Frauen in der Bundeswehr: natürlich gleichberechtigt
In der Bundeswehr stehen Frauen seit Januar 2001 neben den zivilen auch sämtliche militärische Laufbahnen offen. Frauen sind bei uns Normalität: im täglichen Dienst, in Führungspositionen, im Einsatz.
20 Jahre Frauen in allen Teilstreitkräften der Bundeswehr
Im Jahr 2000 schrieb ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs Geschichte: Alle Bereiche der Bundeswehr und somit auch alle militärischen Laufbahnen wurden für Frauen geöffnet. Mittlerweile liegt der Frauenanteil in der Truppe bei 12,5 Prozent - und er wächst stetig. Doch der Weg dahin war weit.
Mit Tanja Kreil kam der Umbruch, eine neue Ära. Die junge Frau bewarb sich 1996 als Soldatin und Waffenelektronikerin bei der Bundeswehr. Doch ihre Bewerbung wurde abgelehnt, denn laut Grundgesetz durften Frauen zwar Soldatin werden, nicht jedoch Dienst an der Waffe leisten. Kreil nahm das nicht hin, klagte und gewann: 2000 urteilte der Europäische Gerichtshof, dass die Bundeswehr Soldatinnen überall, auch zum Dienst an der Waffe, zulassen müsse. Zwar hatte Tanja Kreil sich inzwischen für einen anderen Arbeitgeber entschieden. Doch sie ebnete mit ihrer Klage beim obersten europäischen Gericht den Weg für tausende Frauen, die seitdem die Bundeswehruniform tragen oder getragen haben. Im April 2001 traten die ersten Soldatinnen in die Kampftruppe ein, im Juli desselben Jahres folgten die ersten Offiziersanwärterinnen.
Die meisten Frauen im Sanitätsdienst
Aber die Frauen, die 2001 in die Kasernen von Heer, Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis einrückten, waren nicht die ersten Soldatinnen der Bundeswehr. Im Sanitätsdienst, der für die medizinische Versorgung der Truppe zuständig ist, dienen bereits seit 1975 Frauen in Uniform.
Sie werden zwar auch an der Waffe ausgebildet, jedoch nur zum Selbstschutz. Kämpfen sollen sie nur im Notfall, an organisierten Kampfhandlungen aktiv teilnehmen dürfen sie – wie auch die männlichen Angehörigen des Sanitätsdienstes – laut Kriegsvölkerrecht nicht. Bis heute verzeichnet der Sanitätsdienst den größten Frauenanteil. Dort sind mehr als 8.000 der insgesamt rund 23.500 Soldatinnen beschäftigt. Insgesamt dienen derzeit mehr als 183.000 Soldaten und Soldatinnen in der Truppe.
Es dauerte noch fast zwei Jahrzehnte, bis ein weiterer militärischer Bereich für Frauen geöffnet wurde: der Militärmusikdienst. Seit 1991 stehen dessen Laufbahnen auch Frauen offen. Ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung.
Höherer Frauenanteil ist angestrebt
Komplett aufgebrochen wurde die Männerdomäne Bundeswehr aber erst mit der Änderung des Grundgesetzes 2001, die nach dem bahnbrechenden Kreil-Urteil erfolgte. Seither gibt es in allen Teilstreitkräften und Laufbahnen Soldatinnen. Und mittlerweile ist es selbstverständlich, dass sich beim Antreten, beim Marschieren oder bei Beförderungen Frauen neben Männern reihen. Prozentual wie absolut dienen immer mehr Soldatinnen in der Bundeswehr. Doch das angepeilte Ziel ist noch nicht erreicht: Auf mindestens 15 Prozent soll der Frauenanteil in der Truppe steigen. In der zivilen Verwaltung der Bundeswehr ist inzwischen mehr als jede dritte Stelle mit einer Frau besetzt.
Meine Bundeswehr ist...
Die Ersten ihres Landes
Am 13. Oktober 1975 traten zum ersten Mal Frauen ihren Dienst bei der Bundeswehr an. Fünf Ärztinnen waren die ersten weiblichen Soldaten im Sanitätsdienst. Im Laufe der Zeit traten auch Musikerinnen in die Bundeswehr ein. Doch erst 25 Jahre später folgten ihnen Kameradinnen in alle anderen Bereiche der deutschen Streitkräfte. Heute sind die Soldatinnen aus dem Dienstalltag nicht mehr wegzudenken: Sie arbeiten auf Schiffen, in Panzern, in Flugzeugen, im Gefechtsstand, im Geschäftszimmer und und und. Doch wer waren die Pionierinnen? Wer war die erste Frau in einem Flugzeug? Wer war die erste Frau im Rang eines Generals?
Frauen in Führungspositionen
Was Ende des 20. Jahrhunderts noch ein totales Tabu in Deutschland war, ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit: Die Soldatin in einer Führungsposition. Eine Vielzahl von Frauen haben die Offizierslaufbahn eingeschlagen oder kamen im Laufe der Zeit als Quereinsteigerin dazu. Was Befehl und Gehorsam betrifft, so finden sich Frauen also keineswegs nur auf Seiten derer, die die Hacken zusammenschlagen. Sie erteilen auch Befehle. Was die Durchhaltefähigkeit in einer harten Ausbildung, generell die Eignung zum Marschieren, Kämpfen und Handhaben der Waffe betrifft, stehen Frauen den Männern in nichts nach.
Sind Frauen in militärischen Führungspositionen bei der Bundeswehr noch die Ausnahme, erreichen sie immer mehr militärische Vorgesetzten- und Führungsfunktionen. So wird es bald die erste Frau Oberst oder Kapitän zur See geben, die ihre Ausbildung als Schütze oder Matrose begonnen hat. Man darf also davon ausgehen, dass die Zukunft mehr weibliche Generale und Admirale hervorbringen wird - dazu reicht ein Blick auf die Zahl der Offiziersanwärterinnen.
Anders ist es in den zivilen Bereichen der Streitkräfte. Von Anfang an war es den Frauen hier möglich, sich für eine Ausbildung zu bewerben oder mit einem Studium in den höheren Dienst einzusteigen. Deshalb finden sich hier auch bereits Frauen in den höchsten Ämtern der Bundeswehr.
Frauen und Einsätze
In den militärischen Auslandseinsätzen der Bundeswehr übernehmen Frauen mittlerweile die gleichen Aufgaben wie Männer. Doch der Frauenanteil unter den deutschen Einsatzkräften bleibt gering. Im Oktober 2020 waren nur knapp neun Prozent der Bundeswehrangehörigen in Friedensmissionen weiblich. Dabei kann ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis in der Einsatztruppe dazu beitragen, die Missionen effektiver zu machen. Deshalb setzt sich die Bundeswehr mit verschiedenen Maßnahmen dafür ein, den Frauenanteil in Auslandseinsätzen zu steigern.
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Zahlen, Daten, Fakten
Sie fliegen Kampfflugzeuge und Hubschrauber. Sie springen aus Flugzeugen und fahren Panzer. Sie kommandieren Kriegsschiffe und Kampfkompanien. Frauen bei der Bundeswehr sind nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile sind Soldatinnen in fast jedem Bereich der ehemaligen Männerdomäne angekommen.