Vom Deck an die Uni
Vom Deck an die Uni
- Datum:
- Ort:
- Kiel
- Lesedauer:
- 3 MIN
Kaum ein Arbeitgeber bietet ein so breites Tätigkeitsspektrum wie die Bundeswehr – besonders in der Marine könnten die Aufgabenbereiche kaum vielfältiger sein. Vom Piloten bis hin zum Schiffskoch stehen viele Wege offen. Wie ein möglicher Werdegang in der Marine, von der Grundausbildung bis hin zum Studium an einer der beiden renommierten Bundeswehr-Universitäten aussehen könnte, hat uns Seekadett Julia Wotenow erzählt.
Warum sind Sie damals zur Bundeswehr gegangen?
Ich wollte schon immer einen Beruf, in dem man Action hat - sei es bei der Polizei, beim Zoll oder eben bei der Bundeswehr. Ein Vortrag in der Schule hat dann mein Interesse für die Marine geweckt. Zuerst habe ich mich dann für den Freiwilligen Wehrdienst beworben, um zu sehen, ob das wirklich das Richtige für mich ist.
Und war es das Richtige für Sie?
Definitiv! Danach habe ich mich gleich für sechs weitere Jahre verpflichtet und war als Soldatin auf Zeit in der Laufbahn der Mannschaften. Da war ich dann als Elfer, auch Decksgast genannt, eingesetzt. Da erledigt man die klassischen seemännischen Aufgaben vom An- und Ablegen, über die Reinigung des Decks, aber auch Brand- oder Schadensbekämpfung.
Wie kommt es, dass sie jetzt als Seekadett vor mir stehen?
Nach ein paar Jahren als „Mannschafter“ wollte ich mich einfach weiterbilden und mit Abitur war die Laufbahn der Offiziere genau das Richtige. Hier habe ich die Möglichkeit zu studieren und irgendwann vielleicht das Kommando über ein Boot oder Schiff zu übernehmen.
Welche Lehrgänge haben Sie bisher schon besucht?
Da man auf See viele unterschiedliche Aufgaben hat, kommt da schon Einiges zusammen.
Zum einen muss man die Grundlagen der Seefahrt kennen und so durfte ich den Segelschein, aber auch den Kraftbootführerschein machen. Darauf aufbauend bin ich auch ausgebildeter Rettungsbootsmann und kann Menschen aus Seenot retten. Außerdem bin ich Atemschutzgeräteträgerin, Truppführerin und Gleichstellungsbeauftragte an Bord.
Gibt es einen Moment bei der Marine, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Am ehesten ist das wohl mein Einsatz bei der EUEuropäische Union-Mission 2016 im Mittelmeer. Hier war ich zirka sechs Monate auf See. Dort haben wir in Seenot geratene Menschen gerettet und das illegale Schleuserwesen bekämpft. Das Leben anderer zu retten und einen sinnvollen Beitrag zu leisten war schon ein besonderes Gefühl, das ich niemals vergessen werde.
Woran mussten Sie sich beim Militär erst gewöhnen?
Oh da gibt es einiges: Beim Telefonieren, Essen oder Trinken nicht mehr gehen zu dürfen beispielsweise. An Bord musste ich mich vor allem an die Probespülung gewöhnen. Dabei testet man ob die Spülung der Latrine, also des WCs, auch wirklich funktioniert. Sonst wird es unangenehm für alle auf dem Schiff und das will keiner.
Welchen Geheimtipp würden Sie anderen, die sich für die Bundeswehr interessieren, geben? Was sollten die unbedingt beachten?
Fragen stellen! Dumme Fragen gibt’s nicht, nur dumme Antworten. Man muss am Anfang viel lernen und es wird gerne gesehen, wenn man auf die Ausbilder zugeht und wissbegierig ist. Und ganz wichtig ist auch der gegenseitige Respekt. Gerade auf dem Schiff muss man respektvoll miteinander umgehen, denn man lebt auf engstem Raum zusammen.
Was tun Sie normalerweise im Regeldienst?
Morgens treten wir an Deck an und dann gibt’s erstmal eine Musterung, sprich der erste Offizier kontrolliert, ob die Uniformen sitzen und bei den Männern wird sogar die Rasur kontrolliert. Dann werden die täglichen Aufgaben verteilt. Zuletzt sind wir einige Manöver gefahren und haben für den Ernstfall geübt. Dabei war ich dann beispielsweise als eine der Verantwortlichen für die Brandbekämpfung zuständig oder habe die Rettung von Schiffbrüchigen geübt.
Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitsumfeld besonders?
Ganz klar die Menschen. Die Kameradschaft insbesondere, wenn man zur See fährt. An Bord ist das wie eine große Familie. Man hält zusammen!