Bundeswehr sichert Ausbildung in schwierigen Zeiten

Bundeswehr sichert Ausbildung in schwierigen Zeiten

Datum:
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Köln

Die Corona-Pandemie hat Deutschland seit März 2020 fest im Griff. Dennoch kann und darf die Bundeswehr auf die Ausbildung ihrer Soldatinnen und Soldaten nicht verzichten. So geht auch die Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung (ZAW) unter Koordinierung des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr) weiter. Homeschooling, Hygienekonzepte und großes Engagement stehen nun an der Tagesordnung.

Zwei Soldaten und eine Soldatin sitzen an Laptops. Sie tragen alle einen Mund-Nasenschutz.

Seit 2018 ist Hauptbootsmann René Proch (links) bei der Bundeswehr. Aktuell nimmt er an einer Bildungsmaßnahme zum Personalfachkaufmann an der Bundeswehrfachschule in Köln teil.

Bundeswehr/Andreas Metka

Rund ein Jahr ist es her, dass die erste Corona-Welle Deutschland traf. Um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, werden am 16. März 2020 die meisten Geschäfte geschlossen. Auch Bars, Clubs, Kultur- und Sporteinrichtungen stellen den Betrieb ein. Schulen, Kindergärten und Spielplätze werden gesperrt. Das öffentliche Leben in Deutschland steht weitgehend still.

Obermaat Oliver Brandt befindet sich zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns mitten in der Zwischenprüfung seiner Ausbildung zum Fluggerätelektroniker in Hannover. „Wir hatten die Woche vor dem ersten Lockdown gerade unsere praktische Prüfung abgelegt, danach die Woche wäre die schriftliche Prüfung dran gewesen“, erinnert er sich. „Als dann der Lockdown ausgerufen wurde, hat die militärische Führung entschieden, dass alle Soldaten ins Homeoffice geschickt werden“, fährt der Soldat fort. Er ist einer von über 9.800 Soldatinnen und Soldaten, die im Corona-Jahr 2020 an der Zivilberuflichen Aus- und Weiterbildung (ZAW), einem international einmaligen Bildungsprogramm der Bundeswehr, teilnehmen.

Über die ZAW haben länger dienende Soldatinnen auf Zeit und Soldaten auf Zeit (SaZSoldatinnen und Soldaten auf Zeit) die Möglichkeit, während ihrer Dienstzeit in nur 21 Monaten einen Ausbildungsberuf mit einem staatlich anerkannten Abschluss zu erlernen. Daneben bietet die Bundeswehr auch Weiterbildungen an, zum Beispiel zum Betriebswirt oder auf Meisterebene. Damit dient die ZAW einerseits der verbesserten Auftragserfüllung auf dem Dienstposten. Andererseits steigert sie die Chancen für einen erfolgreichen zivilen Karrierestart nach Dienstzeitende. Zuständig für die Koordination, Steuerung und kontinuierliche Weiterentwicklung der ZAW-Maßnahmen ist das BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr.

„Keiner wusste, wie lange die ganze Situation anhalten würde“, ergänzt Unteroffizier Gunther Sandvoss, der gemeinsam mit Brandt den Hörsaal besucht. „Finden die Prüfungen überhaupt noch statt oder wird die ZAW-Maßnahme doch ganz abgebrochen.“ Doch zu einem Abbruch der Bildungsmaßnahme kommt es nicht. Als der Präsenzunterricht im März 2020 eingestellt wird, reagiert die Bundeswehr umgehend.

Homeschooling auch für Soldatinnen und Soldaten

Auf Drängen der Berufsförderungsdienste (BFDBerufsförderungsdienst der Bundeswehr) der Bundeswehr stellen die privaten Bildungsträger und Bundeswehrfachschulen kurzfristig auf alternative Methoden um. Denn die ZAW-Maßnahmen sind die Grundlage für die weiteren Laufbahnschritte der Teilnehmenden und vermitteln Kompetenzen, die die Teilnehmenden auf ihren zukünftigen Dienstposten benötigen. Eine Unterbrechung ist deswegen für das BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr keine Option, Bedarfsdeckung und die persönliche Karriereentwicklung haben Priorität. Innerhalb kürzester Zeit werden Lernplattformen für das Homeschooling eingerichtet. Wo dies nicht möglich ist, erhalten die Kursteilnehmenden Material zum Selbststudium.

„Dadurch konnten wir die Maßnahmen weiterführen und alle Teilnehmenden waren in der Lage, ihre Prüfungen abzulegen“, berichtet Sabrina Martens vom BFDBerufsförderungsdienst der Bundeswehr Münster. Dass die Maßnahmen fortgeführt und Laufbahnnachteile für die Soldatinnen und Soldaten damit vermieden werden konnten, sei auch der sehr guten und engen Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern und den militärischen ZAW-Betreuungsstellen zu verdanken, so Martens weiter.

Lernen mit Abstand

Als schließlich der Sommer kommt und die Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt, wird der Präsenzunterricht nach und nach wiederaufgenommen. Hygieneregeln stehen nun an der Tagesordnung. Auf den Fluren gilt Maskenpflicht, später auch am Sitzplatz. Wo möglich und nötig, werden weitere Räumlichkeiten angemietet und zusätzliche Lehrkräfte eingestellt, um die Kursgrößen zu reduzieren und ein Lernen mit Abstand zu ermöglichen.
 

Ein Klassenraum mit Soldaten. Sie sitzen an Computern und tragen alle eine Maske

Neue Regeln in der Bundeswehrfachschule: Trotz Maske sind die Kursteilnehmenden froh über das Fortfahren des Präsenzunterrichtes.

Bundeswehr/ Andreas Metka

In dieser Zeit beginnt Hauptbootsmann René Proch seine Fortbildung zum Personalfachkaufmann (IHKIndustrie- und Handelskammer) an der Bundeswehrfachschule in Köln. Der Unterricht findet größtenteils in Präsenz statt. Doch auch Homeoffice gibt es, berichtet Proch. Für die Lehrkräfte und auch für Proch ist das E-Learning eine Umstellung. „Es ist gewöhnungsbedürftig, weil man als Soldat gewohnt ist, dass ein Ausbilder vorne steht und redet“, erzählt der angehende Personalfachkaufmann.

Eine positive Bilanz trotz Corona

Brandt und Sandvoss haben im Januar ihre Ausbildung zum Fluggerätelektroniker erfolgreich abgeschlossen. So wie auch der Rest ihres Kurses. René Proch hat sich an die digitalen Lernwege gewöhnt und hat noch ein paar Monate Unterricht auf und mit Abstand vor sich.

Ein Soldat mit Maske steht vor einem Bücherregal, er hält ein dickes Buch in seinen Händen.

Proch ist optimistisch. Sein Ziel: die Weiterbildung trotz Corona bestmöglich abzuschließen.

Bundeswehr/ Andreas Metka

Die Corona-Pandemie hat das Leben in 2020 komplett auf den Kopf gestellt. Soldatinnen und Soldaten, Dozierende, Bildungsträger, Kammern, ZAW-Betreuungsstellen und die ZAW-Sachbearbeiter wurden vor große Herausforderungen gestellt. Diese wurden von allen Beteiligten sehr gut gemeistert: „Der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr hat in der Pandemie von Beginn an alles darangesetzt, schnellstmöglich Lösungen zu finden und quasi lautlos alles zu organisieren und koordinieren“, sagt Unterabteilungsleiterin Angelika Drilling. Sie ist im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr zuständig für den Berufsförderungsdienst. „Das haben wir nur durch die gute und enge Zusammenarbeit aller Mitwirkenden geschafft“, erklärt BFDBerufsförderungsdienst der Bundeswehr-Mitarbeiterin Martens.

Und 2021? Die Corona-Pandemie hat Deutschland immer noch fest im Griff. Mittlerweile befinden wir uns im zweiten Lockdown. Wie Lernen mit Abstand geht, das wissen nun alle. Und trotzdem bleiben die Herausforderungen groß: Kommen alle mit? Können die Prüfungstermine eingehalten werden? Wie finden wir einen Praktikumsplatz trotz Pandemie? „Aber auch da finden wir gemeinsam mit allen Beteiligten eine bestmögliche Lösung“, zeigt sich Martens zuversichtlich.

Die Zivile Aus- und Weiterbildung der Bundeswehr in Zahlen:

9.824 Soldatinnen und Soldaten haben 2020 an einer ZAW-Maßnahme der Bundeswehr teilgenommen. Mehr als 500 Bildungsmaßnahmen wurden in kürzester Zeit von Präsenzunterricht auf E-Learning umgestellt. 2.427 Soldatinnen und Soldaten in Ausbildung und 560 in Fort- oder Weiterbildung haben im Corona-Jahr ihre Abschlussprüfung abgelegt.

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