Personalführung: Kommandeur werden bei der Bundeswehr
Personalführung: Kommandeur werden bei der Bundeswehr
- Datum:
- Ort:
- Köln
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Oberstleutnant Timo Gadow ist Kommandeur eines Bataillons. Sein Weg in diese herausragende Führungsposition ist das Ergebnis eines zielgerichteten Verwendungsaufbaus und seiner überdurchschnittlichen Fähigkeiten und Bewährung in bisherigen fordernden Verwendungen. Was es brauchte, um dorthin zu kommen, erklärt sein Personalführer Oberstleutnant i.G. Heiko Maaß.
Einmal Kommandeur zu sein, davon träumt jede und jeder zweite Offizieranwärterin und Offizieranwärter von dem Tag an, da er oder sie die erste Kaserne betritt: den Ton in der Kaserne anzugeben, die Marschrichtung vorzugeben und zu bestimmen. Andere wagen nicht daran zu denken, jemals so weit zu kommen. Einer, der es geschafft hat, ist Oberstleutnant Timo Gadow. Er ist Kommandeur des Aufklärungsbataillon 7 im westfälischen Ahlen. Seit Oktober 2018 befehligt er etwa 900 Soldatinnen und Soldaten.
Für ihn sei das die schönste Verwendung seiner bisherigen Zeit bei der Bundeswehr, so Gadow: „Es erfüllt mich, direkt mit Menschen zu tun zu haben. Hier kann ich unmittelbar gestalten und sehen, was ich bewirke.“
Wie wird man Bataillonskommandeur?
Für Gadow dauerte dieser Weg 23 Jahre. Was lang erscheint, ist jedoch ganz normal. Viele Aufgaben und Verwendungen müssen Offizierinnen und Offiziere durchlaufen, um einen herausgehobenen Dienstposten, wie den an der Spitze des Aufklärungsbataillons, einzunehmen.
Nach seiner Ausbildung zum Offizier und dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war Gadow, damals als Oberleutnant, unter anderem Zugführer und als Hauptmann dann Kompaniechef. Diese ersten Führungserfahrungen seien überaus wichtig für seine heutige Aufgabe: „Die Erfahrung, die man auf Gruppen- und Zugführerebene macht, die ist elementar. Was man später als Chef oder als Kommandeur an Bildern hat, die kommen maßgeblich aus dieser Zeit.“
Kommandeur werden: Zwischen Anforderung und Befähigung
Nicht nur diese Stationen müssen Offizierinnen und Offiziere mit Kommandeursambitionen durchlaufen. Oberstleutnant i.G. Heiko Maaß ist der Personalführer von Timo Gadow und erklärt, worauf es bei der Auswahl angehender Kommandeurinnen und Kommandeure ankommt: „Die Offizierinnen und Offiziere werden ganzheitlich betrachtet - nicht nur der bisherige Verwendungsaufbau und die erbrachten Leistungen, sondern auch die Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften auf Grundlage der Beurteilungen werden berücksichtigt.“
Ein besonderes Augenmerk liege hier auf der Befähigung zur Menschenführung, so Maaß weiter. Dies muss stets überdurchschnittlich gut sein. „Kurz gesagt: eine fachliche und menschliche Befähigung im Hinblick auf die Verwendung. Aber auch ein positives Persönlichkeitsprofil mit ausgeprägten Kompetenzen. Das muss ein Kommandeur oder eine Kommandeurin mitbringen.“
Direkter Vergleich der Besten
Bringen die Kandidatinnen und Kandidaten nun dieses passende Profil mit, werden diese Profile in einer Auswahlkonferenz nach dem Prinzip der Bestenauswahl direkt miteinander verglichen. Gadow setzte sich in der einmal jährlich stattfindenden Konferenz unter 20 Kandidatinnen und Kandidaten für fünf Kommandeursdienstposten der Aufklärungstruppe durch. Doch nicht nur das: „Neben dem in den Beurteilungen dargestellten Eignungs- und Leistungsbild des Offiziers, werden im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung ebenso der bisherige Verwendungsaufbau und weitere allgemeine Leistungskriterien an die jeweiligen Bedarfsträgerforderungen angelegt“, erläutert der Personalführer weiter. Die Auswahl von Bataillonskommandeurinnen und Bataillonskommandeuren hat eine große Tragweite für die Einsatzbereitschaft der Truppe. Nicht selten sind Inspekteure persönlich vor Ort, um sich ein eigenes Bild zu machen.
Was versteht man unter Bedarfsträgerforderungen? Dies sind Bedingungen, die etwa das Heer, die Luftwaffe oder die Marine an ihre zukünftigen Kommandeurinnen und Kommandeure stellen. Für das Heer gilt beispielsweise: Die Offizierin oder der Offizier muss in der jeweiligen Truppengattung grundsätzlich auf der Ebene Einheitsführer (z.B. als Kompaniechef) verwendet worden sein und mindestens drei weit überdurchschnittliche Beurteilungen als Stabsoffizier einbringen. Hinzu kommt die Bereitschaft zur Mobilität, ein Sprachleistungsprofil Englisch von mindestens 3332, hohe körperliche Leistungsfähigkeit sowie Einsatzerfahrung bzw. Einsatztauglichkeit.
Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass die Kommandeurinnen und Kommandeure Expertise und Erfahrung mitbringen, die ihre neuen Dienstposten erfordern. Die Erkenntnisse der Personalführung zeigen, dass dieses Verfahren in der Praxis für beide Seiten – also für Soldatinnen und Soldaten und auch für die Teilstreitkräfte - ein probates Mittel darstellt.
Offene Kommunikation
Oberstleutnant Gadow hat genau diese Erfahrung gemacht. Er habe Karriereschritte gemacht, die die Personalführung für ihn vorgesehen habe: „Das war der Plan, der mir auch offen kommuniziert wurde.“ Und das sei gut so gewesen, erklärt der Stabsoffizier. Dadurch habe er sich in seinen Bereichen, wie etwa der Planung und Organisation, entwickeln können. Heute lässt er seine gesammelten Erfahrungen auf dem Posten des Kommandeurs der Aufklärer in Ahlen einfließen.
Mehr Attraktivität und Transparenz
Insgesamt stellt der Personalführer Oberstleutnant Maaß eine positive Entwicklung im Personalmanagement der Bundeswehr fest: „Ich glaube, dass wir attraktiver geworden sind. In den letzten zehn bis 15 Jahren hat sich viel verändert.“ Er sieht Verbesserungen in ganz unterschiedlichen Bereichen: Unter anderem sei es mittlerweile allen Soldaten und Soldatinnen möglich, sich selbst über Organisationsstrukturen und Aufgaben einzelner Dienstposten zu informieren und herauszufinden, welche grundsätzlichen Besetzungsanforderungen für spezifische Dienstposten gelten.
Auch die Einführung und Einhaltung von Schutzfristen und festgelegten Veränderungsterminen schaffe Planbarkeit für die Angehörigen der Streitkräfte. Kurzfristige Versetzungen werden dadurch in ihrer Summe deutlich reduziert. Daneben bringen kontinuierlicher Informationsaustausch und die regelmäßige Durchführung von Personalentwicklungsgesprächen Personal und Personalführung näher zusammen. „All dies hat zu mehr Transparenz und Attraktivität des Gesamtsystems beigetragen“, bewertet Maaß die Entwicklungen in der Personalführung der Bundeswehr.