Neue Präsidentin UniBwUniversität der Bundeswehr München

Die Bundeswehr der Zukunft wird technologisch sein

Die Bundeswehr der Zukunft wird technologisch sein

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München
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Im Interview erläutert die neue Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Professorin Eva-Maria Kern, was das Besondere an einem Studium bei der Bundeswehr ist, wie Bildung zu einer strategischen Ressource wird und weshalb das die Souveränität und Handlungsfähigkeit unseres Staates betrifft.

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch

Als neue Präsidentin der Universität der Bundeswehr München will Professorin Eva-Maria Kern auch die Digitalisierung von Streitkräften und Verwaltung unterstützen

UniBw M/Christian Siebold
Ulrich Veen, PIZ Personal

Zunächst eine persönliche Frage: Haben Sie einen Wahlspruch oder ein Lebensmotto?

Das habe ich tatsächlich, denn an meinem ersten Studienort, der Montanuniversität Leoben in Österreich, gibt es die alte Tradition des „Ledersprungs“, mit dem junge Studierende in den Stand der Bergleute eingeführt werden.

Dabei wird man dann unter anderem nach einem Wahlspruch gefragt. Ich habe damals „Mens agitat molem“ – „Der Geist bewegt die Materie“ gewählt. Das hat damals sehr gut zu meinem materialwissenschaftlichen Studium der Kunststofftechnik gepasst.

Und es passt auch heute noch, denn es ist der Wahlspruch der Führungsakademie der Bundeswehr, also eines weiteren Ortes der hochwertigen Ausbildung für Offizierinnen und Offiziere.

Ulrich Veen, PIZ Personal

Die akademische Ausbildung militärischer Führungskräfte hat in der Bundeswehr einen hohen Stellenwert. Worin liegt dieser besondere Wert?

Der Wert und die Notwendigkeit eines akademischen Abschlusses auf Master-Niveau sehe ich in mehreren Dimensionen: Es geht um die Zukunftsfähigkeit der Streitkräfte, es geht um Attraktivität und es geht um Personalgewinnung.

Was meine ich mit Zukunftsfähigkeit? Die Schlachtfelder der Zukunft sind zunehmend digital, und die Zukunft der Bundeswehr wird eine technisch geprägte sein. Militärische Führungskräfte müssen in der Lage sein, sich auf diese Dimension der Kriegsführung einzustellen. Dazu gehören auch Herausforderungen, die wir heute vielleicht noch gar nicht abschätzen können.

Dies alles erfordert eine wissenschaftliche Sicht- und Denkweise, die nur ein akademisches Studium vermittelt. Gerade der Offiziersberuf gehört für mich zu den Berufen, für die das in besonderer Weise gilt. Das hat die Bundeswehr, das hat Helmut Schmidt als Gründer der Bundeswehruniversitäten, sehr früh und richtig erkannt.

Dazu kommt noch die Tatsache, dass nicht alle unsere Studierenden dauerhaft in der Bundeswehr bleiben werden. Diesen Zeitsoldatinnen und -soldaten eine gute Perspektive zu bieten, das ist ein wichtiger Attraktivitätsfaktor mit Blick auf die Personalgewinnung.

Ulrich Veen, PIZ Personal

Was macht das besondere Profil der Bundeswehruniversitäten aus und wie wollen Sie es künftig weiter schärfen und ausweiten?

Zunächst einmal ganz grundsätzlich, denn die Frage kommt immer wieder auf: Die Universitäten der Bundeswehr sind keine Militärakademien, sondern echte Universitäten! Ganz wichtig ist dabei die Freiheit der Forschung und Lehre, denn das macht uns als Universität aus.

Aber wir sind eben auch die akademische Ausbildungsstätte für die Offizierinnen und Offiziere der Bundeswehr – und darin liegt eine besondere Verantwortung. Unsere Studierenden studieren in zivilen Studiengängen, während sie sich zugleich auf ihren Beruf als militärische Führungskräfte vorbereiten. Aber genau damit tragen wir zu einem gewünschten Perspektivwechsel bei und fördern so das Ziel eines akademisch gebildeten Offizierkorps, das über den eigenen Tellerrand hinausblickt.

Eine weitere Besonderheit ist sicherlich unsere Expertise und unser Zugang zu Themen der Sicherheit und Verteidigung, denn das sind natürlich Bereiche, für die sich unsere Studierenden und viele unserer Forschenden besonders interessieren. Da gibt es spannende Wechselwirkungen, denn Forschung zu Krieg und Konflikt bedeutet immer Forschung in Grenzbereichen und in technischen Feldern geht es oft um „High-End“-Produkte, die besonderen Belastungen standhalten müssen.

Dazu kommt unsere Erfahrung im Umgang mit der sicherheitsrelevanten Dimension von Digitalisierung, die man schon heute immer mitdenken muss, etwa was den Schutz kritischer Systeme, Daten und Infrastruktur betrifft.

Ulrich Veen, PIZ Personal

Liegt darin auch der Zusammenhang zur Frage der nationalen Souveränität?

Die Frage der technologischen Souveränität stellt sich am offensichtlichsten in diesem Zusammenhang, und das ist eine Diskussion, die wir führen müssen. Aber die Herausforderung beschränkt sich nicht auf das Feld der militärischen und der Cybersicherheit. Bei der Digitalisierung stehen wir vor einer breiten und gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, bei der es letztlich um die zukünftige Funktionsfähigkeit unseres Staates geht.

Vor allem und zunehmend drängend benötigen wir Menschen, die die notwendigen Fähigkeiten mitbringen, um sich diesen Herausforderungen zu stellen. Und wir brauchen sie nicht nur in den Streitkräften, sondern auch in Wirtschaft und Verwaltung. Und wir als Universitäten müssen uns fragen, wie wir hier einen Beitrag leisten können.

Ulrich Veen, PIZ Personal

In diesem Zusammenhang beschreiben Sie die Notwendigkeit einer „Bundesuniversität“. Was genau meinen Sie damit?

Bei der Idee einer Bundesuniversität geht es darum, unsere Erfahrungen, Ressourcen und Forschungsergebnisse noch stärker einzubringen und für den Bund zu nutzen. Wir müssen Kompetenzen bündeln und gemeinsame Lösungen finden, um die öffentliche Verwaltung fit zu machen für die Digitalisierung. Dafür wollen wir zukünftig weitere Studiengänge auch für zivile Fach- und Führungskräfte anbieten.

Dabei können wir auf guten Erfahrungen aufbauen, etwa im Bereich der Cybersicherheit, wo wir mit unserem Forschungszentrum CODE bereits einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung und Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden leisten. Auch in unserem Weiterbildungsinstitut cascCampus Advanced Studies Center haben wir eine gut etablierte Zusammenarbeit mit anderen Universitäten und Bundesressorts, etwa dem Bundesministerium der Finanzen und der Business School der Universität Reutlingen.

Ich glaube deshalb, dass wir mit unseren Möglichkeiten eine echte strategische Ressource sein können, aber eben als Universität, mit unserer Freiheit der Lehre und Forschung. Denn nur so kommen die neuen Impulse, die wir als Gesellschaft dringend benötigen.

Ulrich Veen, PIZ Personal

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

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