Offizierlaufbahn: Erfolgreich sind nur die Besten (Teil 1)
Offizierlaufbahn: Erfolgreich sind nur die Besten (Teil 1)
- Datum:
- Ort:
- Köln
- Lesedauer:
- 4 MIN
2017 gab es rund 10.500 Bewerbungen für die Offizierlaufbahn. Doch die Prüfplätze sind begrenzt. Pro Jahr können maximal 6.200 Offizierbewerber im Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr in der Kölner Mudra-Kaserne getestet werden. Diese fünfteilige Serie gibt einen Einblick in das Auswahlverfahren.
Anfang März 2018, halb eins vor der Wache zur Mudra-Kaserne in Köln: Hier müssen alle vorbei, die zum dreitägigen Auswahlverfahren für Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber eingeladen wurden. Heute werden es rund 40 Personen mit ganz verschiedenen Hintergründen sein: Sie kommen beispielsweise aus Berlin, München oder Berchtesgaden. Unter ihnen aktive Soldatinnen und Soldaten oder ausgeschiedene Zeitsoldatinnen und -soldaten, die wieder zurück in die Bundeswehr möchten. Genauso finden sich Schülerinnen und Schüler ein, die die Offizierslaufbahn einschlagen. Andere haben bereits ein Studium oder eine Berufsausbildung absolviert. Sie alle haben ein Ziel: Offizier bei der Bundeswehr werden.
2.500 neue Offiziere
Das Assessmentcenter für Führungskräfte der Bundeswehr prüft alle Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber für die gesamte Bundeswehr. Kurz vor den festen Einstellungstagen Anfang Juli und Oktober ist die Anzahl der Prüfungen so hoch, dass das Assessment an sieben Wochentagen stattfindet, wie Teamleiter 1 Oberstleutnant Thorsten Orth erklärt. Der 48-jährige Stabsoffizier ist verantwortlich für Verfahrensoptimierungen und gehört zum Leitungspersonal des Assessmentcenters. „2017 hat das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr) rund 2.500 Offiziere eingestellt. Darunter 260 Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger aus der zivilen Berufswelt, die eine anerkannte berufliche oder akademische Ausbildung besitzen.“
Es geht los
Um 15 Uhr startet der erste Teil des Assessments. Alle Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber treffen sich zum Einweisungsvortrag. Neben umfangreichen Informationen zu Organisation und Ablauf des Assessments gibt Stabsfeldwebel Bernd Schlatter den Bewerbern eine wichtige Anweisung: „Während des gesamten Assessmentverfahrens ist jegliche Nutzung von Handys, Tablets oder dergleichen untersagt. Aus gutem Grund: Einerseits müssen wir dafür sorgen, dass unser Verfahren geschützt ist, aber für sie ist viel wichtiger, dass wir sie selber schützen. Insbesondere durch das Verbot von Fotoaufnahmen sorgen wir dafür, dass ihre Persönlichkeitsrechte nicht verletzt werden. Wer sich dennoch nicht daran hält, muss nach Hause fahren.„ Schlatter macht auch deutlich, dass nicht jeder Bewerber geeignet ist, Offizier zu werden. „Darum werden einige von ihnen bereits morgen die Heimreise antreten“, betont Schlatter.
Laufzettel
Dann verteilt Schlatter die sogenannten Laufzettel. Darauf sieht jeder Bewerber, wo und wann er oder sie an den Prüfungstagen eingeplant ist. „Der gesamte Ablauf ist natürlich nicht vorhersehbar. Wenn beispielsweise Prüfungen an einer Station schneller verlaufen als geplant, dann schicken wir wartende Bewerber, die diese Prüfung noch nicht absolviert haben, dort hin. So können wir enorm Zeit sparen“, so Schlatter.
Umfangreiche Informationen
Zur Vorbereitung auf die morgigen Prüfungen händigt Stabsfeldwebel Schlatter anschließend den Studienberatungsbogen aus, der bis zum Folgetag ausgefüllt werden soll. Der ist wichtig für die Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber, die eine Studienberatung erhalten werden. Außerdem erhält jeder Bewerber einen biografischen Fragebogen (Bio-Bogen). Rund zwanzig Fragen, die sofort beantwortet werden sollen. Darin: Wichtige Informationen für die Offiziere der Prüfkommission. So können sie sich ein Bild über die einzelnen Bewerberinnen und Bewerber machen und sich entsprechend auf das bevorstehende Interview vorbereiten.
Mit dem Bio-Bogen beantworten Offizierbewerberinnen und Offizierbewerber persönliche Fragen, zum Beispiel über ehrenamtliche, gemeinnützige oder außerschulische Tätigkeiten sowie Nebenjobs. Angaben zu Praktika oder Hobbys zählen ebenso dazu. Außerdem ist zu beantworten, warum sie Offizier werden möchten und wie sie zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr in den Krisengebieten stehen. Daher ist es Schlatter wichtig, dass die Bewerberinnen und Bewerber die Fragen verstanden haben. Missverständnisse sollen gar nicht erst aufkommen. Rückfragen sind ausdrücklich erwünscht.
Sechs von vierzig
Nach der Einweisung erzählt der 19-jährige Daniel Adunka über seine Bewerbungsmotivation: „Ich war vor rund zwei Jahren schon einmal hier. Da war ich noch Schüler und habe gedacht, dass ich die Prüfung mit links schaffe. Doch ich wurde eines Besseren belehrt“, sagt er. „Ohne mich vorzubereiten, bin ich nach Köln gefahren. Das ging schief und ich wurde wieder nach Hause geschickt.“ Mittlerweile ist er Hauptgefreiter und bei den Gebirgsjägern in Berchtesgaden. „Es hat mir an der notwendigen Reife gefehlt. Doch das ist nun anders und ich bin sicher, dass ich die Prüfung diesmal schaffen werde“, sagt Adunka.
Uwe Kuehn war bereits zwölf Jahre bei der Bundeswehr. Der 42-jährige Hautfeldwebel der Reserve wollte eigentlich schon während seiner aktiven Dienstzeit Offizier werden, aber nach Ende seiner Soldatenzeit suchte er sein Glück in der zivilen Arbeitswelt. Er studierte Informatik und machte sich selbstständig. Als er davon hörte, dass die Bundeswehr Fachleute der Informationstechnik dringend benötigt, wollte er zurück und hat sich Anfang 2018 als Offizier beworben. „Ich habe mich im Vorfeld über das Assessmentverfahren informiert. Insbesondere die Sportprüfung hat mich interessiert. Mein Wunsch ist es im Bereich der Informatik eine Verwendung als Offizier zu bekommen“, so der Berliner.
Neben dem möglichen Wiedereinsteller Uwe Kuehn absolvieren die Schüler Roland Vad aus München und Sophie Colnar aus Moers die Prüfungen. Ebenfalls Roland Gedig, der nach seiner aktiven Zeit als Soldat Offizier der Reserve werden möchte. Auch vor Ort ist Rassel Rahaman. Der Oberstabsgefreite will sich seinen Traum erfüllen und Pilot werden. Wie es unseren Bewerbern ergangen ist und ob alle es geschafft haben, erfahren Sie in Teil 2 der Serie. Mit dabei auch Stabsfeldwebel Schlatter: „Am ersten Prüfungstag bin ich die Spinne im Netz“, sagt Schlatter. Dann ist er der Personalberater vom Dienst, kurz PvD.
Weitere Informationen zur Offizierlaufbahn und anderen Karriereoptionen finden Sie auf den Karriereseiten der Bundeswehr.