Mentoring in der Bundeswehr – Vielfalt als Wirtschaftsfaktor
Mentoring in der Bundeswehr – Vielfalt als Wirtschaftsfaktor
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Halbzeit für den vierten Durchgang des Mentoring-Programms der Bundeswehr am 13. Februar 2020. Wieder sind nicht nur zahlreiche Gäste aus der ganzen Bundeswehr zum Bildungszentrum nach Mannheim gekommen, sondern auch Referierende, die mit ihren Themen und Lebensgeschichten beeindrucken. Von ihnen erfuhr man, weshalb ein DAXDeutscher Aktienindex-Unternehmen eine Gender-Diversity-Strategie verfolgt und wie eine „Killerbiene“ ihre große Liebe fand.
Man wolle das Geschäftliche auch mit sozialer Verantwortung verbinden, sagt Gerhard Müller. „Das ist leicht gesagt, aber ernst gemeint,“ denn als weltweit agierendes Chemieunternehmen könne man es sich schlicht nicht leisten, diese Themen zu vernachlässigen, so der Head of Diversity und Inclusion bei BASFBadische Anilin- & Soda-Fabrik.
Zukunft gestalten
Von den weltweit über 120.000 Mitarbeitenden arbeiten fast 40 Prozent außerhalb Europas. Mehr als ein Viertel davon sind Frauen; mit steigender Tendenz. Müller betont, dass der Frauenanteil zukünftig weiter steigen werde, weil die stärker männerdominierten Alterskohorten in absehbarer Zukunft ausscheiden werden. Herausforderungen, die auch die Bundeswehr kennt.
Fachkräftemangel, demografischer Wandel und veränderte Rollenbilder und Wertorientierungen sind gemeinsame Rahmenbedingungen, die staatliche wie privatwirtschaftliche Organisationen in gleicher Weise betreffen.
Bessere Entscheidungen treffen
Es gebe daher eine ganze Reihe von Gründen, weshalb es sich aus Sicht der Wirtschaft lohne, das Thema ernst zu nehmen: Eine heterogene und auf Einbeziehung angelegte Binnenstruktur begünstige die Integration neuer Mitarbeitender, etwa bei Fusionen, dem Aufbau neuer Geschäftsfelder oder der Einstellung von Fachkräften.
Einen weiteren Grund sieht Müller in der Verbesserung von Unternehmensentscheidungen, denn „je mehr unterschiedliche Perspektiven man bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt, desto robuster ist am Ende auch die Basis für die eigene Entscheidung.“
Fehler vermeiden
Dies betreffe auch den Schutz vor Fehlentscheidungen durch „Betriebsblindheit“, denn „wenn man nur Menschen hat, die alle gleich ticken, dann werden sie auch lediglich gleichartige Lösungen produzieren“, so der Unternehmensvertreter. Menschen mit unterschiedlichen Lebenswegen und Erfahrungen würden dagegen eher zu echten Alternativen und kreativen Lösungen für unvorhergesehene Problemstellungen finden.
Gerade bei der Besetzung von Gremien, die Mitarbeitende beurteilen, sei es wichtig, eine möglichst breite Auswahl unterschiedlicher Persönlichkeiten zu versammeln: Denn bewusst oder unbewusst könne es dazu kommen, dass beispielsweise Führungskräfte Bewerberinnen oder Bewerber bevorzugten, die Ihnen selbst ähneln: „Man neigt dazu, sich selbst einzustellen – sozusagen das eigene Mini-Me“, so Müller.
Auf der Party tanzen
Auch für den Zusammenhang zwischen „Diversity“ und „Inclusion“ fand Müller ein treffendes Bild, das verstehen hilft, was mit diesen Begriffen gemeint ist: „Diversity ist wie eine Einladung zu einer Party, aber erst Inclusion bedeutet, dass man dort auch zum Tanzen aufgefordert wird.“
Sein Bild verdeutlicht, dass es neben formaler Regelungen im Sinne einer diskriminierungsfreien Einstellungspraxis einer Organisationskultur bedarf, die diese Mitarbeitenden im Sinne von Inclusion, also Einbeziehung, auch willkommen heißt. Denn nur so werde auch ihr Potential offenlegt.
Kulturellen Wandel gestalten
Nur wenn man es schaffe, „diesen Chor an unterschiedlichen Stimmen auch zu orchestrieren,“ und für ein gemeinsames Ziel zu mobilisieren, könnten gemischte Teams ihr ganzes Potenzial entfalten. Wenn es aber gelingt, „können sie Leistungen zeigen, die homogene Teams so wahrscheinlich nicht erreichen,“ so Müller unter Bezug auf eine Studie der Boston Consulting Group.
Dieser kulturelle Wandel zu einer neuen Organisationkultur sei eine der großen Herausforderungen, vor denen Organisationen heute stehen. Ein entscheidender Faktor, „denn gerade Top-Talente“ blickten „sehr stark auf dieses Thema“.