Berufsabschlüsse für Luftwaffenpioniere und Logistiksoldaten

Berufsabschlüsse für Luftwaffenpioniere und Logistiksoldaten

Datum:
Ort:
Diepholz
Lesedauer:
5 MIN

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Trotz der COVID-19Coronavirus Disease 2019-Pandemie ist es auch 2020 gelungen, im Rahmen des Integrierten Erwerbs ziviler Berufsabschlüsse erfahrene Soldatinnen und Soldaten zu Berufsabschlüssen zu verhelfen, die mit der Fachlichkeit ihrer jeweiligen dienstlichen Tätigkeit korrespondieren.

Bei derartigen Maßnahmen geht es darum, aufbauend auf einer aus der Tätigkeit resultierenden beruflichen Handlungsfähigkeit eine ergänzende Prüfungsvorbereitung durchzuführen, sodass die Teilnehmenden am Ende die Abschlussprüfung vor einem Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer bestehen können.

Bei den Luftwaffenpionieren und den Logistiksoldaten konnten diese Maßnahmen mit den Berufen Baugeräteführerin/ Baugeräteführer bzw. Fachlageristin/ Fachlagerist erfolgreich durchgeführt werden.

Objektschützer mit Ehrgeiz und Lernwillen zum zivilen Berufsabschluss „Baugeräteführer“

Tief greift die Baggerschaufel in den Boden hinein und transportiert das Erdreich auf einen Lastwagen. „Das war schon ein Marathon und man musste erst einmal wieder lernen zu lernen“, meint Oberstabsgefreiter Stefan Zimmer, während er den Bagger wieder in Richtung Baugrube dreht. Eine Baugrube auszuheben war Bestandteil der vierteiligen praktischen Prüfung. Davor stand jedoch eine Menge Theorie und Selbststudium auf dem Lehrplan.

Ein kleiner Bagger kippt eine Schaufel Erde in die Schaufel eines größeren Baggers.

Zusammenarbeit unterschiedlicher Baugeräte

Bundeswehr/ Johann Michael Scheller

Im Februar 2020 hatte sich der 25-jährige Luftwaffenpionier freiwillig zur Teilnahme an der Maßnahme Integrierter Erwerb eines zivilen Berufsabschlusses angemeldet. Dazu mussten er und die übrigen fünf Teilnehmenden der 6. Staffel des Objektschutzregimentes der Luftwaffe „Friesland“ bereits den Baggerschein, den Ladegeräteschein (Radlader) und den Walzenschein nachweisen.

„Wir erhielten zuerst eine Anzahl an Lehrbüchern, die wir im Selbststudium (…) durcharbeiten mussten. Technik und Mathematik standen nun wieder auf dem Stundenplan.“, so Baugeräteführer Zimmer. Mit gegenseitiger Unterstützung konnten die Herausforderungen bewältigt und Wissenslücken gut geschlossen werden.  

Im Herbst 2020 wurde den Prüflingen ein Mentor aus dem Ausbildungszug der 6. Staffel zur Seite gestellt. „Der Hauptfeldwebel (Mentor) hat uns dann nach unserem intensiven Selbststudium fit für die anstehenden Prüfungen gemacht, und wir konnten danach an der Prüfung vor der Industrie und Handelskammer Oldenburg vorstellig werden“, so Zimmer.

Der schriftlichen Prüfung im Dezember 2020 folgte im Januar 2021 die in vier Abschnitte unterteilte praktische Prüfung. Dabei musste u.a. ein Bagger auf einem Schwerlasttransporter für einen sicheren Straßentransport vorbereitet werden.

Durch Ehrgeiz und Fleiß war es Stefan Zimmer und seinen fünf Kameraden schlussendlich möglich, die Prüfungen erfolgreich zu absolvieren, sodass sie sich nun Baugeräteführer nennen dürfen.

Ein Soldat schaut in die Kamera; rechts hinter ihm steht ein Bagger.

…und auch Schnee und Eis kann Oberstabsgefreiter Stefan Zimmer nicht stoppen.

Bundeswehr/ Gerhard Groeneveld

26 neue „Fachlageristinnen/ Fachlageristen“ in der Bundeswehr

Erstmals hat sich 2020 auch das Kommando Cyber- und Informationsraum (KdoKommando CIRCyber- und Informationsraum) an der Maßnahme Integrierter Erwerb des zivilen Berufsabschlusses Fachlageristin/ Fachlagerist beteiligt. 16 der insgesamt 26 erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Winterprüfungen 2020/ 2021 kamen aus den logistischen Bereichen dieses Kommandos.

Allerdings ist dieser Durchgang nicht rund gelaufen, denn pandemiebedingt sind viele Prüfungen ausgefallen bzw. mussten verschoben werden. Es warten im Moment noch 14 Soldatinnen und Soldaten darauf, ihr Können vor einem Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer unter Beweis stellen zu können.

Einer der von diesen Verschiebungen betroffenen Soldaten ist der 32-jährige Oberstabsgefreite Christoph Bahlmann, der im Stabsquartier des Kommando Cyber- und Informationsraum als Materialbewirtschaftungssoldat seinen Dienst tut.

Ein Mann steht mit einem Hubwagen vor einem Regal.

Oberstabsgefreiter Christoph Bahlmann an seinem Arbeitsplatz

Bundeswehr/ David Blankennagel-Tebs

„Ich bin von meinem Kompaniefeldwebel angesprochen worden, ob ich nicht an dem Projekt teilnehmen will. Daraufhin habe ich mich im BeWiki, dem Bundeswehr-internen Wiki-Service, (…) über die Einzelheiten informiert. Ich war sofort interessiert, weil ich mit zehn Jahren Erfahrung als Materialbewirtschaftungssoldat über die notwendigen fachlichen Voraussetzungen verfüge und momentan plane, die Bundeswehr in knapp drei Jahren zu verlassen. Wenn mit der Prüfung alles klappt, habe ich dann einen zivilen Berufsabschluss, der mir Türen bei zivilen Arbeitgebern öffnen wird, die sonst verschlossen geblieben wären.“

„Ich bin zunächst über längere Zeit von meinem fachlichem Vorgesetzten (…) in einem sogenannten mentoriellen Selbststudium ausgebildet worden. Dafür haben wir uns etwa einmal wöchentlich getroffen und Ausbildungsinhalte festgelegt, die ich mir dann selbstständig erarbeitet habe. Mein Mentor stand mir hier jederzeit für fachliche Fragen zur Verfügung. Die zweiwöchige Ausbildung Wirtschaft und Soziales, in der wir in den für die Prüfung wichtigen rein zivilen Ausbildungsanteilen unterrichtet wurden, wurde von der Bundeswehrfachschule Hannover als E-Learning durchgeführt und war sehr interessant und gut gestaltet. Ein zusätzliches Highlight (…) war eine Einweisung im Materialdepot. Auf diese Weise habe ich auch mal die Abläufe auf einer anderen logistischen Ebene kennengelernt.“

Die kommende Prüfung teilt sich in einen theoretischen und einen praktischen Anteil. In der Praxis wird es beispielsweise darum gehen, einen größeren Materialeingang anzunehmen, der fehlerhaft ist. Die Aufgabe wird wahrscheinlich sein, die Fehler zu erkennen, zu dokumentieren und die notwendigen Folgemaßnahmen einzuleiten, im Prinzip alles Dinge, die zu meinem Tagesgeschäft gehören, trotzdem ist man natürlich angespannt.“

 „Ich bin sehr dankbar, dass mir über das Projekt die Möglichkeit eröffnet wird, während meiner Dienstzeit einen zivilen Berufsabschluss zu erwerben und dass ich dadurch entspannter in die Zukunft blicken kann.„

Resümee

Major Christian Hartwig, der Staffelchef der 6. Staffel des Objektschutzregimentes der Luftwaffe „Friesland“, ist von der Maßnahme Integrierter Erwerb von zivilen Berufsabschlüssen überzeugt. „Meine Staffel hat in den letzten zwei Jahren in zwei Projektdurchläufen dreizehn erfahrene Luftwaffenpioniere zum zivilen Berufsabschluss „Baugeräteführer“ geführt. Sowohl die Absolventen, als auch die eingeteilten Mentoren haben viel Engagement und Initiative bewiesen, um dieses Ziel zu erreichen. Letztlich ist es durchgehend gelungen, die militärisch erworbenen fachlichen Fähigkeiten und Kompetenzen unserer Soldaten in einem zivilen Berufsabschluss sichtbar zu machen und den Kameraden so eine gute Perspektive für das Zivilleben nach Verlassen der Bundeswehr, ggf. aber auch für höhere Laufbahnen in den Streitkräften aufzubauen.

Auch wenn für meine Einheit eine Menge Arbeit mit der Durchführung dieser Projekte verbunden ist, sehe ich einen hohen Wert nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die Bundeswehr. Neben dem zusätzlichen Wissen, das in den täglichen Dienst eingebracht werden kann, bemerke ich als Staffelchef positive Auswirkungen auf Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und auf die Motivation meiner Soldaten. Schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass solche Möglichkeiten der Qualifizierung tätigkeitsbegleitend geboten werden.“

von Thomas Wickert u. a.  E-Mail schreiben

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