Keine Quotenfrau: Oberstarzt Dr. Lale Bartoschek
Keine Quotenfrau: Oberstarzt Dr. Lale Bartoschek
- Datum:
- Ort:
- Bonn
- Lesedauer:
- 3 MIN
Wie sie auf die Arbeitgeberin Bundeswehr aufmerksam geworden ist? Durch Berichterstattung in den Medien über die ersten Sanitätsoffizieranwärterinnen. Nach mittlerweile 25 Jahren Dienstzeit ist Lale Bartoschek nun selbst ein gutes Beispiel für Frauen, die bei der Bundeswehr Karriere machen. Im Job nutzt sie ihre Erfahrungen, um Strategien zu entwickeln, wie die Bundeswehr weiterhin junge Menschen für sich und ihre vielfältigen Berufe interessieren kann.
1989 traten die ersten Offizieranwärterinnen in den Sanitätsdienst der Bundeswehr ein. Sie erzeugten damit viel Aufmerksamkeit, auch in den Medien. Eine Serie über fünf dieser Frauen machte Lale Bartoschek auf die Möglichkeit, bei der Bundeswehr Medizin zu studieren, aufmerksam.
„Ich fand das Berufsbild der Sanitätsoffizierin sehr spannend“, berichtet sie. „Die besondere Herausforderung des Studiums in Verbindung mit der Laufbahn als Soldatin hat mich gereizt.“
Vom Dienstantritt zur Kompaniechefin
Im Januar 1995 hatte die jetzige Frau Oberstarzt dann selbst ihren Dienstantritt zur Grundausbildung, als Sanitätsoffizieranwärterin der Luftwaffe. Es folgten die soldatischen Anteile der Ausbildung und das Medizinstudium. Anschließend arbeitete sie im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz in der Chirurgie und Anästhesie und als Truppenärztin in Cochem.
Nach Auslandseinsätzen in Bosnien-Herzegowina und Afghanistan entschied sich Bartoschek, der Arbeitgeberin Bundeswehr treu zu bleiben und Berufssoldatin zu werden. Es folgte eine Wendung im Werdegang: Die Ärztin wurde Kompaniechefin eines Einsatzlazaretts. Sie hatte in dieser Zeit die Verantwortung für das Material und die 101 Soldatinnen und Soldaten des Lazaretts und absolvierte einen Auslandseinsatz im Kosovo als Chefin der Klinikkompanie. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert sie sich.
Mit Flexibilität und Neugier zum Erfolg
Kurze Zeit später stand wieder eine Entscheidung an, wohl die Einschneidendste in ihrem Berufsleben. „Als ich die Gelegenheit bekam, am Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr teilzunehmen, war das Schicksal besiegelt, dass ich nicht zurück in die klinische Medizin gehe“, so Bartoschek. Denn für den Generalstabslehrgang werden die besten Stabsoffizierinnen und Stabsoffiziere jedes Jahrgangs ausgewählt, um sie auf ihre Zukunft als militärische Führerinnen oder Berater vorzubereiten.
Dass sie damit darauf verzichtete, wie ursprünglich geplant Fachärztin für Chirurgie zu werden, bereut sie keineswegs. „Ich war immer neugierig auf die neuen beruflichen Möglichkeiten, die mir die Bundeswehr bot“, erzählt die Soldatin. Sie sieht dies auch als einen der Vorteile der Arbeitgeberin Bundeswehr: „Man kann sich hier in einem bestimmten Bereich weiterentwickeln oder alle paar Jahre etwas Neues kennenlernen.“
Frauenquote und Konkurrenzfähigkeit schließen sich nicht aus
Neu war für sie auch die Thematik Diversity Management, mit der sie sich bei einer ihrer späteren Tätigkeiten im Bundesministerium der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung) näher befasste. Als Leiterin des Stabselements für Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion identifizierten sie und ihr Team Hürden auf dem Weg zu einer vielfältigeren Bundeswehr. Unter anderem ging es dabei auch um die konkurrenzfähige Aufstellung von Frauen im Berufsleben.
Dabei sei Unterstützung mit flexiblen Arbeitsmodellen oder Kinderbetreuungsmöglichkeiten verbunden mit einer konkurrenzfähigen beruflichen Entwicklung ein effektiver Ansatz. „Alle Mitarbeitenden der Bundeswehr sollten die Möglichkeit haben, sich aufgrund guter Leistungen durchzusetzen“, so Bartoschek. „Notwendige Quoten dürfen die Akzeptanz und Anerkennung von Leistung nicht schmälern.“
Sie selbst erhielt von ihren Vorgesetzten viel Unterstützung bei der Rückkehr in den Beruf nach der Geburt ihrer Tochter. Ihre guten Erfahrungen gibt sie als Chefin auch an ihre Mitarbeitenden weiter: „Ich unterstütze zum Beispiel das Arbeiten im Homeoffice, wo es geht.“ Denn Möglichkeiten der flexiblen Arbeitsgestaltung würden der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite nutzen, etwa, wenn dadurch Teilzeit vermieden oder vermindert werden könne.
Immer die Truppe im Blick behalten
Auch die Erfahrungen aus ihrer aktuellen Tätigkeit als Referatsleiterin bestätigen, dass flexibleres Arbeiten gefragt ist. „In meinem Referat im BMVgBundesministerium der Verteidigung befassen wir uns damit, wie wir geeignetes Personal für alle Bereiche der Bundeswehr gewinnen können“, beschreibt sie. „Das reicht von Werbemaßnahmen über die Auswahlverfahren bis hin zur Einstellung.“ Dabei sei es immer wichtig, den Blick für das Gesamtsystem nicht zu verlieren: „Wie wirken sich Dinge an der Basis aus, die auf ministerieller Ebene beschlossen wurden?“ Dafür sei sowohl das Feedback von Interessierten und Bewerbenden wichtig, als auch das aus der Truppe.
Bartoscheks Überblick, den sie in ihrer vielseitigen Dienstzeit bei der Bundeswehr gewinnen konnte, wird sie sicherlich auch zukünftig voranbringen. Jungen Frauen und Männern gibt sie folgenden Ratschlag: „Setzt euch erreichbare Ziele und verfolgt sie konsequent.“
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