Als Zahnärztin auf dem Schiff im Libanon-Einsatz
Als Zahnärztin auf dem Schiff im Libanon-Einsatz
- Datum:
- Ort:
- in See
- Lesedauer:
- 3 MIN
Ich heiße Sarah P., bin 30 Jahre alt und befinde mich derzeit an Bord der Fregatte „Baden-Württemberg“ bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon. Ich bin gelernte Zahntechnikerin und habe Zahnmedizin studiert, nachdem ich meine Grundausbildung im Sanitätslehrregiment in Bogen absolvierte. Im Juli 2023 kehrte ich nach Bogen zurück und leite seitdem dort die Zahnarztgruppe.
Meine Aufgabe im Einsatz
Zusammen mit der Zahnmedizinischen Fachangestellten, Stabsunteroffizier Karina S. (in der Marine auch liebevoll Zahnfee genannt), kümmern wir uns um die Mundgesundheit der Soldatinnen und Soldaten auf dem Schiff.
Die Fregatte ist mit einem Behandlungsstuhl, einem Dampfsterilisator und der Bordzahnstation ausgestattet. So können wir die Patienten und Patientinnen versorgen, die Zahnschmerzen haben oder Füllungen, Wurzelkanalbehandlungen und chirurgische Eingriffe benötigen.
Ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit sind die Kontrolluntersuchungen. Dafür gibt es jährlich eine Dental Fitness Class gemäß NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standard. Diese Untersuchung soll dabei helfen, frühzeitig Karies, Entzündungen und Zahnprobleme zu erkennen, um so nötige Behandlungen rechtzeitig zu planen. Sie ist zudem auch Bestandteil der Überprüfung auf Borddienstverwendungsfähigkeit – das ist der Test, mit dem Bewerberinnen und Bewerber für einen Einsatz auf See für bordtauglich befunden werden.
Neben den Routineuntersuchungen und der Behandlung von akuten Zahnproblemen bieten wir bei Bedarf auch Prophylaxemaßnahmen an. So können alle Besatzungsmitglieder ihre Familien mit einem strahlenden Lächeln bei der Heimkehr begrüßen. Bisher konnten wir die Behandlungen bei ruhiger See ohne Einschränkungen durchführen.
Das Besondere an meiner Tätigkeit
In meinem ersten Auslandseinsatz lerne ich sehr viel über die Marine und das Leben an Bord. Da wir nur im Hafen Material empfangen können, müssen wir weit vorausplanen, damit kein Engpass von essenziellen Verbrauchsmaterialien entsteht. Auf See lernt man auch, kreativ zu werden. Falls ein Gerät ausfällt, auf das wir täglich angewiesen sind, müssen wir die Probleme selbst lösen. Das Personal an Bord ist äußerst kompetent und hat viel Erfahrung darin, alles auseinanderzuschrauben und wieder instand zu setzen.
Eine weitere Herausforderung ist die Behandlung an Patientinnen und Patienten bei Seegang. Bisher konnten wir die Behandlungen ohne Einschränkungen durchführen, aber für mich ist es eine neue Situation, bei Bewegungen im Schiff zu arbeiten. Wir optimieren unsere Arbeitsabläufe von Mal zu Mal, sodass uns ein stärkerer Seegang nichts mehr anhaben kann. Dazu zählt auch der morgendliche Besuch auf der Brücke, um die aktuelle Wetterlage abschätzen zu können. Dadurch kann ich meinen Behandlungsplan anpassen, falls es zu stürmisch werden sollte.
Was mir am meisten fehlt
Am meisten vermisse ich natürlich meine Familie, Freunde und besonders meinen Ehemann. Doch durch die Low-Earth-Orbit-Satelliten haben wir eine stabile WLAN-Verbindung und können selbst mit Videocalls Kontakt zu unseren Angehörigen halten. Das hilft ungemein bei der langen Abwesenheit. Kurz dahinter kommt auch gleich mein eigenes Bett zu Hause, welches ich erst hier an Bord sehr zu schätzen gelernt habe. Es ist schon ein deutlicher Unterschied, auf einer nur 70 Zentimeter breiten Matratze zu schlafen.
Das sind meine Pläne, Wünsche und Grüße
Ich bin sehr dankbar für die wertvollen Erfahrungen, die ich hier sammeln darf, und versuche, meinen Kameradinnen und Kameraden durch meine Arbeit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich grüße herzlich das Sanitätszentrum Bogen, das Sanitätsunterstützungszentrum Kümmersbruck, meine Freunde und meine Familie, die mich auf meinem Weg unterstützen.