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Wir sind Marine: Eine Rückschau

Wir sind Marine: Eine Rückschau

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
4 MIN

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Gut zwei Jahre läuft das Projekt „Wir sind Marine“ bereits. Es arbeitet die widrigen Entwicklungen innerhalb der Teilstreitkraft seit 1990 auf.

Auf der Brücke des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“

Auf der Brücke des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“

Bundeswehr/Tom Twardy

„Wissen wir eigentlich noch, warum wir uns einmal für den Dienst in der Marine entschieden haben? Warum tragen wir immer noch das Blaue Tuch in Anbetracht vieler Unzulänglichkeiten des täglichen Dienstes, der Ohnmacht und Frustration, die wir oft empfinden, wenn Dinge nicht so vorangehen, wie wir uns das wünschen?“

So fragte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, ganz zu Beginn des großen Innere-Führung-Vorhaben der Seestreitkräfte. In einem Inspekteurbrief wandte er sich im August 2018 an die Soldatinnen und Soldaten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Was treibt uns an, täglich aufs Neue unseren Dienst zu versehen? Was macht uns – die Deutsche Marine – aus?“ Er sah seine Teilstreitkraft in einem Spannungsfeld zwischen Auftragserfüllung unter schwierigen Bedingungen und einer grundsätzlich notwendigen Attraktivität des Dienstes.

Der Inspekteur wünscht sich neue Leidenschaft

Eine Vorstellung von der Identität der Großorganisation wollte er mit einem breit angelegten Dialog innerhalb der Marine entwickeln. „Nicht von oben verordnet sollen diese Identität und dieses Selbstverständnis sein, vielmehr sollen sie in der Diskussion mit Ihnen entwickelt werden. Jeder kann und soll gehört werden, jeder kann und soll sich einbringen“, so Krause. Er wünschte sich, durch diesen Prozess „eine neue Begeisterung und Leidenschaft für Marine“ entfachen zu können.

Den Projektanstoß nahm der damalige Abteilungsleiter Personal, Ausbildung, Organisation, Flottillenadmiral Rainer Endres auf. Um eine „ehrliche Bestandsaufnahme“ zu erzielen, fragte er: „Wie einig sind wir uns eigentlich in Bezug auf unsere Identität? Und wann haben wir uns zuletzt mit diesen Fragen beschäftigt?“

Womit musste die Marine seit der Wiedervereinigung umgehen?

In einem Namensbeitrag auf den Webseiten der Marine analysierte er Anfang 2019 die Lage: „Wenn wir uns anschauen, was die Menschen in der Marine heute als unattraktiv und belastend empfinden, so sind das oftmals noch nicht bewältigte Konsequenzen aus tiefgreifenden Veränderungen der letzten Jahrzehnte.“ Dazu zählten für Endres unter anderem die sogenannte Friedensdividende seit 1990 und das Aussetzen der Wehrpflicht 2011. Er zählte aber auch zusätzlich auf: „neue Laufbahnen, einseitig humanitäre Einsätze, schwindende Professionalität, Umstrukturierung, Mehrbesatzungskonzepte, Soldatenarbeitszeitverordnung, Freiziehen der Schiffe und Boote, Wieder- und Seiteneinstieg, Trendwenden und so weiter und sofort“.

Am Ende stellte er eine Kernfrage: „Haben wir das alles richtig verarbeitet oder gehören wir gar auf die Couch?“ Die Antwort konnten nur die Menschen in der Marine selbst geben.

Trotz der widrigen Entwicklungen ist es der Marine mit viel Kraft und Aufwand durchgängig gelungen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Doch die angespannte Lage hat Spuren in der Marine hinterlassen und sich auf die Stimmung ausgewirkt. Das Projekt „Wir sind Marine“ musste sich also vor allem mit der Kernfrage befassen, ob die Angehörigen der Großorganisation die Entwicklungen richtig verarbeitet haben.

Was ist bisher im großen Vorhaben der Inneren Führung der Marine geschehen?

„Wir sind Marine“ startete also im Spätsommer 2018. An über 30 Workshops haben sich seither rund 500 Soldatinnen und Soldaten eingebracht. An einer Fragebogenaktion beteiligten sich gut 1.700 Soldatinnen und Soldaten. Sie brachten darin zum Ausdruck, wie sie „Marine“ wahrnehmen und wie sie sich „Marine“ wünschen.

Die Soldatinnen und Soldaten, zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten ihre Identität innerhalb der Großorganisation jenseits aller Unzulänglichkeiten freilegen, um sich zu vergewissern, was diese Marine heute ist und wie sie besser werden könnte. Letztlich soll auf der Grundlage der Ergebnisse auch eine Verständigung darüber entstehen, wie die Angehörigen der Marine sein wollen.

Parallel sollten bereits erste gemeinsame Problemlösungen auf den Weg gebracht werden: Dazu entwickelten Truppe, Stäbe und Kommandoebene zusammen Verfahren weitert und fanden Lösungen für ganz konkrete Herausforderungen – auch mit Hilfe von ungewohnten Formaten wie Ideenschmieden und Barcamps. Ferner galt es, eine „Ideenskizze von Identität und Selbstverständnis“ zu entwickeln und auf dieser Grundlage die weiteren Handlungslinien zu gestalten.

Eine Kommunikationsoffensive der Admirale über die Ergebnisberichte

Ende 2019 legte die beauftragte Projektgruppe die Ergebnisberichte der Marineführung vor.  Eine Kommunikationsoffensive der Admiralität informierte die Truppe im Januar 2020 über diese Auswertung. Vizeadmiral Rainer Brinkmann, der Befehlshaber der Flotte, und weitere acht Flaggoffiziere aus dem Marinekommando reisten persönlich in die Standorte. In 30 Gesprächskreisen mit Marineangehörigen aller Dienstgrade und Laufbahnen diskutierten sie über den bisherigen Verlauf des Projekts.

„Wir wollen damit deutlich machen“, so Brinkmann, „dass wir die Botschaften aus den Workshops und der Fragebogenaktion ernst nehmen und ernsthaft gewillt sind, daraus Folgerungen zu ziehen. Es geht darum, gemeinsam diese Marine zu einer noch besseren Marine zu machen, denn: Wir alle sind Marine.“

von  Presse- und Informationszentrum Marine (swe/mmo)  E-Mail schreiben

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