Tradition und Innere Führung: Umgestaltung der Aula der Marineschule
Tradition und Innere Führung: Umgestaltung der Aula der Marineschule
- Datum:
- Ort:
- Flensburg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Aula der Marineschule Mürwik soll auch die jüngste Geschichte der Deutschen Marine widerspiegeln. Um die Neugestaltung der Aula zu besprechen, hat sich der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, am 26. April in Flensburg mit einem Beratergremium getroffen.
„Wir wollen mit der neu gestalteten Aula zwei Dinge erreichen“, leitete der Vizeadmiral Krause die Sitzung des Beratergremiums zur Fortsetzung der Umgestaltung ein. „Die Gemälde und Exponate sollen zum Nachdenken anregen und Geschichtsbewusstsein fördern.“
Inzwischen sind die Aula, ein Erinnerungsraum rund um den Widerstand vom 20. Juli 1944, der Säulengang, weitere historische Teile des Hauptgebäudes der Schule mit dem Wehrgeschichtlichen Ausbildungszentrum in der ehemaligen Kommandeursvilla zu einer wehrgeschichtlichen Lehrsammlung zusammengefasst worden. Der leitende Gedanke der Modernisierung der Aula liegt darin, Geschichtsbewusstsein zu schaffen und über die Reflektion der eigenen Geschichte zeitgemäße Traditionslinien zu finden.
Historische Brüche und traditionswürdige Leuchtfeuer
„Wer die eigne Geschichte nicht kennt, der kann sich nicht weiter entwickeln“, so der Inspekteur im weiteren Verlauf der Sitzung. „Gerade historische Brüche und Abgründe legen doch die traditionswürdigen Leuchtfeuer frei, aber eben nur wenn wir die Abgründe erkennen und verstehen.“ Der neu gefasste Traditionserlass gebe dafür nicht nur die notwendige Grundlage, sondern betone ausdrücklich auch die unerlässliche historische Bildung.
Der Kommandeur der Schule, Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach machte bei der Besprechung deutlich, dass die Aula genau deswegen auch ständig geöffnet und jederzeit zugänglich sei. Außerdem werde die Aula jetzt auch als Ausbildungsort genutzt.
Der Inspekteur legte bei der Zusammensetzung des Beratergremiums Wert auf eine möglichst breite Repräsentanz der unterschiedlichen, auch gesellschaftlichen Gruppen. In das Gremium waren berufen worden: neben Krause und Schönbach als Vertreter der Marine- und der Schulführung, der stellvertretende Kommandeur des Seebataillons, der Leitende Militärdekan des katholischen Militärdekanats, die Stadtpräsidentin Flensburgs, der Präsident der Marineoffiziervereinigung, der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, der Wissenschaftliche Direktor des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr sowie nicht zuletzt ein Lehrgangsteilnehmer der MSM selbst.
Die Diskussion ließ breiten Konsens aber auch eine abweichende Meinung erkennen. Besonders intensiv diskutierte die Runde die Frage, ob die Büste von Konteradmiral Rolf Johannesson, dem ersten Befehlshaber der Flotte der Bundesmarine, in der Aula aufgestellt werden solle.
Eine kontroverse, konstruktive Debatte um Admiral Johannesson
Im Kern ging es dabei um die, nach Ansicht einiger Gremiumsmitglieder, mangelnde kritische Auseinandersetzung Johannessons mit seiner eigenen Biographie. Johannesson hatte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges jüngsten Forschungsergebnissen zufolge noch Todesurteile bestätigt.
Die Befürworter hingegen argumentierten, gerade die Aufstellung der Büste Johannessons fördere historische Bildung, Geschichtsbewusstsein und rege – ähnlich wie die Stolpersteine in den Gehwegen einiger Städte Deutschlands – zum Nachdenken an. Dies vor allem, weil die Büste nicht für sich allein, sondern in einem entsprechenden historischen Kontext ausgestellt werde. Genau dies fordere auch der Traditionserlass.
Zum Schluss dankte Vizeadmiral Krause allen Anwesenden für die offene, lebendige und auch kontroverse Aussprache. „Diese Diskussion hat mir wieder einmal gezeigt, dass wir uns sehr eingehend mit unserer Geschichte beschäftigen.“ Allein dies sei schon ein Gewinn. Er persönlich tendiere jetzt dahin, die Büste von Konteradmiral Johannesson in der Aula aufzustellen. „Schließlich können wir uns unsere Geschichte nicht aussuchen, vielmehr müssen wir sie versuchen zu verstehen, um daraus Lehren für die Zukunft abzuleiten.“ Seine endgültige Entscheidung werde er bald treffen, so der Inspekteur.