Melde mich wie befohlen: Personalfeldwebel Jennifer Muschall

Melde mich wie befohlen: Personalfeldwebel Jennifer Muschall

Datum:
Ort:
Schortens
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Die Bundeswehr wächst seit 2016 wieder. Das spürt auch die Truppe. Junge Soldatinnen und Soldaten kommen nach erfolgreicher Ausbildung auf ihre Dienstposten. Sie tragen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement zur Einsatzbereitschaft der deutschen Streitkräfte bei. Wer sind die neuen Soldatinnen und Soldaten? Was war ihre Motivation, zur Bundeswehr zu kommen und was ist dort ihr Auftrag?

Muschall trägt große Verantwortung, ist unter anderem für Aus- und Weiterbildungen ihrer Kameradinnen und Kameraden zuständig

Als Personalfeldwebel trägt Muschall große Verantwortung, ist unter anderem für Aus- und Weiterbildungen ihrer Kameradinnen und Kameraden zuständig

Bundeswehr/Goeneveld

 Jennifers Weg in die Bundeswehr

Die Welt sehen und immer wieder Neues erleben“. Ihre Motivation hat Jennifer Muschall bei der Berufswahl stets geleitet. Erst als Hotelfachfrau auf einem Kreuzfahrtschiff – und seit 2019 als Feldwebel bei der Bundeswehr.

Das Mittelmeer, die Karibik, Skandinavien und Westafrika hat sie bereits bereist, jetzt kommen vielleicht noch die Einsatzgebiete und Auslandsdienststellen der Bundeswehr hinzu. „Dass man sich stetig weiterentwickeln kann und sich neuen Herausforderung stellt“, war einer der Gründe für ihr Interesse an einer Karriere in der Bundeswehr. Zugleich ist die Bundeswehr für sie keine Unbekannte, der Dienst in der Truppe ist Familientradition: „Mein Vater war Berufssoldat und mein jüngerer Bruder wird gerade zum Transportfeldwebel ausgebildet“, berichtet die 32-Jährige, die seit März 2020 als Personalfeldwebel das Objektschutzregiment der Luftwaffe in Schortens verstärkt.

In einer Bundeswehrfamilie aufzuwachsen hat Muschall geprägt: Dazu gehört nicht zuletzt ein gesunder Pragmatismus, etwa was die häufigen Umzüge in ihrer Jugend betrifft: „Quer durch die ganze Republik, aber so habe ich auf jeden Fall gelernt, mich immer wieder auf neue Situationen einzulassen und neue Menschen kennenzulernen.“ Neben vielen Freundschaften in ganz Deutschland hat sie aber auch noch etwas Anderes von zu Hause mitbekommen. Ein für sie wichtiger Grundsatz ihres Vaters, der im letzten Jahr als Oberstabsfeldwebel in den Ruhestand ging: „Es gibt kein schwächstes Glied in der Kette, sondern die Gruppe hilft sich gegenseitig.“

„Man darf nie vergessen, dass man Soldat ist – und nicht einfach nur einen Bürojob macht.“

Man darf nie vergessen, dass man Soldat ist – und nicht einfach nur einen Bürojob macht.“ Ihre Ziele hat die 32-Jährige dabei immer fest im Blick.

Bundeswehr/Goeneveld
Waffendrill und militärische Ausbildung stehen auch im Stab der Objektschützer regelmäßig auf dem Dienstplan.

Waffendrill und militärische Ausbildung stehen auch im Stab der Objektschützer regelmäßig auf dem Dienstplan. Die Infanteristen der Luftwaffe sichern Flugplätze im In- und Ausland und sind oft im Einsatz.

Bundeswehr/Goeneveld

Die Ausbildung

Diese Gewissheit habe sie nicht nur in die Bundeswehr, sondern auch durch die fordernde Ausbildungszeit im ersten Jahr geführt. „In der Grundausbildung und später im Feldwebellehrgang habe ich auch Momente erlebt, in denen ich dachte: Das schaffe ich nicht – und dann stellt man fest, dass es trotzdem weitergeht und der Wille am Ende entscheidet.“ Mit dieser Einstellung und der Unterstützung ihrer Kameradinnen und Kameraden schafft sie nicht nur ihre Lehrgangs- und Ausbildungsziele, sondern auch das Goldene Sportabzeichen: „Rückenwind ist wichtig, wenn man seine Ziele verfolgt – und der kommt von den Kameraden.“

Die Aufgabe vor Ort

Diese Erfahrung macht sie auch in ihrer neuen militärischen Heimat, dem Objektschutzregiment der Luftwaffe im niedersächsischen Schortens. Endlich kann sie das erlernte Wissen anwenden: „Im ersten Jahr ging es von Lehrgang zu Lehrgang. Man hat den Lehrstoff schon im Kopf, kann ihn aber noch nicht praktisch anwenden.“ Das ändert sich schlagartig, denn in ihrem Stab ist Muschall von Anfang an gefordert: „Endlich war ich angekommen und konnte anfangen, auch praktisch zu arbeiten“, erinnert sich Muschall. Damit habe sich auch ihre Rolle verändert: „Jetzt war ich nicht mehr Schüler oder Lehrgangsteilnehmer, sondern Teil des Teams mit eigenen Aufgaben und Verantwortung.“

Und die wird rasch größer: Als Personalfeldwebel ist sie an einem wegweisenden Projekt beteiligt: Die vollständige Überführung der Personalnebenakten in das digitale Personalwirtschaftssystem der Bundeswehr. In den Nebenakten sind alle für die Einheit relevanten Personalinformationen enthalten, zum Beispiel Qualifikationen und absolvierte Lehrgänge und Übungen: „Das Personalwirtschaftssystem ist unser Hauptwaffensystem als Personalfeldwebel“, scherzt Muschall. Hier gelten strenge Richtlinien, über deren Einhaltung sie auch in ihrer Nebenfunktion als administrative Datenschutzbeauftragte des Verbands wachen wird, sobald sie die dazu notwendigen Lehrgänge absolviert hat.

Während die Papierakten immer dünner werden, wächst der digitale Datensatz.

Während die Papierakten immer dünner werden, wächst der digitale Datensatz. Ein weiterer Schritt zur elektronischen Aktenführung.

Bundeswehr/Chapa

Aufgaben, die Muschall liegen, denn hier sieht sie ihre Stärken: „Struktur und Ordnung sind wichtig, wenn man Erfolg haben und etwas erreichen will.“ Zugleich müsse man offen für neue Wege und kreative Lösungen bleiben: „Strukturiert heißt nicht: immer dasselbe“, sondern wie man an die Dinge herangehen sollte. Immer eines nach dem anderen – und das Wichtigste zuerst: Wohin sie das in der Bundeswehr noch einmal führen wird, lässt sie darum noch offen: „Ich bin jetzt seit knapp zwei Jahren dabei, davon ein Jahr in der Ausbildung: Ich lerne noch jeden Tag dazu und will erst richtig gut werden in dem, was ich tue – und dann schauen wir mal, was die Zukunft bringt!“

Das sagt Jennifers Chef

Für ihren Chef, Hauptmann Jens Keemann, ist die Sache dagegen ziemlich klar, und das schon nach einem knappen Jahr: „Feldwebel Muschall ist eine wirkliche Bereicherung für den Stab, die bereits jetzt wichtige Zusatzaufgaben übernimmt.“ Selbstbewusst und kommunikativ bringe sie das „nötige Fingerspitzengefühl“ für ihre Aufgaben und bei der Arbeit mit dem ihr anvertrauten Personal mit, so Keemann.

Muschall hat sich den Respekt ihres Vorgesetzten verdient

Mit guter Leistung, Selbstbewusstsein und dem nötigen Fingerspitzengefühl hat sich Muschall den Respekt ihres Vorgesetzten verdient

Bundeswehr/Chapha

Insgesamt würde er sich aber wünschen, dass noch mehr leistungsstarke Soldatinnen und Soldaten schnell in die Truppe kommen: Die Auftragslast sei „enorm“, Übungen für die Einsatzbereitschaft und Auslandseinsätze fordern gerade Kampftruppen wie die Objektschützer. Ein stärkerer Aufwuchs der Bundeswehr sei daher unumgänglich: „Wir brauchen hochausgebildete und versierte Soldaten, aber dazu müssen wir auch langjährig ausbilden“, erläutert Keemann. Mit Blick voraus ist er verhalten optimistisch: „Vielleicht dauert es einfach noch ein wenig, bevor wir die Früchte ernten können.“

von Ulrich  Veen  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.