Coronakrise: Hörsaal gegen Laptop getauscht
Coronakrise: Hörsaal gegen Laptop getauscht
- Datum:
- Ort:
- München
- Lesedauer:
- 3 MIN
Leere Bibliotheken, geschlossene Hörsäle, Studium von zu Hause. Für die Universität der Bundeswehr (UniBwUniversität der Bundeswehr) in München steht fest: Das Frühjahrstrimester wird digital durchgeführt. Diese Situation bedeutet für die Studierenden eine große Veränderung. Oberfähnrich zur See Florian Roth und Oberfähnrich Luisa Göhler sind zwei von ihnen. Sie haben uns erzählt, wie sie von zu Hause aus lernen.
Im Studium lernt man, sich selbst zu organisieren und eigenständig Inhalte zu erarbeiten. Das alleine ist oft schon schwer genug. Für Prüfungen lernen, wissenschaftliche Arbeiten erstellen und eigene Lernkonzepte sowie Pläne zu organisieren, stellt für viele eine große Herausforderung dar. Vor allem jetzt.
„In Zeiten von Corona bekommt für uns die Selbstständigkeit nun eine ganz neue Bedeutung“, erklärt Florian Roth. „Der Lernort wandert von der geordneten Bibliothek mit passender Fachliteratur hin zur Stube, ins alte Kinderzimmer oder ins umfunktionierte Wohnzimmer“, fügt Luisa Göhler hinzu. Beide studieren an der Universität der Bundeswehr in München „Management und Medien“. Beide sind im sechsten Trimester und bereiten sich auch schon auf ihre Bachelorarbeit vor.
Bedauerlicherweise müssen sie gerade auf ihre Lerngruppen verzichten. „Die gegenseitige Motivation ist gerade nur noch am Telefon oder via Videochat möglich“, sagt die 20-Jährige. Toll sei allerdings, dass die komplette Bibliothek neuerdings online zur Verfügung stände. Das sei eine große Hilfe.
Corona-Epidemie: Prüfungen abgesagt
Das Studium ist in Trimestern angelegt. Die vier Trimester werden in Wintertrimester (Januar bis März), Frühjahrstrimester (April bis Juni), Sommertrimester (Juli bis September) und Herbsttrimester (Oktober bis Dezember) aufgeteilt. Da am Ende jedes Trimesters Prüfungen und Leistungsnachweise über den Erfolg der vergangenen Monate Zeugnis geben, kann mit dem System der Trimester genauer und vor allem häufiger überprüft werden. „Leider sind die Prüfungen im März komplett abgesagt worden. Ein Tag vor meiner ersten Prüfung. Das ist insofern eine Herausforderung weil ich jetzt zusätzlich noch meine vier Wahlpflichtmodule vorbereiten muss“, berichtet Florian (22). „Ein Wahlpflichtmodul ist eine verpflichtende Veranstaltungsbelegung, bei der eine praktische Arbeit, beispielsweise eine Hausarbeit in die Bewertung einfließt“, fügt Luisa hinzu.
Im Homeoffice: Angst vor Ablenkung
Jetzt, nach sechs Wochen Online-Uni hat sich das Ganze so langsam etwas eingespielt. „Kurz vor Seminarbeginn mache ich es mir auf der Couch oder vor meinem Schreibtisch mit einer Tasse Kaffee und meinem Laptop gemütlich. Ich klicke auf den Einladungs-Link zur Zoom-Seminarsitzung und sitze im virtuellen Klassenraum“, erzählt Roth.
Zoom ist eine Videokonferenz-Software, über die an der UniBwUniversität der Bundeswehr München zur Zeit alle Kurse ablaufen. Praktisch sieht das aus wie ein Skype-Gespräch mit dem oder der Dozierenden und allen Teilnehmenden eines Seminars. Man kann mit oder ohne eigenem Videobild an der Konferenz teilnehmen und auch sein Audio an- oder ausschalten. Wenn man etwas sagt, wird der eigene Bildschirm automatisch zum Hauptbildschirm, den alle sehen. In der Seitenleiste sieht man alle, die an der Schalte teilnehmen. Auch die dozierende Person kann ihren eigenen Bildschirm und somit auch Power-Point-Präsentationen mit allen teilen und diese gleichzeitig über die Seitenleiste präsentieren. „Das ist sehr praktisch“, meint Luisa Göhler „von überall kann man sich zum Seminar zuschalten – alles, was man dafür braucht, ist ein internet-fähiges Gerät mit Internetverbindung.“ Das sei jetzt gerade auch für ihre Wahlpflichtmodule wichtig.
Allerdings, und das sagen beide, sei man online leichter ablenkbar. Die Versuchung, nebenbei seine WhatsApp-Nachrichten zu checken, zu netflixen oder sich im Internet zu verlieren, sei einfach größer, wenn man nicht physisch im Seminar säße. Man müsse sich unbedingt selbst mehr disziplinieren.
Ungestört für die Uni lernen auf Stube
Das ist auch der Grund, der dafür gesorgt hat, dass Florian Roth seinen Lebensmittelpunkt von seiner Heimatstadt Mechernich nach München verlegt hat. „Hier in meiner Stube in der Uni kann ich dann doch besser lernen und werde nicht zu arg abgelenkt. Meine Freundin ist ebenfalls gerade im Homeoffice und das stellt uns zu Hause manchmal vor gewisse Herausforderungen“, scherzt er.
Im Juni stehen dann die Prüfungen an. Die werden vor Ort durchgeführt. Es werden große Räume präpariert, in denen der Sicherheitsabstand gewahrt werden kann.