Die Deutsche Marine im Bündnis
Mit vier permanent einsatzbereiten Marineverbänden ist die NATONorth Atlantic Treaty Organization auf Krisen und Konflikte in See vorbereitet. Deutschland ist an allen beteiligt.
Der ständige Beitrag der Deutschen Marine
Die Marine beteiligt sich laufend an den vier multinationalen Flottenverbänden der NATONorth Atlantic Treaty Organization – den Standing Naval Forces. Deutschland als Bündnispartner hat zugesagt, für sie auch in Friedenszeiten permanent Schiffe und Boote bereitzustellen. Sie sind:
- Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Maritime Group 1,
- Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Maritime Group 2,
- Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Mine Countermeasures Group 1 und
- Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Mine Countermeasures Group 2.
Diese Abstellung von Einheiten an das Bündnis heißen in der Bundeswehr anerkannte Missionen, früher auch einsatzgleiche Verpflichtungen. Eine Zustimmung des Bundestags für sie ist nicht erforderlich, weil Deutschland bereits seit 1955 Mitglied der NATONorth Atlantic Treaty Organization ist.
In der Praxis sind diese Missionen nur teilweise den vom deutschen Parlament mandatierten Einsätzen ähnlich. Eine der auffälligsten Gemeinsamkeiten ist die mehrmonatige Abwesenheit der teilnehmenden Soldatinnen und Soldaten von zuhause. Die wohl wichtigsten Unterschiede zu den Einsätzen sind, dass es die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbände teils schon seit Jahrzehnten gibt und dass sie nur grob einer spezifischen Region zugewiesen sind.
Das übergeordnete Hauptquartier dieser Einsatzverbände, das Allied Maritime Command (MARCOMAllied Maritime Command), liegt in Northwood bei London. In Friedenszeiten rotiert die direkte Führung durch Kommandeure auf vier Flaggschiffen jährlich unter den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern, wie auch die teilnehmenden Schiffe und Boote regelmäßig wechseln. Im Krisen- und Konfliktfall werden die Verbände spezialisierten Marinestäben unterstellt, sogenannten Maritime Component Commands.
Die Überwasser-Kampfverbände der NATONorth Atlantic Treaty Organization
Die beiden Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Maritime Groups, kurz SNMGStanding NATO Maritime Group 1 und SNMGStanding NATO Maritime Group 2, bestehen aus mehreren Kriegsschiffen nahezu aller NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedsstaaten. In der Regel sind das auf die U-Boot-Abwehr spezialisierte Fregatten und für die Luftverteidigung optimierte Zerstörer. Ihnen ist außerdem immer ein Versorgungsschiff angeschlossen, damit der Verband eine möglichst hohe Verweildauer in See hat. Deutschland beteiligt sich stets mit einem Marineschiff pro Verband. Zu den wichtigsten Aufgaben beider SNMGs gehören Kontrolle und Schutz strategisch wichtiger Seeverbindungslinien.
Im Frieden operiert die SNMGStanding NATO Maritime Group 1 vor allem in Nordatlantik, Nordsee und Ostsee, kann bei Bedarf aber sofort in andere Krisengebiete verlegen. Diese Maritime Group ist die älteste der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Gegründet wurde der Marineverband bereits 1967 als „Standing Naval Force Atlantic“; 2005 erhielt er seine jetzige Bezeichnung.
Die SNMGStanding NATO Maritime Group 2 agiert hauptsächlich im Mittelmeer, lässt sich aber ebenso flexibel in anderen Seegebieten einsetzen. Der Verband entstand 1992 unter dem Namen „Standing Naval Force Mediterranean“; 2005 wurde er in SNMGStanding NATO Maritime Group 2 umbenannt.
Die Minenjäger der NATONorth Atlantic Treaty Organization
Die Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Mine Countermeasures Groups, abgekürzt SNMCMGStanding NATO Mine Countermeasures Group 1 und SNMCMGStanding NATO Mine Countermeasures Group 2, stellen sich normalerweise aus mehreren Minenabwehrbooten sowie einem Führungs- und Versorgungsschiff verschiedener NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner zusammen – darunter immer eines aus Deutschland. Die Verbände sollen Seeminen suchen und unschädlich machen. Zusätzlich beseitigen sie Munitionsaltlasten aus vergangenen Kriegen und Konflikten.
Die SNMCMGStanding NATO Mine Countermeasures Group 1 ist vor den Küsten Nordeuropas, vor allem im Englischen Kanal, in Nordsee und Ostsee, unterwegs. Wenn gefordert, kann sie aber auch in anderen Regionen operieren. Dieser Minenabwehr-Verband wurde 1973 als „Standing Naval Force Channel“ aufgestellt; 2005 wurde er zuletzt umfirmiert zur heutigen SNMCMGStanding NATO Mine Countermeasures Group 1.
Hauptoperationsgebiet der SNMCMGStanding NATO Mine Countermeasures Group 2 ist das Mittelmeer, wobei auch dieser bei Bedarf angepasst werden kann. Diese jüngste Maritime Group der NATONorth Atlantic Treaty Organization wurde 1999 aktiviert. Die heutige Bezeichnung SNMCMGStanding NATO Mine Countermeasures Group 2 erhielt sie 2005.
Der maritime Anteil der NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force
Vor allem ihre räumliche Flexibilität macht die Standing Naval Forces zu idealen maritimen Reaktionskräften, die dem Bündnis bei eventuellen Krisen oder Konflikten verhältnismäßig schnell zur Verfügung stehen. Die vier permanenten Marineverbände gehören daher zur NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force (NRFNATO Response Force) beziehungsweise genauer zur Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force). Diese multinationale Kampfgruppe hat, wie ihr Name sagt, eine sehr hohe Einsatzbereitschaft. Ihre Marineanteile, die vier NATONorth Atlantic Treaty Organization-Flottenverbände, sind damit auch permanent verfügbar.
Kontinuierliche Ausbildung für hohe Einsatzbereitschaft
Wie ihre Partner entsendet die Deutsche Marine nur Schiffe und Boote, die komplett ausgebildet und ausgerüstet sind. Um diese Einsatzbereitschaft auf einem hohen Niveau zu halten, nehmen die Maritime Groups an verschiedenen nationalen und internationalen Manövern der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten teil.
Diese laufende Ausbildung gehört genauso zu den Aufgaben der Verbände wie die militärische Abschreckung oder, wenn nötig, Embargokontrollen, Such- und Rettungsoperationen sowie humanitäre Not- und Katastrophenhilfe. Nicht zuletzt aber dienen Schiffe und ihre Besatzungen als Botschafter in Blau: Die Verbände besuchen regelmäßig verschiedene Häfen in verbündeten oder befreundeten Staaten.
Ihre enge Zusammenarbeit praktizieren die Seestreitkräfte der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner schon seit Jahrzehnten – und mit ihnen Deutschland. In den gemeinsamen Verbänden teilen sie die verschiedenen Einzelaufgaben untereinander auf, die nötig sind, damit die Schiffsgruppe sich einerseits selbst verteidigen, andererseits im weiten Umkreis aktiv handeln kann.
Diese multinationale maritime Arbeitsteilung ist in der NATONorth Atlantic Treaty Organization Standard. Denn nur wenige Verbündete unterhalten eine so große Flotte, dass sie alle Spezialisierungen, alle verschiedenen Fähigkeiten unterschiedlicher Kriegsschiffe zur gleichen Zeit in einem rein nationalen Verband zusammenbringen können.
Veröffentlicht am: 28.02.2022, zuletzt aktualisiert am: 18.07.2022
Ort: Rostock
Lesedauer: 5 Minuten