundeswehr/PIZ Personal

Direkt im Anschluss folgt ein Kurzvortrag. 20 Minuten dürfen sie sich auf einen zehnminütigen Vortrag vorbereiten. Themen: Ehrenamt und Datenschutz. Danach wertet die Prüfungskommission die Ergebnisse aus und bittet zu einem Rundgespräch. Beide Bewerber sitzen nun vor der Kommission. Der große Raum wurde mit Plexiglasscheiben präpariert. Alle sitzen mehr als zwei Meter auseinander. Es werden allgemeine technische Fragen gestellt. Die Prüfungskommission besteht übrigens aus einer Psychologin und drei Vertretern aus verschiedenen Beamtenlaufbahnen. Nach einer halben Stunde folgen noch Einzelgespräche. Anschließend beraten sich die Prüfenden und teilen noch am selben Tag den beiden Bewerbern die Ergebnisse mit.

Eine Mitarbeiterin übergibt dem Bewerber durch eine Glasscheibe seine Einstellungsempfehlung.

Nico hat es geschafft. Er nimmt seine Einstellungsempfehlung in Empfang.

Bundeswehr/PIZ Personal

Einstellungsempfehlung: Auf dem Weg zum Wunschstudium

Enrico und Nico sind selig. Beide haben den Einstellungstest bestanden und sind somit ihrem Wunsch, ein technisches Studium als Beamtenanwärter der Bundeswehr absolvieren zu können, einen großen Schritt nähergekommen. Ihnen wird nun die Einstellungsempfehlung ausgehändigt. Unter normalen Umständen übergibt die Prüfungskommission die Papiere, aber in der Coronasituation gehen Hygiene und Infektionsschutz vor. Nun ist ein erster, wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Wunschstudium geschafft. Was jetzt noch folgt, sind unter anderem der Gesundheitstest und die Hoffnung auf das Quäntchen Glück, im Ranking der Mitbewerberinnen und Mitbewerber bestehen zu können.

Informationen zur Laufbahnausbildung für den gehobenen technischen Dienst mit integriertem Studium

Die Bundeswehr hat mit insgesamt acht Hochschulen Kooperationsvereinbarungen geschlossen. Die Laufbahnausbildung – und damit auch das integrierte Studium – wird bereits in einem ersten Beamtenverhältnis als Anwärterin oder als Anwärter der Bundeswehr absolviert. Während der rund dreieinhalbjährigen Ausbildung werden Anwärterbezüge gezahlt, die sich aus einem Grundbetrag und einem Anwärtersonderzuschlag zusammensetzen. Je nach Familienstand und Anzahl der Kinder können Familienzuschläge dazukommen. Beispielsweise erhalten ledige Anwärterinnen und Anwärter ohne Kinder bereits ein Nettogehalt von etwas mehr als 1.800 Euro monatlich. Nach bestandener Laufbahnausbildung und Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Probe – mit dem Ziel einer Verbeamtung auf Lebenszeit – steigen die Bezüge deutlich an.


Die Beamtinnen und Beamten des gehobenen technischen Dienstes werden in der Regel im Rüstungsbereich oder im Cyber- und ITInformationstechnik-Bereich der Bundeswehr eingesetzt und wirken dort als technische Spezialistinnen und Spezialisten etwa an großen Rüstungsprojekten mit.


von Jörg Dilthey  E-Mail schreiben

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