Internationalität leben als Betreuungsstabsoffizier
Internationalität leben als Betreuungsstabsoffizier
- Datum:
- Ort:
- Hürth
- Lesedauer:
- 3 MIN
„So ein herzliches Ankommen erlebt man nicht in jeder Dienststelle, hier ist alles top organisiert und vorbereitet“, fasst Oberstleutnant Marc Popanda den Eindruck der ersten Wochen am Bundessprachenamt zusammen und erntet Zustimmung von Fregattenkapitän Sebastian Uhle und Oberstleutnant Kevin Jannsen. Mit Beginn des Jahres haben die drei in Hürth ihren Dienst als Betreuungsstabsoffiziere des Lehrgangs Generalstabsdienst-/Admiralstabsdienst international (LGAI) aufgenommen – eine einmalige Verwendung in der Bundeswehr mit ungewöhnlichen Aufgaben.
Die LGAI-Teilnehmenden sind am Bundessprachenamt, um Deutsch zu lernen. Damit die Teilnehmenden des LGAI – unter anderem aus Peru, Algerien, Thailand, Aserbaidschan, Brasilien oder Japan – einen ebenso guten Start am Bundessprachenamt haben, steht ihnen je Teilstreitkraft jeweils ein Betreuungsstabsoffizier (BeO) zur Seite. Die deutschen Offiziere gestalten ein Rahmenprogramm zum Sprachunterricht in Deutsch als Fremdsprache, planen Ausflüge, organisieren Teambuildingspiele oder helfen beim Autokauf. „Durch die Besuche in verschiedenen Bereichen lernen auch wir die Bundeswehr auf eine neue Art kennen“, freut sich Fregattenkapitän Uhle auf die kommende Zeit.
Spagat zwischen Auftragserfüllung und selbst Lehrgangsteilnehmer sein
Ein großer Unterschied zu anderen Aufgabenbereichen in der Bundeswehr ist, dass es keine typische Führungs- und Befehlsstruktur gibt, erläutert Oberstleutnant Popanda: „Als BeO genießt man die maximale Handlungsfreiheit in der Gestaltung seiner Arbeit, gleichzeitig ist es aber auch ein Spagat zwischen Auftragserfüllung und selbst Lehrgangsteilnehmer zu sein.“ Die Betreuungsoffiziere durchlaufen den LGAI 2021 nämlich zusammen mit den internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bis zum Ende des Jahres werden sie in Hürth leben, bevor sie dann in Hamburg die Führungsakademie besuchen.
Popanda, Jannsen und Uhle sind derzeit dabei, sich um Kindergarten- und Schulplätze zu kümmern, Wohnungsbesichtigungstermine zu vereinbaren und Haftpflichtversicherungsverträge zu erläutern. Auch ein Deutschkurs für die mitgereisten Ehepartner der militärischen Führungskräfte steht auf der Agenda. „Der Dienst endet nicht, wenn wir das Büro verlassen“, resümiert Jannsen.
Alltägliche Dinge am Anfang der Zeit in einem fremden Land
Obwohl jeder von ihnen einer anderen Teilstreitkraft angehört, haben sie eine gemeinsame Qualifikation: „Wir können uns gut in die LGAI-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer hineinversetzen“, erläutert Luftwaffensoldat Popanda, „jeder von uns hat mehrere Jahre dienstlich im Ausland verbracht.“ Er selbst hat für zwei Jahre in der niederländischen Stadt Den Haag gelebt und für die Nato gearbeitet. „Anfangs muss man sich um ganz alltägliche Dinge kümmern: ein Bankkonto eröffnen, eine Wohnung suchen, sich beim Energieversorger anmelden, Versicherungen abschließen.“ Dabei kann er nun unterstützen.
Jannsen war drei Jahre in Litauen für die NATONorth Atlantic Treaty Organization tätig und zog deshalb mit seiner Familie nach Vilnius. „Mein jüngster Sohn ist sogar dort geboren“, so der Heeressoldat. Er und seine Familie wurden von litauischen Soldaten unter anderem bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen unterstützt. „Wir hatten vor Ort immer einen Ansprechpartner, daran nehme ich mir ein Beispiel“, sagt er mit Blick auf seine Aufgaben als Betreuungsstabsoffizier.
Im spanischen Rota war Sebastian Uhle für drei Jahre stationiert und als deutscher Soldat in die spanischen Streitkräfte integriert. „Ich habe einfach gemerkt, dass mir das multinationale Umfeld liegt – deshalb ist das hier eine tolle Aufgabe und mit viel Dienstfreude verbunden.„ Im kommenden halben Jahr wird der LGAI sogar noch ein bisschen internationaler, da noch Soldatinnen und Soldaten aus weiteren Ländern dazustoßen. Sie kommen später, da sie bereits über umfangreichere Deutschkenntnisse verfügen. So erreichen alle am Ende der Zeit am Bundessprachenamt sehr gute Sprachfähigkeiten. Das ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen LGAI in Hamburg. Insgesamt werden dann knapp 30 Nationen von vier Kontinenten vertreten sein.
Bis zum Ende des Jahres haben Jannsen, Popanda und Uhle jedenfalls ein klares Ziel: „Wenn die Lehrgangsteilnehmerinnen und –teilnehmer nicht nur höflicherweise sagen, dass sie sich gut aufgehoben fühlen, sondern weil es so ist, dann haben wir alles richtiggemacht.“