Wer entscheidet über meinen Weg in die Bundeswehr?
Wer entscheidet über meinen Weg in die Bundeswehr?
- Datum:
- Ort:
- Düsseldorf
- Lesedauer:
- 4 MIN
Wenn ein junger Mensch sich für die Bundeswehr entscheidet, dann hat er einen fordernden Eignungstest vor sich. Dieser besteht aus vier Teilen: einer ärztlichen Begutachtung, dem Sporttest, einem Online-Test und einem klassischen Bewerbergespräch. Hat der Bewerber diesen Eignungstest bestanden, dann wartet die letzte Station in diesem Verfahren: Der Einplaner. Hauptmann Christian Dohmen ist einer von ihnen. Er zeigt mögliche Stellen auf, die für den Bewerber zur Verfügung stehen. Wunsch und Realität gehen dabei manchmal getrennte Wege.
Wir befinden uns im Karrierecenter der Bundeswehr in Düsseldorf. Genauer gesagt im Büro von Hauptmann Christian Dohmen. Er ist ein schlanker, groß gewachsener Mann mit einer freundlichen Ernsthaftigkeit. Einer, vor dem man Respekt hat. Das merkt auch der 22-jährige Bewerber Nils. Etwas schüchtern sitzt Nils in dem Büro des Offiziers. Seine Hände hat der junge Mann im Schoß zusammengefaltet. So, als würde er beten und hoffen, dass sein Wunsch nach einer heimatnahen Verwendung in Erfüllung geht. Heimatnah, das wäre Kleve. Er ist bereits der fünfte Bewerber, dessen berufliche Weiche heute von Hauptmann Dohmen gestellt wird. Und es ist gerade erst Mittag. Einen Luftwaffensicherungssoldaten hat er bereits nach Schortens in Schleswig-Holstein vermittelt, eine Sanitätssoldatin nach Weißenfels in Sachsen-Anhalt, er hat einen Protokollsoldaten fürs Wachbataillon in Berlin gewonnen und einen Kraftfahrer für Marienberg in Sachsen. Fünf weitere werden an diesem Tag noch folgen. Nils ist aufgeregt. Niemand weiß, dass er heute das Assessment bei der Bundeswehr absolviert und auch bestanden hat. Am allerwenigsten sein Arbeitgeber. Nils arbeitet in seinem gelernten Beruf als Garten- und Landschaftsbauer.
Berufliche Perspektive mit drei Wünschen
„Wer bis hierhin gekommen ist, hat es fast geschafft und könnte sich eigentlich entspannen. Jetzt geht es nämlich nur noch darum, dem Bewerber einen konkreten Arbeitsplatz anzubieten“, erklärt der 43-jährige Offizier. In seinem Büro geht es zu wie in einer Art Jobbörse. Wir versuchen, die Ergebnisse, die in den einzelnen Schritten des Auswahlverfahrens entstanden sind, unter einen Hut zu bekommen, um dem Bewerber das bestmögliche Angebot zu unterbreiten. Dabei haben wir natürlich den Bedarf der Streitkräfte zu berücksichtigen erklärt der zweifache Familienvater weiter. Wie ein Arbeitsvermittler will Dohmen wissen, was der Betreffende sich vorstellt, dann sieht er nach, was gebraucht wird und welche Dienstposten frei sind. „Jeder Bewerber ist angehalten, drei Verwendungswünsche zu äußern. Das ist ganz wichtig. Oftmals kommt es vor, dass der Erstwunsch nicht berücksichtigt werden kann, dann braucht es Alternativen
„Jeder Bewerber ist angehalten, drei Verwendungswünsche zu äußern. Das ist ganz wichtig. Oftmals kommt es vor, dass der Erstwunsch nicht berücksichtigt werden kann, dann braucht es Alternativen.“
Manche Gespräche dauern eine halbe Stunde, manche länger. Nils ist immer noch aufgeregt.
Insgesamt sind im Karrierecenter der Bundeswehr in Düsseldorf vier Einplaner eingesetzt. Jeder von ihnen hat im Schnitt zwischen 12 und 15 Karriereplanungen pro Tag. „Das ist schon teilweise recht fordernd. Hin und wieder nehme ich den einen oder anderen Bewerber in Gedanken mit nach Hause. Meistens dann, wenn ich ihm nicht so helfen konnte, wie es sich der Bewerber gewünscht und gewollt hätte. Aber der Beruf macht mir sehr viel Spaß. Jedenfalls so viel Spaß, dass ich meinen beiden Kindern die Bundeswehr als Arbeitgeber empfehlen würde.“
Offen, ehrlich und transparent
Nils hat sich entschieden, sich für 12 Jahre zu verpflichten. Eigentlich wollte er in die Feldwebellaufbahn. Dafür reichen aber seine Testergebnisse nicht aus. Hauptmann Dohmen schlägt ihm nun die Unteroffizierlaufbahn vor. Nils muss sich jetzt entscheiden. Er hadert noch. Der Einplaner versucht grundsätzlich anhand der im gesamten Bundesgebiet ausgeschriebenen Stellen, die zum Wohnort heimatnächste Stelle zu finden, sofern es der Wunsch des Bewerbers ist. Da er sich dabei grundsätzlich jedoch am Bedarf der Streitkräfte orientieren muss, kann er eine heimatnahe Verwendung dieses Mal leider nicht realisieren.
An der Wand links hängt eine große Deutschlandkarte. Sämtliche Kasernen und Standorte sind darauf eingezeichnet. Erst wird Nils ein Dienstposten in Bogen vorgeschlagen. Nils kennt Bayern eigentlich nur von Postkarten. Als ihm der Einplaner anhand der Karte zeigt, wie weit Bogen von Kleve entfernt liegt, wählt er die Alternative Husum. Das kennt er, da war er schon mal. Am 2. Januar 2020 kann er dann im Ersten Spezialpionierregiment 164 seinen Dienst antreten. Als Pioniermaschineneinsatzunteroffizier. Einstellungsdienstgrad Stabsunteroffizier. Allerdings wird er vorher seine Grundausbildung an der Unteroffizierschule des Heeres in Celle absolvieren.
Was Nils allerdings noch nicht wusste: Bei dem angebotenen Dienstposten handelt es sich um eine Tätigkeit, die mit einer Verpflichtungsprämie ausgelobt ist. Er bekommt für seine Bereitschaft, zwölf Jahre Dienst leisten zu wollen, insgesamt 12.000 Euro im Zuge der jeweiligen Dienstzeitfestsetzungen.