Bundeswehr selbst entdecken
Bundeswehr selbst entdecken
- Datum:
- Ort:
- Germersheim
- Lesedauer:
- 4 MIN
„Links-Zwo-Drei-Vier! Vorne Halt – Links um!“ Diese Rufe sind im Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim üblich. Aber vom 14. bis 18.08.2023 galten sie nicht nur den dort ansässigen Rekruten der Luftwaffe: denn 25 junge Männer und Frauen „entdeckten“ eine Woche lang die Bundeswehr.
Die Discovery Days im Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim richten sich speziell an junge Menschen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren. Hier haben sie als „Probe-Rekruten“ eine Woche die Gelegenheit, die Bundeswehr und ihre Soldatinnen und Soldaten hautnah zu erleben und selbst den militärischen Alltag kennenzulernen.
Die ersten Schritte als Soldat
Ankommen, Empfang von Uniform und Ausrüstung, erste Ansätze des Formaldienstes - so sah der erste Tag für die Gäste aus. Ebenfalls auf dem Wochenplan: allgemeinmilitärische Ausbildung wie Erste Hilfe, das Überwinden der Hindernisbahn, ein Biwak, Brandbekämpfung, Einblicke in das SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-Training (survival, evasion, resistance and escape training; deutsch „Überlebens-, Ausweich-, Widerstands- und Fluchttraining“) und vieles mehr.
Die ersten Gleichschritte sind zwar noch etwas steif, spätestens Mittwoch sieht man bereits: die Übung bringt Ergebnisse. Motiviert zeigen die Probe-Rekrutinnen und Rekruten, dass sie schnell anwenden können, was man ihnen hier beibringt.
Entspannte Atmosphäre
Viele der Interessierten kennen jemanden aus dem Familien- oder Bekanntenkreis, der bei der Bundeswehr dient oder gedient hat. Sie wissen bereits ansatzweise, was der Dienst in den Streitkräften von ihnen verlangt.
Dass das nicht immer eine positive Vorerfahrung ist, zeigt die Verwunderung einer Teilnehmerin: „Sprechen Sie immer so entspannt miteinander?“, fragt sie einen der Ausbilder. Sie hatte aus den Erzählungen ihres Vaters ein anderes Bild von militärischem Ausbildungspersonal. „Wieso sollte ich jemanden anschreien ?,?“, lautet die souveräne Gegenfrage des Ausbilders.
Dieses Beispiel zeigt, was die Discovery Days bewirken sollen: in den Dialog mit den Soldatinnen und Soldaten treten, um mögliche Vorurteile der jungen Generation gegenüber den Streitkräften aufzubrechen.
„Ich kann nur raten, an so einem Camp teilzunehmen“
Für Olivia M. (18) ist das Camp ein voller Erfolg. Als musikbegeisterte junge Frau interessiert sie sich vor allem für das Heeresmusikkorps und ein Musikstudium, welches ihr die Bundeswehr bieten könnte. „Meine Mutter war damals bei der amerikanischen Air Force und mein Stiefvater bei der Bundeswehr. Daher war das Militär immer schon ein Thema zuhause.“, erzählt sie.
Vom Camp erfahren hat sie durch ihre Mutter. „Zur Teilnahme hat mich gereizt, das Gemeinschaftsleben kennenzulernen und mich geistig auf die Bundeswehr vorzubereiten. Ich finde die Veranstaltung hier sehr gelungen und perfekt, um die Bundeswehr ungezwungen erleben zu können. Meine Erfahrungen hier haben mich dann in dem Wunsch bestärkt, zur Bundeswehr zu gehen. Ich kann nur jedem raten, an so einem Camp teilzunehmen.“
Lucien H. (17) hat bereits Erfahrung mit den Bundeswehr Camps. „Ich war bereits in einem der Bundeswehr-Camps und wollte mir nun einmal die Luftwaffe ansehen“, sagt er im Interview. Eigentlich interessiere er sich für die Gebirgsjägertruppe. „Ich wollte aber keine anderen Möglichkeiten auslassen und mir ein paar Bereiche mehr ansehen, damit ich genau weiß, was ich will“, erzählt er weiter.
Auf Nachfrage, wie er die letzten Tage rückblickend erlebt hat, sagt er: „Ich habe mir hier im Camp Spaß und Kameradschaft gewünscht und dass ich hier noch einiges mehr über die Bundeswehr lernen kann. Meine Wünsche wurden auch komplett erfüllt. Die Ausbilder sind mit einem guten Mix aus Strenge und Offenheit an uns Teilnehmer herangegangen. Ich bin insgesamt mit einem noch viel positiveren und offeneren Bild gegenüber der Bundeswehr aus dieser Veranstaltung herausgekommen.“
„Auf Tuchfühlung mit der nächsten Generation“
Doch nicht nur für die Teilnehmenden lohnt die Veranstaltung. „Ich habe die Woche eine Menge guter Erfahrungen machen können“, erzählt Leutnant Lukas R., einer der Ausbilder. „Man geht hier auf Tuchfühlung mit der nächsten Generation und kann ihnen einen wirklich echten Einblick in den Alltag als Soldat geben. Auf jeden Fall wäre ich erneut dabei: Ich würde es definitiv noch einmal wiederholen“.
„Die Jugendlichen können hier einmal ungezwungen erleben, was es heißt, Soldatin oder Soldat zu sein“, sagt Kapitän zur See Stephan Abele. Er organisiert die Discovery Days bereits seit drei Jahren. „Wir wollen ein offenes und ehrliches Bild unseres Dienstes vermitteln. Gerade die Gespräche der Soldatinnen und Soldaten mit den Teilnehmern sind mit das Wichtigste, das sie hier mitnehmen können“.
Das kann man auch diesmal beobachten: Auf die Frage, wer sich eine Karriere bei den Streitkräften vorstellen könne, meldete sich anfangs etwa die Hälfte. Viele wollten sich erst noch einen Eindruck machen. Innerhalb der Woche gingen auf die Frage sukzessive mehr Hände hoch.