Wochenbriefing: Von Amtshilfe bis Einsatz
Wochenbriefing: Von Amtshilfe bis Einsatz
- Datum:
- Ort:
- Rostock
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Seit 3. April sind im Norden Soldatinnen und Soldaten zusammen mit einem Führungsstab der Marine voll einsatzbereit für die Amtshilfe. Währenddessen läuft der Grundbetrieb in der Flotte ohne Einschränkungen weiter, an Land wird er an die Corona-Lage angepasst.
So erklärt der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, auch schon am 3. April (PDF, 106,3 KB), dass die Ausbildung an den Schulen der Marine beispielsweise unter Nutzung digitaler Plattformen so organisiert sei, dass sie in Teilen weitergeführt werden könne. Bezogen auf die Einsätze der Flotte meint Krause, es sei allen bewusst, dass die Vorgaben zur Quarantäne die Grenzen des Zumutbaren berührten – sie seien jedoch für den Gesundheitsschutz aller unabdingbar.
Der Dezernatsleiter Heilfürsorge/Maritime Medizin im Marinekommando, Flottillenarzt Oliver Traue, erklärt am 6. April in einem Interview, was es für Schiffärzte bedeutet, in Zeiten der Corona-Pandemie, die Einsatzfähigkeit der Flotte zu erhalten. Die wohl bedeutendste Änderung im Vergleich zum Normalfall sind Landgangsverbote für Besatzungen in Häfen. Traue erklärt aber auch: „Wenn es keine Infizierten in der Besatzung gibt, ist aus epidemiologischer Sicht die Situation an Bord eine Ideallösung, denn die Infektionswahrscheinlichkeit ist deutlich geringer als an Land.“
Die Ausbildung wird digitaler
Am 9. April hält Inspekteur Krause in seinem siebten Infobrief Corona (PDF, 104,4 KB) fest, dass sich die aktuelle Zahl der Covid-19-Patienten bei der Marine auf sechs Personen belaufe. In den Zahlen der Infektionen innerhalb der Bundeswehr drücke sich aus, dass sich die Angehörigen der Streitkräfte sehr verantwortungsbewusst verhalten hätten.
Indes würden die Schulen der Seestreitkräfte erste Ausbildungsmaßnahmen, die unter Beachtung von Auflagen möglich sind, ab dem 20. April wieder aufnehmen. Im Übrigen erfolge eine permanente Bewertung, welche Ausbildungsvorhaben zu welchem Zeitpunkt wieder durchgeführt werden könnten.
Damit die Infektionszahlen innerhalb der Bundeswehr und der Marine auch künftig die Einsatz- und Führungsfähigkeit nicht einschränken, und als Beitrag zum Infektionsschutz, haben die Generalärzte von Heer, Streitkräftebasis sowie Cyber- und Informationsraum bereits am 1. April eine Taschenkarte zum Umgang mit Covid-19 herausgegeben.
In dieser schwierigen Gesamtlage kommt es dem Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, besonders darauf an, den Besatzungen in der Flotte deutlich zu machen, dass ihm und der Marineführung sehr klar ist, unter welcher Belastung die Männer und Frauen im Moment zur See fahren. Das verbindet er am 9. April in einer Videobotschaft mit Ostergrüßen für alle.
Brinkmann sieht in der schweren Krise aber auch eine Chance. „Wir entdecken das Führen mit Auftrag wieder neu“, so der Admiral. „Denn vor Ort muss schlicht entschieden werden, weil es keine behördlichen Patentrezepte für die Krisenbewältigung gibt. Regelungswut war gestern, heute ist Entscheidungsfreude und Tatkraft gefragt.“
Die Corona-Lage in der Flotte
Wie die Schiffe und Boote diese Aufforderung des Befehlshabers bereits umsetzen, zeigen die Besatzungen in Beiträgen für die Sozialen Medien. Auf dem Minenjagdboot „Datteln“ etwa muss der Schiffstechnische Offizier mit deutlich weniger Personal arbeiten, wie er am 6. April sagt.
Soldaten des Seebataillons an Bord der Fregatte „Baden-Württemberg“ folgen dem Motto „Abseilen an Bord, statt Abhängen an Land“. Die Bordeinsatzgruppe auf dem Schiff trainiert auch im Hafen, bis die Fahrt weitergeht. Die Fregatte liegt am 6. April zum Kraftstoffbunkern in der spanischen Marinebasis, aber die Crew darf nicht an Land.
Der Kommandant der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“, Fregattenkapitän Tom Jürgensen, berichtet am 8. April aus der Ägäis, wie seine Crew damit umgeht, zehn Wochen lang ausschließlich an Bord bleiben zu müssen.
Der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ wird die „Mecklenburg-Vorpommern“ im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verband ablösen. Die Besatzung des Schiffs erklärt einen Tag später, wie sie sich den Partnern und Kameraden im Bündnis verpflichtet fühlt.
Wegen einer Covid-19-Infektion auf dem Tender „Mosel“ und der darauf notwendigen Isolierung der Besatzung bis 25. März ist noch überschüssige Verpflegung an Bord eingelagert. Diese Lebensmittel spendet die Crew am 9. April den Tafeln in Kiel, erklärt der Verpflegungsoffizier des Schiffs.
Dienst wie gewohnt
In der Flotte und an Land findet aber auch so etwas wie Normalbetrieb statt. Am 3. April wechselt das Kommando im Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“.
Die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ berichtet am 5. April von Verbandsübungen mit anderen Schiffen des UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Marinekontingents.
Wie die Arbeit im Heimathafen weiter geht, twittert der Tender „Elbe“ am 7. April.
Und für die Fregatte „Brandenburg“ steht am 7. April Flugbetrieb auf dem Stundenplan.
Überraschungsanruf bei einem Corona-Helden
Bereits seit Mitte März telefoniert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in diesen Tagen mit Menschen in Deutschland, die in der Corona-Krise besonders gefordert sind – für ihn Heldinnen und Helden. Dazu gehören Pfleger, Ärzte, Lehrer, Supermarkt-Mitarbeiter wie auch Soldatinnen und Soldaten. Am 6. April erreicht er Obermaat Jesse Hinton, der zu den „Helfenden Händen“ der Bundeswehr in Wilhelmshaven gehört.
„Der Bundespräsident hat nicht nur mich alleine gelobt“, sagt Hinton. „Er hat noch gesagt: Grüßen Sie den Kameradenkreis! Dass er sich freut, dass die Soldaten so einsatzbereit sind, in der Krise zu helfen. Das findet er toll.“