Wir sind Marine: Anstoß zur Weiterentwicklung
Wir sind Marine: Anstoß zur Weiterentwicklung
- Datum:
- Ort:
- Rostock
- Lesedauer:
- 3 MIN
Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, hat den jüngsten Zwischenstand des Projekts „Wir sind Marine“ zusammengefasst. Und verweist dabei auf einen ausführlichen Bericht des Projekt-Mitbegründers Marcus Albrecht.
Die zahlenmäßig kleinste Marine seit ihrer Gründung war in den zurückliegenden Jahren mit einer steigenden Zahl von Einsätzen und Aufgaben konfrontiert. Gleichzeitig hat die Verfügbarkeit von Personal und Material ab- und die Bürokratie zugenommen, Einflussmöglichkeiten haben sich verengt, Kompetenzen zersplittert und die mediale Berichterstattung ist bisweilen kritisch geworden.
Trotz dieser Entwicklungen ist es der Marine mit viel Kraft und Aufwand durchgängig gelungen, ihre Aufgaben zu erfüllen, doch die angespannte Lage hat auch Spuren in der Marine hinterlassen und sich auf die Stimmung ausgewirkt. Äußere Umstände und das enorme Pensum scheinen jedoch nicht die alleinige Ursache für die angegriffene Gemütslage zu sein. Genau das war der Grund, im Spätsommer 2018 das Projekt „Wir sind Marine“ aufzulegen.
In die Marine hineinhorchen
Ziel des Projektes war es, in die Marine hineinzuhorchen, unsere Identität jenseits aller Unzulänglichkeiten freizulegen, uns zu vergewissern, was diese Marine heute ist und wie sie besser werden könnte. Letztlich soll auf der Grundlage der Ergebnisse auch eine Verständigung darüber erzielt werden, wie wir sein wollen.
Um aber nicht Gefahr zu laufen, nur Nabelschau von oben zu betreiben und ein (selbst-) gefälliges und wohlmeinendes Selbstbild zu zeichnen, haben wir den Männern und Frauen der Marine die Hoheit überlassen und mit einer wissenschaftlichen Regie und Perspektive von außen verbunden. Mit Prof. Dr. Marcus Albrecht konnten wir einen auch in der Unternehmensberatung erfahrenen Wissenschaftler gewinnen, der die Projektskizze entworfen und eigens den Fragebogen entwickelt hat.
Für die Durchführungsphase der Workshops konnten wir mit Kapitän zur See d.R.der Reserve Dr. Guido Panke dann einen zweiten Mentor gewinnen. Die beiden Mentoren sind dann zwar methodisch unterschiedlich vorgegangen, haben aber grundsätzlich auf dasselbe Ziel hingearbeitet.
Nachdem Ende 2019 die Ergebnisberichte vorgelegt und in verschiedenen Zirkeln diskutiert wurden, ist die Truppe Anfang 2020 im Rahmen einer Kommunikationsoffensive der Admiralität in den Standorten erstmalig informiert worden. Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse wurde ergänzend ins Intranet der Marine gestellt.
Eine schonungslose Bestandsaufnahme
Der Spiritus Rector des Projekts, Professor Albrecht, referiert nun in einem eigenen Bericht die in der Truppe aufgenommene Kritik. So sehr auch einige Feststellungen, Bewertungen und Folgerungen provozieren, persönlich berühren oder auch gängige Überzeugungen in Frage stellen, so sehr müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass doch genau das gewollt war: eine schonungslose Bestandsaufnahme, die Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung der Marine ist.
Es ist an uns, den Marineangehörigen, die Impulse aufzunehmen, zu bewerten und zu Initiativen zu formen. Das gelingt eben nicht durch Direktive von oben, sondern durch Mitmachen und Mitgestalten.
Wie soll es nun weitergehen?
Zuvorderst wollen wir sicherstellen, dass die Ergebnisse der Analyse in die Truppe rückgekoppelt werden.
Wie verschiedentlich angekündigt, beabsichtigen wir, eine „Konvention Marine“ zu formulieren, die Anspruch und Erwartung der Marine an jeden Einzelnen, aber auch Angebot und Versprechen der Gemeinschaft an jeden ihrer Angehörigen beschreibt.
Darüber hinaus wurden Themen mit besonderer Relevanz identifiziert, für die im Rahmen der Stabsarbeit oder in Arbeitsgruppen Lösungsansätze, Ideen und Initiativen entwickelt werden.
Schließlich soll ein (pädagogisches) Konzept in Angriff genommen werden, das den Rahmen setzt, die gewonnenen Erkenntnisse zu vermitteln.
Eines aber ist unabweisbar: Ein Modernisierungsprozess gelingt nur, wenn wir der Kritik mit Aufgeschlossenheit begegnen und wenn wir den Anspruch an die Marine – an uns selbst – wirklich auch alle leben! Denn „Wir sind Marine“.