Für die Bundeswehr im Ausland arbeiten - Umzug mit Familie

Für die Bundeswehr im Ausland arbeiten - Umzug mit Familie

Datum:
Ort:
Reston
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Falk Hüttner ist Übersetzer bei der Bundeswehr. Sein Beruf hat dem ehemaligen Soldaten viele interessante Erfahrungen eingebracht. Jetzt hat er ihn nach Reston, USA, geführt. Dort arbeitet er in einem Auslandssprachendienst der Bundeswehrverwaltung.

Falk Hüttner vor den beiden Bildschirmen, mit denen er im Home Office arbeitet.

Falk Hüttner an seinem ITInformationstechnik-Arbeitsplatz im Home-Office. Der Sprachendienst arbeitet jetzt in zwei Schichten – jeweils eine Woche im Büro und dann wieder von zu Hause.

privat

Der Übersetzer für Englisch ist schon fast sein ganzes Leben bei der Bundeswehr. Nach seiner Karriere als Zeitsoldat und Offizier hat sich der Technikspezialist dafür entschieden, zum Sprachendienst zu gehen. Jetzt ist der ehemalige Flugzeugmechaniker und Panzergrenadier-Zugführer genau dort angekommen, wo er schon immer hinwollte:

Raus aus der Routine und fremde Länder und Kulturen kennenlernen!“

Nachdem der 51-jährige Familienvater bereits als Übersetzer beim Multinationalen Kommando Nord-Ost im polnischen Stettin beschäftigt war, konnte er seine Auslandskarriere jetzt in den USA fortsetzen. „Für meine Frau und mich war das ein großer Glücksfall“, meint Hüttner. „Schon in Polen haben wir viele neue Einblicke und Freunde gewinnen können“, berichtet er von seiner ersten Erfahrung beim Auslandssprachendienst. In Deutschland ist er Übersetzer beim Bundessprachenamt, in seiner Auslandsverwendung arbeitet er für die Bundeswehrverwaltungsstellen im Ausland.

Falk Hüttner, seine Frau und seine beiden Töchter auf der Veranda ihres Hauses

Die junge Familie ist gut in der neuen Umgebung angekommen. Ehefrau Sabine hat Verwandte im Bundesstaat Virginia, nicht allzu weit entfernt.

privat

Neue Erfahrungen und Chancen

Als sich die Zeit in Stettin nach drei Jahren dem Ende zuneigte, wurde die Stelle in Reston nahe Washington frei. Eine gute Gelegenheit, weiter im Ausland zu arbeiten, aber mittlerweile war Hüttner verheiratet und Vater geworden. Nach der Beratung mit seiner Partnerin fiel die Entscheidung und die Bewerbung ging auf den Weg. „Meine Frau hat Verwandte in Virginia, das hat uns den Einstieg hier sehr erleichtert„, berichtet Hüttner. Neben den neuen beruflichen und persönlichen Erfahrungen sei dies eine weitere Motivation für sie gewesen. Dazu kam noch die einmalige Chance, von den USA aus Reisen zu unternehmen, die eigenen Sprachkenntnisse auszubauen und in die amerikanische Kultur einzutauchen. Auch die Möglichkeit für Hüttners Töchter, in einen amerikanischen Kindergarten zu gehen und so zweisprachig aufzuwachsen, war für ihn wichtig.

Aber es gibt auch den ein oder anderen ,,Wermutstropfen“, meint Hüttner. Der Kontakt zu Verwandten, Freunden und Bekannten in Deutschland sei jetzt natürlich etwas schwieriger. Hinzu komme derzeit, dass die sonst regelmäßigen Besuche aus der Heimat wegen der Corona-Krise nicht mehr möglich sind. „Aber alles in allem sind wir natürlich froh und glücklich, hier sein zu dürfen„, fasst er zusammen.

Falk Hüttner steigt in sein Auto und macht sich auf den Weg zur Arbeit

Hüttner auf dem Weg zur Arbeit. Das Auto ist hier für viele eine der ersten Anschaffungen, denn ohne ist es nicht immer einfach.

privat

Zwischen Arbeitsplatz und Homeoffice

Die Zeit der Gewöhnung an die neue Umgebung war nicht ganz einfach: „Der Jet-Lag nach der Ankunft hat mich noch gut sechs Wochen lang geschlaucht“, erinnert sich Hüttner. Er überlegt kurz und muss dann schmunzeln: „Aber was soll meine Frau erst sagen, die damals mit unserer zweiten Tochter hochschwanger war?“ Doch am Ende hat die Familie ihr Glück in der neuen Heimat gefunden – inklusive schönem Townhouse mit reichlich Platz für die junge Familie.

Dies war gerade jetzt ein wichtiger Faktor, denn während der ersten Monate der Corona-Krise gab es bei der Arbeit einen Schichtbetrieb. Für Hüttner bedeutete das: „Jede zweite Woche habe ich von zu Hause gearbeitet und dort beide Kinder mitbetreut.“ Das Angebot der Bundeswehr, seine Familie nach Deutschland auszufliegen, fand er gut, aber nach einem „Familienrat“ haben sich die Hüttners zum Bleiben entschieden. An ihrem Wohnort im Fairfax County sei die Situation nicht kritisch und auch die Unterstützung und Vorkehrungen der Dienststelle haben dazu beigetragen: „Wir werden gut versorgt, sowohl materiell als auch mit Informationen“, meint Hüttner. Von der Bundeswehr kommen Mund-Nase-Schutz und Desinfektionsmittel und von den Kolleginnen und Kollegen gibt es Verständnis für die Familiensituation und kameradschaftliche Hilfe.

Internationale Zusammenarbeit

Der Zusammenhalt im Team ist wichtig, gerade im Ausland, wo die deutsche Community ein wichtiger Bezugspunkt ist. Denn die Aufgaben im Job sind vielfältig und anspruchsvoll. Oft geht es um wichtige persönliche Dokumente für andere Bundeswehrangehörige in den USA und Kanada. Rund 1.000 Angehörige der Streitkräfte und der Verwaltung arbeiten hier, viele davon mit ihren Familien. Sie sind in der Piloten- oder Flugabwehrausbildung oder arbeiten an gemeinsamen Projekten mit den amerikanischen oder NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten.

F-18 Kampfflugzeuge bei der Luftbetankung. Solche Maschinen sind für ein Beschaffungsprojekt vorgesehen.

F-18 Kampfflugzeuge der finnischen Luftwaffe. Maschinen dieses Typs sind für ein gemeinsames deutsch-amerikanisches Beschaffungsprojekt vorgesehen.

Bundeswehr

Auch Rüstungs- und Beschaffungsvorhaben werden hier vorangebracht – und natürlich übersetzt. Für einen technisch versierten Experten wie Hüttner bedeutet das eine hohe Verantwortung und ständige Herausforderung. Die Übersetzungen der Sprachenprofis sind eine wichtige Grundlage für spätere Verhandlungen.

Aber auch ein Profi und erfahrener Übersetzer wie Hüttner kennt noch Herausforderungen: „Wenn die Familie meiner Frau im regionalen Dialekt redet, komme selbst ich manchmal nicht mehr mit“, gesteht er ein. Er wäre aber kein interkultureller Experte, wenn er dies nicht diplomatisch und humorvoll lösen könnte: „Im Zweifel nicke ich zustimmend und hoffe, dass es keine Frage war.“


von Ulrich Veen  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema