Offizierlaufbahn: Erfolgreich sind nur die Besten (Teil 5)
Offizierlaufbahn: Erfolgreich sind nur die Besten (Teil 5)
- Datum:
- Ort:
- Köln
- Lesedauer:
- 5 MIN
Die Testergebnisse des Assessmentverfahrens stehen fest. Wer bei der Sportprüfung erfolgreich war, wird die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr einschlagen. Welches Studium sich am besten eignet und wo die künftigen Offiziere eingesetzt werden, lesen Sie im letzten Teil der Serie zur Bewerbung als Offizier.
Die Studienberatung strebt an, den Studienwünschen der Bewerberinnen und Bewerber zu entsprechen. Sie prognostiziert zudem, ob sie für ihr gewünschtes Studium geeignet sind und ob das Studium erfolgversprechend sein wird.
Barthel Bühl ist seit 1989 Studienberater und arbeitet im Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr. Seine Aufgabe ist die Studienberatung von Offizierbewerberinnen und Offizierbewerbern des Truppendienstes. Um eine aussagekräftige Studieneignung festzustellen, nutzt Bühl ein standardisiertes Computerverfahren. „Zunächst gebe ich die schulischen Leistungen und das Schulprofil in das Programm ein. Neben den notwendigen Sprachvoraussetzungen für das angestrebte Studium füge ich die Ergebnisse des Mathematiktests sowie des partiellen Intelligenztests hinzu“, erklärt der Studienberater. Das Programm kann so für jeden ein individuelles Leistungsprofil erstellen. „Das Ergebnis gleiche ich mit möglichen Studiengängen bei der Bundeswehr ab und kann so genau sehen, ob die Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber für ein Studium geeignet sind oder nicht. So kann ich alle individuell zu ihrem Studium beraten“, beschreibt Bühl seine Aufgabe.
Entspricht das Ergebnis und somit die Studienplatzierung nicht den Wünschen einer Bewerberin oder eines Bewerbers, dann zeigt Barthel Bühl alternative Studiengänge auf. Das ist beispielsweise auch der Fall, wenn eine Einplanung in der gewünschten Verwendung nicht möglich ist.
Offizierlaufbahn oder alternative Stellenangebote
Ziel des Auswahlverfahrens am Assessmentcenter ist die qualitative und quantitative Bedarfsdeckung für die Laufbahnen der Offiziere. „Hier gilt es, möglichst zutreffende Aussagen über Anlagen und Potenzial der Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen. So können wir eine Prognose über die Erfolgswahrscheinlichkeit der Ausbildung zum Offizier sowie der Verwendung ableiten“, erklärt Oberstleutnant Thorsten Orth vom Leitungspersonal des Assessmentcenters.
Auch falls die Stellen für eine Einstellung als Offizier derzeit ausgeschöpft sind, gibt es die Möglichkeit für ein alternatives Jobangebot bei der Bundeswehr. Den nichtgeeigneten Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber kann das Team zudem eine Einstellung in anderen militärischen Laufbahnen anbieten. So wird allen Teilnehmenden im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten nach Möglichkeit und bestehendem Bedarf ein alternatives Einstellungsangebot, beispielsweise in der Feldwebellaufbahn oder als Beschäftigter in der zivilen Verwaltung, gemacht
Einplanung
Oberstleutnant Sven Gottwald ist Referatsleiter im Bereich Einplanung und Transfermanagement beim Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. Als Referatsleiter bringt er viel Erfahrung mit, denn er war bereits Prüfstabsoffizier im Assessmentcenter. Rund vier Jahre hat er so Bewerberinnen und Bewerber im Gruppensituationsverfahren und beim Interview getestet.
Wenn die Bewerberinnen oder Bewerber in die Einplanung kommen, dann ist das Prüfverfahren an sich abgeschlossen und alle Ergebnisse liegen vor. Also bespreche ich mit ihnen, ob ihre Studien- und Karrierewünsche realisiert werden können. Natürlich gilt hier, dass wir nur den Besten die besten Angebote machen können. Defizite, wie beispielsweise in der Mathematik, führen in der Regel dazu, dass Teilnehmende nicht für ein technisches Studium von mir eingeplant werden können“, erklärt Gottwald. Doch die Bundeswehr bietet viele Möglichkeiten für ein Studium. Daher hat Oberstleutnant Gottwald stets Alternativen parat. Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber mit Schwächen in den naturwissenschaftlichen Gebieten Mathematik, Physik oder Elektronik können beispielsweise ein wirtschaftswissenschaftliches Studium belegen.
Ist aufgrund der ärztlichen Untersuchungsergebnisse die gewünschte Offizierverwendung nicht möglich, macht die Bundeswehr ein Angebot für eine andere Beschäftigung, für die die Bewerberinnen und Bewerber geeignet sind und Bedarf besteht. „Wir nennen das die drei Bs: den Bewerberwunsch, die Bewerbereignung und den Bewerberbedarf. Natürlich orientieren wir uns auch an der Anzahl der zu besetzenden Dienstposten. Diesen Bedarf versuchen wir zu decken. Dabei sind wir aber stets auf der Suche nach der goldenen Mitte, also der Schnittstelle, bei der neben der Bundeswehr auch die Bewerberinnen und Bewerber mit dem Ergebnis zufrieden sind“, beschreibt Gottwald die Aufgaben der Einplanung.
Karriere in der Bundeswehr
Nach seiner Studienberatung und Einplanung treffen wir Hauptgefreiten Daniel Adunka. „Ich bin mit drei Studienwünschen hergekommen. Zwei sind aufgrund mangelnder Prüfungsergebnisse nicht in Frage gekommen. Dennoch bin ich sehr zufrieden, dass ich während meiner Ausbildung zum Offizier Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität der Bundeswehr München studieren kann.“ Im Juli wird er seine Offiziergrundausbildung in Hammelburg beginnen. Danach geht es mit seiner Ausbildung zum Offizier los. Nach dem Studium, in rund sechs Jahren, wird er zu seiner Einheit zurückkehren. Dann wird Daniel Adunka Gebirgsjägeroffizier sein.
Sophie Colnar ist ebenfalls sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis. „Meine Stärken lagen in der Gruppendiskussion und der Gesprächsführung. Ich wurde für eine Verwendung bei der Nachschubtruppe des Heeres eingeplant. Im Juli komme ich wieder und werde mit meiner Grundausbildung beginnen. Danach werde ich Bildungs- und Erziehungswissenschaften studieren “, erzählt die Abiturientin aus Moers.
Roland Gedig wird nach seiner Offizierausbildung zurück in seine ehemalige Einheit gehen. „Ich wünsche mir als Offizier der Reserve eine Verwendung bei der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Köln oder Berlin. In Köln war ich als Zeitsoldat Lademeister für Frachtflüge und Flugzeuge der Bundesregierung. Ich werde jetzt schnell den Kontakt zu meiner alten Dienststelle suchen, damit diese mich als Reservist einplanen kann“, sagt Gedig und macht sich auf den Heimweg.
Am Ende treffen wir noch Oberstabsgefreiten Rassel Rahaman. Erleichtert kommt er aus dem Büro des Einplaners. „Ich bin echt happy, denn ich habe die Eignung für den Offizier in der Tasche. Der erste Schritt ist getan, doch ich habe noch einen anstrengenden Weg vor mir. Meine Ausbildung zum Piloten geht bei der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck weiter. Erst wenn ich dort alle Prüfungen bestehe, wird sich mein Traum vom Fliegen erfüllen“, erzählt er.
Weitere Informationen zur Offizierslaufbahn und anderen Karriereoptionen finden Sie auf den Karriereseiten der Bundeswehr.