Was nach Corona bleiben wird: Hybride Fortbildungen
Hybride Fortbildungen finden als Präsenzunterricht im Hörsaal statt, gleichzeitig werden sie gestreamt. Zugeschaltete Teilnehmende können die Fortbildungen dann von ihrem Büro aus oder aus dem Homeoffice verfolgen.
Wir sprachen darüber mit Dr. Joachim Kaltwang, Referatsleiter im Bildungszentrum der Bundeswehr (BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr) in Mannheim. Die Fragen stellte Oberstleutnant Thilo Koch.
Wissenschaftlicher Direktor, Bildungzentrum der Bundeswehr
Haben Sie bereits hybride Fortbildungen durchgeführt und wie kamen Sie auf diese Idee?
Ja, im vergangenen Herbst haben wir bereits drei einwöchige Fortbildungen in dieser Form angeboten. Allerdings war das nicht nur meine Idee und sie ergab sich zwangsläufig: Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 fanden am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr nur noch Online-Fortbildungen statt.
Als dann wieder Lehrgänge als Präsenzunterricht angeboten wurden, durften wir aufgrund der Abstandsregelungen nur eine geringe Anzahl Teilnehmender im Hörsaal zulassen. Da die Nachfrage viel größer war, haben wir die Lehrgänge zusätzlich gestreamt. Zum Beispiel konnten dann an der jährlichen Fortbildung für Umweltschutzsachbearbeiter außer den 15 Teilnehmenden im Hörsaal noch 27 weitere Kolleginnen und Kollegen online teilnehmen.
Wie läuft so eine hybride Fortbildung ab und was sind dabei die Vorteile?
Dozenten und Lehrgangsteilnehmende befinden sich im Hörsaal. Der Unterricht wird wie üblich mit Hilfsmitteln wie Rechner, Beamer, Tafel usw. durchgeführt. Zusätzlich sind im Hörsaal eine Webcam und Mikrofone installiert, der Dozent nutzt ein Headset. Mit dem Videokonferenzprogramm WebEx werden Ton, Bildschirmbild und Videobild des Dozenten übertragen. Fernlehrgangsteilnehmende schalten sich per Link mit wenigen Mausklicks dazu. Sie können Fragen stellen und Kommentare abgeben.
So können sich Interessierte aus ganz Deutschland schnell und einfach zu Fachthemen und aktuellen Fragestellungen informieren. Neben der Reisezeit sparen sie Reisekosten. Und nicht zuletzt senkt in Pandemiezeiten jede nicht durchgeführte Dienstreise auch das Infektionsrisiko.
Das klingt sehr positiv, aber gibt es auch Nachteile?
Ja, die gibt es natürlich auch. Die zugeschalteten Teilnehmenden können sich sowohl mit den Dozenten als auch untereinander nur gebremst verständigen, das heißt mit kleinen Verzögerungen. Und dann können die Online-Teilnehmenden sich nicht so gut untereinander vernetzen wie in unseren Präsenzlehrgängen, weil zum Beispiel die Gespräche in den Pausen oder am Abend fehlen. Dazu kommen manchmal Störungen durch die Technik oder den Umgang damit. Aber auch darin werden wir immer besser!
Finden zurzeit hybride Lehrgänge statt und was passiert, wenn der Lockdown vorüber ist?
Nein, jetzt während des aktuellen Lockdowns bieten wir unsere Fortbildungen grundsätzlich online an. Eine Ausnahme sind bestimmte system- oder einsatzrelevante EDVElektronische Datenverarbeitung-Lehrgänge, die wir noch nicht online durchführen können.
Wenn der Lockdown vorbei ist, werden wir wieder hybride Fortbildungen anbieten. Aber wir werden das auch später noch tun, nach Corona. Bei unseren Hybrid- und Online-Fortbildungen haben uns immer wieder Kolleginnen und Kollegen bestätigt, dass sie ohne die Fernlehrgangstechnik nicht an den Lehrgängen teilgenommen hätten. Gründe hierfür sind zum Beispiel weite Anreisen, hohes Arbeitsaufkommen am Standort, Betreuung von kleinen Kindern, Halbtags-Arbeit und ähnliches. Mit den hybriden Fortbildungen erreichen wir auch diese Interessierten.
Gibt es noch weitere Gründe, hybride Fortbildungen durchzuführen?
Ja, nehmen wir als Beispiel unsere Objektmanagement-Fortbildung. Dieser Lehrgang dauert zwei Wochen. An jedem Tag werden drei bis vier ganz unterschiedliche Themen wie zum Beispiel Controlling, Geländebetreuung und Liegenschaftssicherung behandelt. Nun kann es sein, dass ein Objektmanager gerade eine Baumaßnahme zu bearbeiten hat und er möchte sich darum aktuell zu diesem Thema informieren. Er hat aber nicht die Zeit, um zwei Wochen lang den gesamten Lehrgang in Mannheim zu besuchen. Bei einer hybriden Fortbildung braucht er sich nur den Link zu besorgen und kann nun genau die Präsentation zu dem Thema „Baumaßnahmen“ verfolgen, die ihn interessiert. Gegebenenfalls kann er dem Dozenten oder der Dozentin auch Fragen stellen. Das spart Zeit und Geld und verbessert den Wissenstransfer enorm!
Und ohne Corona würde es keine hybriden Fortbildungen geben?
Auf jeden Fall hätte es sie nicht so schnell gegeben. Corona hat uns dazu gebracht, uns mit dem Thema „Fernlehrgang“ intensiv auseinanderzusetzen. Aber nicht nur wir am BiZBwBildungszentrum der Bundeswehr haben viel dazugelernt: Wer einmal online an einer unserer Fortbildungen teilgenommen hat, hat dabei nebenbei auch den Umgang mit der Fernlehrgangstechnik erlernt. Und ist danach vielleicht eher bereit, sie auch selber zukünftig zu nutzen.
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