Melde mich wie befohlen: Artillerie Feldwebel aus Stetten

Melde mich wie befohlen: Artillerie Feldwebel aus Stetten

Datum:
Ort:
Stetten am kalten Markt
Lesedauer:
5 MIN

Die Bundeswehr wächst nach jahrzehntelangem Abbau seit 2016 wieder. Das spürt auch die Truppe. Junge Soldatinnen und Soldaten kommen nach erfolgreicher Ausbildung auf ihre Dienstposten. Sie tragen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement zur Einsatzbereitschaft der deutschen Streitkräfte bei. Wer sind die neuen Soldatinnen und Soldaten? Was war ihre Motivation zur Bundeswehr zu kommen und was ist dort ihr Auftrag?

Ein Soldat mit Vollbart schaut in die Kamera

Feldwebel Felix Goedel ist seit Juli 2016 Artillerist

Bundeswehr/ ArtBtl 295

Felix‘ Weg zur Bundeswehr

Feldwebel Felix Goedel gehört zum Joint Fire Support-Team. Als Teil der streitkräftegemeinsamen taktischen Feuerunterstützung, kurz STF, unterstützt er im multinationalen Rahmen Kampftruppen. Er dient in der 3. Batterie des Artilleriebataillons 295 im baden-württembergischen Stetten am kalten Markt. „Ich bin im Luft-/ Bodentrupp eingesetzt“, sagt der 25-Jährige und erklärt: „Meine Aufgabe ist es, nationale und internationale Luftwirkmittel wie den Eurofighter, den Tornado oder den Apache von der Luft auf den Boden gerichtet ans Ziel zu lenken. Bodengebundene Wirkmittel wie Mörser, Artillerie, Raketen oder Schiffsartillerie kann ich ebenfalls ins Ziel weisen.“

Zwei Soldaten sitzen im Schnee auf einem Berg. Sie zeichnen eine Karte und blicken ins Tal.

Erkunden gehört ebenso zu den Aufgaben der Artillerietruppe. Nebel erschwert die Sicht, so dass es schwierig ist, den Karteninhalt mit dem tatsächlichen Gelände zu vergleichen und feindliche Anmarschwege zu identifizieren.

privat

Felix ist gelernter Industriemechaniker und schlug bei seinem Eintritt in die Bundeswehr im Juli 2016 einen komplett neuen Weg ein. „Ich war auf der Suche nach einem spannenden Beruf mit Weiterbildungschancen, der Sicherheit, Planbarkeit aber auch Vielseitigkeit bietet.“ Das, was ihm zivile Unternehmen nicht bieten konnten, fand der junge Mann in der Bundeswehr. Er habe offen das Gespräch mit Freunden, Kollegen und dem Karriereberater gesucht und ist schließlich im Zentrum für Nachwuchsgewinnung sehr gut beraten worden.

Ende 2015 hatte Felix nach seinem erfolgreich absolvierten Auswahlverfahren und vor Diensteintritt noch ein paar persönliche Baustellen offen: „Im Januar 2016 stand die Abschlussprüfung an, danach ging es für mich zum Work and Travel für ein halbes Jahr nach Australien. Als ausgebildeter Geselle war es relativ einfach für mich, Geld zur Finanzierung meines Aufenthalts zu verdienen. Ich fand sozusagen mit Kusshand Arbeit“, sagt Felix Goedel zurückblickend auf die Zeit, in der er Farm-, Schweiß- oder Reparaturarbeiten erledigte und Land und Leute kennenlernte.

Die Ausbildung

„Mir wurde noch vor Diensteintritt ein Ausbildungskonzept vorgelegt.“ Damit war der Wunsch nach Struktur und Planbarkeit bereits vorab erfüllt. „Als Kanonier verbrachte ich erst einmal vier Monate beim 1. Feldwebelanwärter und Unteroffizieranwärter-Bataillon in Sondershausen“, sagt der junge Soldat, der sich für zwölf Jahre verpflichtet hat. Sein Truppenpraktikum verbrachte er damals schon in seiner heutigen Stammeinheit in Stetten.

Im nächsten Schritt folgte für den gebürtigen Rheinland-Pfälzer insgesamt ein Jahr Ausbildung an der Unteroffizierschule in Delitzsch. Dazu gehörten ein dreimonatiger allgemein militärischer Teil, die Weiterbildung zum Schießausbilder, eine Schulung in Methodik und Didaktik sowie eine dreimonatige Sprachausbildung in Englisch. „Danach ging es für die fachbezogene Dienstpostenausbildung zum Beobachtungssoldaten zurück in die Einheit“, so der Feldwebel.

Ein Messgerät, welches unter einem Tarnnetz steht.

Eine Beobachtungsstelle der Artillerie: Mit dem technischen Zielortungsgerät (TZG) als Laserentfernungsmesser können feindliche Koordinaten schnell und auf den Meter genau festgelegt werden.

privat
Ein Soldat sitzt in einem Erdloch.

Feldwebel Goedel in einer Beobachtungsstelle auf dem Truppenübungsplatz Bergen. Er gibt die Zielkoordinaten durch und überprüft durch Beobachten des Vorfeldes die Aufschläge der angeforderten Wirkmittel der Artillerie.

privat


Diese Qualifikation war Voraussetzung für den folgenden militärfachlichen Teil an der Artillerieschule in Idar-Oberstein. „In sechs Monaten wurde ich zum Beobachtungsfeldwebel ausgebildet.“ Das bedeutet, Ausbildungen halten und diverse Prüfungen über fachspezifische Kenntnisse zum Beispiel als Erkunder oder Gerätebediener ablegen. „Mein Führerschein der Klassen BCE kam noch hinzu. Künftig steht für mich noch der Systembediener Fennek und der Einzelkämpferlehrgang an“, so Felix Goedel.

Der Auftrag

„Mehr Möglichkeiten oder größere Vielseitigkeit kann mir kaum eine andere Tätigkeit bieten. Als Teil des Joint Fire Support Teams bin ich das Bindeglied zwischen Heer, Luftwaffe und Marine“, sagt er stolz. Die Teams sind vielseitig einsetzbar, dadurch viel unterwegs auch international, unter anderem in Litauen, Polen oder Frankreich. Ein JFSTJoint Fire Support Teams-Team besteht aus zwei Trupps, denen je ein Fennek zur Verfügung steht. Ein Fennek ist mit einem Offizier oder einer Offizierin, einem Feldwebel und der Fahrerin oder dem Fahrer besetzt.

Ein Soldat steht im Dunklen auf einem Gefechtsfeld, welches beleuchtet ist.

Auch das kann die Artillerie: Das Gefechtsfeld mittels Leuchtmunition erhellen

privat

Die täglichen Arbeiten in der Dienststelle setzen sich aus einem ständigen Kreislauf von Vorbereitung, Ausbildung und Nachbereitung zusammen. Das kann sich auf je einen Tag beziehen oder sich bei einem Truppenübungsplatzaufenthalt um ein bis zwei Wochen handeln. „Ich habe mich für weitere fachspezifische Ausbildungen vormerken lassen, jedoch sind diese aufgrund Corona zunächst bis auf Weiteres verschoben.“

 Eines von Felix‘ beruflichen Zielen ist die Ausbildung zum JTACJoint Terminal Attack Controller (Joint Terminal Attack Controller). „Diese Aufgabe ist eigentlich den Offizieren vorbehalten. Im Moment arbeite ich dem JTACJoint Terminal Attack Controller im Trupp zu, um möglichst viel in diesem Bereich zu lernen“, sagt der ambitionierte Soldat. Luftfahrzeuge und bodengebundene Wirkmittel anfordern und lenken, das kann der JFSTJoint Fire Support Teams-Feldwebel bereits. Als JTACJoint Terminal Attack Controller könnte er diese auch selbstständig einsetzen und die Feuerfreigabe erteilen, um gegnerische Ziele zu bekämpfen und damit die eigene Truppe zu schützen und zu unterstützen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. „Ich habe mich für den richtigen Dienstposten entschieden und kann an meinem Standort Vieles lernen und üben“, betont Feldwebel Goedel.

Das sagt Felix‘ Chef

Ein Porträt eines Soldaten

Hauptmann Fabian Wischnewski ist Zugführer im Artilleriebataillon 295 und Vorgesetzter von Feldwebel Goedel

Bundeswehr/ ArtBtl 295

„Auf jeden Fall hat sich die Personalsituation mit der Trendwende Personal verbessert“, sagt Hauptmann Fabian Wischnewski aus dem Artilleriebataillon 295. Der Zugführer des Feuerunterstützungszuges ergänzt: „Die Anzahl unbesetzter Dienstposten meines Zuges und der Einheit ist seit Jahren konstant rückläufig.“ Für ihn ist es wichtig, dass die Bundeswehr weiter wächst: „Nur so können bei anhaltend steigender, komplexer und diversifizierter Auftragslage Aufträge auch weiterhin qualitativ hochwertig und voll umfassend erfüllt werden.“

Derzeit ist die Einheit im Schwerpunkt mit Aufträgen der Amtshilfe zur Bewältigung der Corona-Pandemie gebunden. Sei es in Kreisimpfzentren oder bei der Durchführung von Corona-Schnelltests in Seniorenwohnanlagen. „Darüber hinaus ist ein Teil der Einheit mit der Durchführung der Spezialgrundausbildung für das Bataillon betraut“, so Wischnewski und erklärt das volle Spektrum: „Parallel hierzu führt mein Feuerunterstützungszug einerseits die Dienstpostenausbildung „Beobachtungssoldat“ und andererseits die Aus- und Weiterbildung der Joint Fire Support Teams durch.“

„Feldwebel Goedel ist in besonderem Maße für die Verwendung in einem Joint Fire Support Team geeignet - insbesondere als Luft/Boden Feldwebel“, so Hauptmann Wischnewski. Laut seinem Zugführer zeige der junge Artilleriefeldwebel ein überdurchschnittliches Leistungsbild und sehr gute Englischkenntnisse. „Ohne Goedel könnten wir kein weiteres vollständiges Joint Fire Support Team aufstellen“, betont Wischnewski.


von Jennifer  Fiebig-Schulze  E-Mail schreiben