Agiles Führen beim Escape Game
Agiles Führen beim Escape Game
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 2 MIN
Das zweite Modul der B6+ Master Class, diesmal an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin, steht ganz im Zeichen von Agilem Führen und Arbeiten.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Master Class für die teilnehmenden Führungskräfte gleich mit einer interaktiven Problemstellung beginnt, die es mit Agilität und Teamarbeit zu lösen gilt:
Durch ein Virus werden sensible Unternehmens-Daten veröffentlicht, was zum totalen Stillstand des Betriebs, zum Konkurs und schließlich zum Gesamtverlust der Arbeitsplätze führen wird. Es sei denn die Teilnehmer und Teilnehmerinnen finden innerhalb eines 30-minütigen Countdowns einen fünfstelligen Code durch Lösung von fünf Aufgaben in fünf Phasen. Dazu gilt es zusammenzuarbeiten und die Kräfte in einem Universum aus drei dislozierten Gruppen zu bündeln.
Handlungsanweisungen ergehen über das Telefon. Das Tablet wird zum Arbeitsgerät. Jede der drei Gruppen verfügt über eine unterschiedliche Teilnehmendenzahl und ist zivil-militärisch gemischt. Besonders wichtig für den Spielverlauf: Den Gruppen liegen unterschiedliche Hinweise vor. Das exekutive Escape Game wird dadurch zum Escape Team: Nur gemeinsam können die Gruppen zur Lösung des Gesamtproblems des Universums gelangen.
Kooperation und Leadership im digitalen Kontext
Für Ministerialdirektorin Sylvia Spies-Otto zeigen sich gleich zu Beginn des Spiels die unterschiedlichen Charaktere: „Ich bin zunächst aus der Beobachterperspektive an die Aufgaben herangegangen, während andere gleich losgelegt haben.“ Trotz des unterschiedlichen Verhaltens, bleibt für sie als nachhaltige Erfahrung, dass es schnell eine wirklich gute Teambildung gegeben hat. Konkurrenzdenken innerhalb und zwischen den Gruppen? Weit gefehlt. „Die anderen Gruppen sind Teil der Lösung und der Erfolg hat aus meiner Sicht auch mit der Diversität des Teams zu tun“, so die Unterabteilungsleiterin III, Strategie und Einsatz im Bundesministerium der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung).
Zwischen Kommunikation und Distanz
Insgesamt merken die Teilnehmenden schnell: Die Kommunikation auf Distanz bedarf gewisser Regeln und der Selbstdisziplin, um ein Durcheinander zu vermeiden. „Die Kombination von zwei Kommunikationsformen - physischer Präsenz und virtueller Präsenz - erfordert Rollenteilung“, sagt Ministerialdirigent Malte Krause, der im BMVgBundesministerium der Verteidigung den Stab Organisation und Revision führt: Ein Teammitglied hört zu und macht Notizen, während der oder die andere weiter mit dem Aufgabenblatt arbeitet. Andererseits bleibt zu beachten, dass je nach Setting gegebenenfalls eine andere Teamgröße gefordert ist.
„Digitalisierung bietet die Möglichkeit mehr Menschen einzubeziehen, braucht aber auch Struktur“, betont Teampartner Brigadegeneral Peter Braunstein, der das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr leitet. „Durch Video- oder Telefonkonferenzen fällt die Körpersprache fast komplett weg und die Konzentration gilt fast ausschließlich der Sprache. Das erfordert eine thematisch gute Vorbereitung“, ergänzt Krause. Größter Erkenntnisgewinn aus dem Escape Game bleibt: „Nicht nur vier Augen sehen mehr als zwei, sondern wenn 12 oder 14 Augen, Menschen, Gehirne an einer Aufgabe arbeiten, ist die Chance, dass man sie löst, gemeinsam viel größer“, so Braunstein.
Warum ein Escape Game?
„Wir setzen einen Schwerpunkt auf erfahrungsorientiertes Lernen, da die Teil-nehmer mehr mitnehmen und das Gelernte länger behalten, als bei reinen Vorlesungen“, erklärt Dr. Nora Grasselli die Wahl ihrer Lehrmethode. „Das Spielerische in der interaktiven Simulation erlaubt den Teilnehmenden etwas auszuprobieren, sich neu zu erfinden und dabei über den Tellerrand zu blicken.“
Escape Game als Sandkasten
„Jede Aufgabe erfordert einen anderen Führungsanspruch und dazu passenden Stil“, so die Programmdirektorin der ESMT. Einen einzig richtigen Führungsstil gebe es allerding nicht. „Insbesondere bei Agilität geht es darum, sich den Geschehnissen anzupassen und Platz für Innovationen zu lassen“ betont Grasselli, die regelmäßig Führungskräfte und Forschungsteams coacht.