Melde mich wie befohlen: KfzKraftfahrzeug-Meister und Panzergrenadier

Melde mich wie befohlen: KfzKraftfahrzeug-Meister und Panzergrenadier

Datum:
Ort:
Bad Salzungen
Lesedauer:
5 MIN

Die Bundeswehr wächst nach jahrzehntelangem Abbau seit 2016 wieder. Das spürt auch die Truppe. Junge Soldatinnen und Soldaten kommen nach erfolgreicher Ausbildung auf ihre Dienstposten. Sie tragen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement zur Einsatzbereitschaft der deutschen Streitkräfte bei. Wer sind die neuen Soldatinnen und Soldaten? Was war ihre Motivation, zur Bundeswehr zu kommen und was ist dort ihr Auftrag?

Ein Soldat steht vor einem Panzer

Oberfeldwebel Kai Meyer dient beim Panzergrenadierbataillon 391 in Bad Salzungen

Bundeswehr/ Jasmin Jakob

Kais Weg zur Bundeswehr

Oberfeldwebel Kai Meyer ist ein sogenannter GSIGefechtsschadeninstandsetzung Feldwebel in der ersten Kompanie des Panzergrenadierbataillon 391 in Bad Salzungen. Auch unter der Auflösung der Abkürzung GSIGefechtsschadeninstandsetzung, der Gefechts-Schad-Instandsetzung, kann man sich wenig, aber zumindest etwas Technisches vorstellen. „Im Heimbetrieb bin ich der Werkstattmeister und für die Instandhaltung und -setzung von allen möglichen Schäden an Rad- und Kettenfahrzeugen zuständig. Auf dem Truppenübungsplatz oder im Einsatz ist der GSIGefechtsschadeninstandsetzung wie ein ADAC-Mobil. Dieses fährt in das Krisengebiet, um Fahrzeuge notdürftig zu flicken, damit sie ihren Auftrag weiterführen können. Im ungünstigen Fall werden die Fahrzeuge eingeschleppt, um sie zu reparieren“, fasst der 33-Jährige seine Tätigkeit zusammen.

Ein Soldat schraubt an einem Rad, welches zu einem militärischen Fahrzeug gehört, herum.

Als Werkstattmeister überprüft Oberfeldwebel Meyer die richtige Einstellung des Radlagers eines Anhängers

Bundeswehr/ Jasmin Jakob

Der Thüringer ist gelernter Zerspanungsmechaniker und stellte in der Metallbe-arbeitung unter anderem passgenaue Teile für Pkw-Motoren her. „Aus der Lehrwerkstatt in die Kaserne. Das war schon eine Umstellung“, sagt Meyer, der zunächst im April 2008 als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr kam. „Weil es mir so gut gefiel, verlängerte ich erst auf vier und dann auf acht Jahre in der Laufbahn der Mannschaften.“ Nach seinem Dienstzeitende nutzte der die Übergangszeit und seine Berufsförderungsansprüche. „Ich machte eine Umschulung zum KfzKraftfahrzeug-Mechatroniker und setzte noch den Meister drauf – alles innerhalb der drei Jahre BFDBerufsförderungsdienst der Bundeswehr.“

Seine Weiterqualifikation führte Kai Meyer wieder zur Bundeswehr. Für den ehemaligen Werkstattleiter waren Gespräche mit Freunden und ehemaligen Kameraden Dreh- und Angelpunkt für seine Wiedereinstellung in die Bundeswehr. „Im Juli 2018 startete ich meine zweite Dienstzeit“, so der Oberfeldwebel und schwärmt: „Ich habe meinen Traumdienstposten bekommen.“ Auf Basis seiner zweiten Berufsausbildung wurde Meyer direkt mit einem höheren Dienstgrad eingestellt und begann als Feldwebel.

Die Ausbildung

„Erst mal hieß es für mich sechs Monate Sondershausen beim 1. Feldwebelanwärter und Unteroffizieranwärter-Bataillon“, so Meyer. Der Lehrgang bestand aus drei Teilen, zwei Monate allgemeinmilitärischer Ausbildung, drei Monate erweiterte militärische Ausbildung und ein Monat Truppenpraktikum. Damit nicht genug, es folgten einige spezifische Lehrgänge: „Von einer dreiwöchigen SAP-Schulung über den Schießausbilder nach dem neuen Schießausbildungskonzept bis hin zum Sicherheitsprüfer“, erklärt der Soldat.

Ein Soldat sitzt auf einem Gabelstapler
Bundeswehr/ Jasmin Jakob

Kai ist der einzige Sicherheitsprüfer in seinem Bataillon. Er darf mit dieser Zertifizierung an Fahrzeugen über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht eine Sicherheitsprüfung an Bremsen, Fahrgestell, Fahrwerk, Lenkung und Rädern durchführen. Das ist ansonsten Aufgabe des TÜVs, der Dekra oder der Heeresinstandsetzungslogistik. Dadurch spart er der Bundeswehr Kosten, die mit der Beauftragung einer zivilen Firma entstanden wären. Auch die anderen Lehrgänge bringen Vorteile: „Ohne Schießausbilder kann kein Schießen stattfinden und ohne SAP-Kenntnisse können weder Instandhaltungsmeldungen, Werkstattpläne oder Anforderung für Betriebsstoffe und Teile ausgelöst werden“, sagt Oberfeldwebel Meyer.

Als Nächstes steht die Ausbildung zum Kraftfahrfeldwebel, die aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen im vergangenen Jahr verschoben werden musste, auf dem Programm. „Mit diesem Lehrgang kann ich mich selbst und andere in alle militärischen Fahrzeuge der Bundeswehr einweisen“, sagt der Oberfeldwebel und ergänzt: „Das bedeutet auch, dass ich vom Wolf über einen Zweitonner bis hin zum Krankenwagen alles fahren darf.“

Der Auftrag

Zwei Soldaten besprechen etwas an der Luke eines Panzers

Oberfeldwebel Meyer erklärt seinem Vorgesetzten die Einsatzmöglichkeiten des Bergepanzer 2 zur Planung einer Übung

Bundeswehr/ Jasmin Jakob

Das Panzergrenadierbataillon verfügt über knapp 200 Fahrzeuge, diverse Waffen und einiges an Material. Selbst schrauben steht für den gelernten KfzKraftfahrzeug-Mechatroniker regulär nicht auf dem Dienstplan. Das übernehmen die 21 Stabs-unteroffiziere und Mannschaften. Meyer teilt sich die Verantwortung für Material und Personal als stellvertretender Zugführer mit einem weiteren GSIGefechtsschadeninstandsetzung-Feldwebel. „Wir planen die Fahrzeuginstandsetzung so ein, dass die Werkstatt ausgelastet ist, aber Notfallkapazitäten bestehen.“ Neben der Funktion als rechte Hand des Zugführers, ist Oberfeldwebel Meyer für die Kalibrierung sämtlicher Messmittel zuständig: vom Drehmomentschlüssel, über Funkgeräte bis hin zum Windkraftmessgerät.

Auf Truppenübungsplätzen oder im Einsatz schraubt Meyer wieder selbst an Rad und Kette. „2009 in Kunduz im Einsatz: Das war ein besonderes Erlebnis für mich, weil dort ein hohes Maß an Kameradschaft und Zusammenhalt gelebt wurde.“ Schließlich muss sich im Ernstfall jeder auf jeden verlassen können. „Obwohl man sich nicht kannte, hat jeder Hand in Hand gearbeitet, und das vom ersten Augenblick“, beschreibt Meyer. Der KFZKraftfahrzeug-Meister hat sich bewusst für die Bundeswehr entschieden. Für ihn kommen eine klare Struktur, zuverlässige Planbarkeit und finanzielle Aspekte zusammen.

„Wenn alles gut läuft, bin ich in fünf Jahren Hauptfeldwebel und Berufssoldat“, so der 33-Jährige ambitioniert. „Wenn es mit dem Berufssoldaten klappt, dann ist das Ziel, Schirmmeister der 1. Kompanie zu werden.“ Wer sich für die Bundeswehr interessiert, dem gibt Meyer mit auf den Weg: „All jenen, die zur Grundausbildung kommen und schon in den ersten Tagen denken ‚das ist nix für mich‘, rate ich, die sechs Monate Probezeit bis zum Ende durchzuhalten. Ansonsten verpasst man das Beste.“

Das sagt Kais Vorgesetzter

Ein Soldat steht vor einem Schild

Hauptmann Markus Schuchardt ist Kompanieeinsatzoffizier und Vorgesetzter von Oberfeldwebel Meyer

Bundeswehr/ Jasmin Jakob

„Oberfeldwebel Meyer war durch seine vorherige Tätigkeit als Meister in einem zivilen Beruf direkt ein Zugewinn für uns“, sagt Hauptmann Markus Schuchardt. „Meyers Fachwissen sorgt für eine erhebliche Verbesserung der Aus- und Weiterbildung des technischen Zuges.“ Somit war er die perfekte Wahl für die Besetzung dieses Dienstpostens. Mit nunmehr zwei GSIGefechtsschadeninstandsetzung-Feldwebeln ist es für das Bataillon möglich, weitere Kompanien bei Übungsvorhaben zu unterstützen.

„Als Werkstattleiter ist Oberfeldwebel Meyer auch für die Instandsetzungsabläufe der Fahrzeuge des gesamten Bataillons verantwortlich“, erklärt der Vorgesetzte dankbar über die personelle Unterstützung. Den Personalbedarf sieht er in befriedigender Weise gedeckt, auch durch Personalbindungsmaßnahmen. Insbesondere bei den Panzergrenadierfeldwebeln bestehe dennoch ein hoher Bedarf.

„Bei einem Aufwuchs der Streitkräfte ist es notwendig, das hinzugewonnene Personal hinreichend für die Aufgaben zu befähigen. Dafür müssen auch genügend Lehrgangskapazitäten zur Verfügung stehen“, betont der Offizier. Ab 2021 wird Landes- und Bündnisverteidigung zunehmend in den Dienst des Panzergrenadierbataillons integriert. „Dazu stellen wir Kräfte und Material für die VJTFVery High Readiness Joint Task Force – ein schnell verlegbarer Verband der NATO - zur Verfügung“, sagt Hauptmann Schuchardt. Hinzu kommen zahlreiche Übungsvorhaben.


von Jennifer Fiebig-Schulze  E-Mail schreiben