Bildungszentrum der Bundeswehr

Neuer hybrider Führungskräftelehrgang - ein lebendiges Konzept

Neuer hybrider Führungskräftelehrgang - ein lebendiges Konzept

Datum:
Ort:
Mannheim
Lesedauer:
6 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Erstmals findet der Lehrgang „Leadership Level I (A15)“ im Hybrid-Format statt, diesmal auch mit Teilnehmenden aus dem gehobenen Dienst. Was diesen Lehrgang am Bildungszentrum der Bundeswehr (BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr) zudem besonders macht, erzählt der Lehrgangsleiter Dr. Ulrich K., Wissenschaftlicher Direktor am BiZBW, im Interview.

Ein Mann sitzt vor einem Computer und lächelt

Dr. Ulrich K. leitet den ersten hybriden Lehrgang für den gehobenen und höheren Dienst am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr und stellt sich den Fragen im Interview

BiZBw/ Marina Schmidt

Was ist neu am digitalen Führen und worauf müssen sich die Führungskräfte einstellen?

Der achttägige Lehrgang „Leadership Level I (A15)“ soll die zivile Führungsebene der Besoldungsgruppe A15 nicht zuletzt auf die Aufgaben vorbereiten, die das digitale Umfeld mitbringt. Homeoffice und mobiles Arbeiten sind spätestens seit der Corona-Pandemie auch in der Bundeswehr angekommen. Für Führungskräfte ist digitale Kommunikation daher sehr wichtig, um jene Mitarbeitenden zu erreichen, die nicht vor Ort sind, und um das Team auch unter Online-Bedingungen zusammenzuhalten.

Diese Herausforderung haben wir als einen Schwerpunkt identifiziert und die Themen Digital Leadership, Digitale Kommunikation und Zusammenarbeit und Agiles Arbeiten in den Führungslehrgang integriert. Aber auch andere „Soft-Skills“-Themen wie Rhetorik, Verhandlungsführung oder auch das Zeit- und Stressmanagement kommen nicht zu kurz.

Was ist das übergeordnete Konzept dieses Lehrgangs?

Dieser Lehrgang ist Teil des PULL-Konzepts, dem Permanent Upgrade of Lifetime Leadership. Das heißt, dass die Führungskräftefortbildung auf lebenslanges Lernen ausgerichtet ist. Die Konzeption richtet sich primär an Angehörige des höheren Dienstes, doch gibt es einige Lehrgänge, an denen auch solche des gehobenen Dienstes teilnehmen.

Jemand füllt ein Blatt mit Aufgaben aus

Zum Lehrgang gehört auch das persönliche Einordnen der eigenen Stressresistenz und Selbstmanagement

BiZBw/ Marina Schmidt

In der gesamten PULL-Reihe werden die zuvor genannten Inhalte immer wieder thematisiert. Wir bereiten also auch die Vorgesetzten dieser Führungskräfte auf diese Themen vor. Wenn eine Führungskraft der Ebene A15 eine Methode ausprobiert, erkennt eine Führungskraft der Ebene B6+ im Idealfall das Konzept aus einem eigenen Training wieder und bietet seinen Führungskräften dafür den Raum – und wenn es gut klappt, probieren es auch die Vorgesetzten aus.

Es ist demnach eine Art Schneeballsystem, das wir installieren wollen, eine Idee, die ins Rollen kommt und eine wachsende Zahl an Teilnehmenden gewinnt. Es ist ein lebendiges Konzept.

Was sind die Stärken des Lehrgangs vor dem Hintergrund einer Führungskräftefortbildung, die ein ganzes Leben währt?

Der Leadership Level I (A15) ist der erste echte Führungslehrgang innerhalb der PULL-Konzeption. Zu den klassischen Bundeswehrthemen, die die Führungskräfte interessieren müssen, zählen zum Beispiel Personalvertretungsrecht, Projektmanagement, Datenschutzrecht oder auch die Arbeit des Bundesrechnungshofs. Es wird aber auch der wichtige Themenkomplex Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion behandelt. Sämtliche Vortragende sind hochmotiviert und engagiert und geben Raum für angeregte Diskussionen.

Für die persönliche Entwicklung der Führungskräfte ist es erforderlich, zu wissen und zu erfahren, wie man ein Team möglichst gut und zielorientiert führt. Mit der Umstellung von reinen Präsenzkursen auf Online-Kurse im Jahr 2021 haben wir erkannt, dass Führungskräftetrainings auch online erfolgreich durchgeführt werden können. Vor allem digitale Führungskompetenzen online zu vermitteln, hat sich bewährt. Da gleichzeitig jedoch der Gedanke der Vernetzung und der Zusammenarbeit im Zentrum steht, sind wir dem Wunsch der Teilnehmenden gerne nachgekommen, sich zunächst in Präsenz kennenzulernen.

Das Ergebnis ist das neue Hybrid-Modell: Konkret bedeutet das, dass drei Tage des Lehrgangs in Präsenz in Mannheim stattfinden und der Kurs anschließend in eine fünftägige Online-Phase übergeht.

Für Teilnehmende, die aufgrund familiärer Verpflichtungen oder anderer Gründe nicht nach Mannheim fahren können, bieten wir jedoch weiterhin das reine Online-Format des Führungskräftelehrgangs an. In diesem Jahr gibt es deshalb drei Hybrid-Lehrgänge und drei Online-Lehrgänge.

Beim Online-Training entfallen die Fahrtwege. Insofern tragen wir hier auch dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung. Gleiches gilt auch für die Nutzung der Lernplattform ILIAS. Hier werden sämtliche Präsentationen und andere Unterlagen online zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmenden können noch nach Ende des Lehrgangs auf die Inhalte zugreifen. Papierunterlagen werden nicht mehr verteilt.

Zudem wurde ja der Teilnehmendenkreis auf den gehobenen Dienst erweitert…

Richtig. Da der gehobene Dienst zahlenmäßig erheblich größer als der höhere ist und auch er in der Praxis mit Führungsthemen konfrontiert wird und Personalverantwortung trägt, muss auch diese Laufbahngruppe entsprechendes Knowhow erwerben und mit den neuesten Erkenntnissen der Führungslehre und Kommunikation in Berührung kommen.

Deshalb sollen künftig in jedem Leadership-Lehrgang ca. 25% der Plätze für Angehörige des gehobenen Dienstes zur Verfügung stehen – am jetzigen Lehrgang sind dies sechs Personen.

Ich habe im Programm des Lehrganges gesehen, dass bei der Ausgestaltung des Lehrgangs auch externe Trainerinnen und Trainer herangezogen werden. Welche Idee liegt hier zugrunde?

Wir sind der Auffassung, dass ein Blick über den Tellerrand sinnvoll ist.

Eine Frau sitzt an einem Computer und arbeitet

Die Teilnahme an dem Lehrgang wird neben Präsenztagen auch in digitaler Form als hybrider Lehrgang angeboten

Darius Retzlaff/Bundeswehr

Das Motto ist: Wie machen es Unternehmen und andere Verwaltungen? Externe Trainerinnen und Trainer können durch ihre Expertise und Erfahrungen frischen Wind in die Bundeswehr-Führungslehrgänge bringen.

Sie verstehen ihr Handwerk und können „Soft-Skills“ adressatengerecht vermitteln, etwa in Rhetorik, Verhandlungsführung, Zeit- und Stressmanagement, ebenso wie in den genannten Bereichen des digitalen Führens. Die Teilnehmenden erfahren damit, wie es „draußen“ gemacht wird. Eine Erkenntnis ist die, dass sich die Herausforderungen größtenteils gar nicht so sehr von unseren unterscheiden.

Natürlich verlangt das eine gewisse Transferleistung bei den Teilnehmenden. Wir zeigen Möglichkeiten auf und bieten den Raum, diese Themen zu reflektieren. Die Führungskräfte müssen selbst überlegen und entscheiden, was für sie selbst und für ihren Bereich anwendbar und mit Blick auf die Zukunft durchführbar ist.

Wie funktionieren das „Agile Arbeiten“ und die digitale Kommunikation im Lehrgang, aber auch in der Praxis?

Digitale Kommunikation ist im Grunde genommen Kommunikation unter der besonderen Bedingung des digitalen Raums. Das Ziel ist, dass Teilnehmende Methoden anwenden, die sie selbst im Lehrgang praktiziert haben, etwa virtuelle Austausch-Runden, die zielgerichtete Nutzung der Chatfunktion im Wege einer Abfrage oder auch das Präsentieren von Arbeitsergebnissen über das Whiteboard.

Agiles Arbeiten, also große Flexibilität und schnelle Handlungsfähigkeit in der Arbeitsweise, erweckt zunächst den Anschein, nicht in unsere hierarchisch organisierte Bundeswehr-Welt zu passen. Wir haben die Erwartungshaltung, dass die Teilnehmenden darüber reflektieren und an angemessenen Stellen Elemente des Agilen Arbeitens im Team verwenden.

Wir bieten darüber hinaus im Abstand von vier bis sechs Wochen nach Lehrgangsende zwei jeweils zweistündige Review-Termine für die „Soft-Skills“-Themen an, um das Gelernte zu reflektieren. Das heißt, die Teilnehmenden können sich auf freiwilliger Basis mit ihren Trainerinnen und Trainern der beiden Hauptblöcke, einmal Rhetorik/Verhandlungsführung und Zeit- und Stressmanagement und den Digitalthemen, also „Digital Leadership“, digitale Zusammenarbeit und Kommunikation und Agiles Arbeiten online treffen und von ihren Praxis-Erfahrungen berichten. Diese Themen (und Ergebnisse) werden im Anschluss diskutiert.

Neben dem Feedback der Trainerinnen und Trainer gibt es oftmals aus der Gruppe heraus Vorschläge, wie man die Anwendung optimieren könnte. Die Teilnehmenden bleiben so im Gespräch und in Kontakt.

Aber ein erfolgreicher Lehrgang basiert auch auf einer soliden Vorbereitung: So beginnen wir den Lehrgang nicht erst am Lehrgangsauftakt, sondern bereiten die Teilnehmenden durch verschiedene E-Mails schon vier bis sechs Wochen vorher auf den Lehrgang vor – inklusive Technik-Check.

Welche Bilanz ziehen Sie als Lehrgangsleiter persönlich?

Es ist immer wieder spannend und schön, mit einer Gruppe zu arbeiten, die sich nicht kennt und bei der man beobachten kann, wie sie zusammenwächst. Letztlich geht es uns darum, dass wir einen Beitrag leisten, wie wir die Bundeswehr mit den gelehrten Inhalten moderner, effektiver und schlagkräftiger machen und Verkrustungen lösen. Ich kann immer wieder beobachten, dass bei den Teilnehmenden etwas in Bewegung gerät!

Bodo Sartig, ROAR, Bereichsleiter Facility Management im BwDLZ Veitshöchheim
„Führungsverhalten verändert sich kontinuierlich. Mir ist es deshalb wichtig, dass ich meine vorhandenen Kenntnisse im Führungsverhalten stetig anpasse und ggf. verbessere. Davon profitiere am Ende nicht nur ich, sondern auch meine Mitarbeitenden. Die Öffnung des Lehrgangs für den gehobenen Dienst begrüße ich sehr, denn auf dieser Ebene findet mehr Führung statt, als man gemeinhin annimmt.“
Sabine Steinberg, ROAR’in Dezernatsleiterin für Reserveangelegenheiten im KarrCBw Hannover
„Unter dem Motto ‚Lebenslanges Lernen‘ hat mich der Lehrgang angesprochen, denn es ist nie zu spät sein eigenes Führungsverhalten zu reflektieren. Ich empfinde meine Teilnahme auch im Sinne des Multiplikatoreneffekts als gewinnbringend. So freue ich mich, die Erfahrungen aus dem Lehrgang an meine Mitarbeitenden weitergeben zu können.“
von Nora El-Awdan  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.