U-Boot-Abwehr: Licht über der Kimm
U-Boot-Abwehr: Licht über der Kimm
- Datum:
- Ort:
- Rostock
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Ihre Fähigkeiten zur Anti-Submarine-Warfare zu erneuern, ist eine große Aufgabe für die NATONorth Atlantic Treaty Organization. Mit der richtigen Technik ist die Deutsche Marine dabei ein adäquater Partner.
Trotz harscher Kritik am heutigen Zustand der U-Boot-Abwehr der NATONorth Atlantic Treaty Organization – sie sei „substantiell verkümmert“ – die kanadische Verteidigungsexpertin und NATONorth Atlantic Treaty Organization-Parlamentarierin Leona Alleslev sieht auch Lichtblicke. „Ein Bereich, in dem die Alliierten noch robuste Kapazitäten haben, sind seegestützte ASWAnti-Submarine Warfare-Hubschrauber“, stellt sie in ihrem Sonderbericht fest, „einschließlich rechtzeitiger Planung für deren Ersetzung.“ Die deutschen Marineflieger verfügen über 22 U-Jagd-Helikopter vom Typ Sea Lynx. Über deren Nachfolge hat der Generalinspekteur der Bundeswehr 2019 entschieden: Auf den bewährten britischen Lynx folgt ab 2025 eine Marinevariante des europäischen NHNATO-Helicopter-90. Diesen NATONorth Atlantic Treaty Organization Frigate Helicopter fliegen bereits auch Partner wie Frankreich, Italien und die Niederlande.
Bordhubschrauber wie diese sind wesentliche Ausstattung moderner Fregatten. Deren Rolle in der U-Boot-Abwehr hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt: Sie sind nicht mehr Kampfschiffe, die noch eigene Waffen gegen Unterwasserbedrohungen tragen. „Müsste eine Fregatte noch ihre bordeigenen Leichtgewichttorpedos gegen ein U-Boot verschießen, wäre es für sie selbst bereits zu spät“, sind sich U-Boot- und Fregattenfahrer der Marine unisono einig. Für moderne ASWAnti-Submarine Warfare-Methoden sind diese Schiffe vielmehr die Plattform, die verschiedenste Sensor- und Waffenträger in einem großen Seegebiet koordiniert.
Fregatten sind zur Führungsplattform der U-Jagd geworden
Denn die optimale Zusammenarbeit aller U-Boot-Jäger – Schiffe, Helikopter, Flugzeuge und U-Boote – hat wegen der komplexen Umgebung unter Wasser, der immer größeren Leistungsfähigkeit von U-Booten und der begrenzten Anzahl der zur Verfügung stehenden Mittel enorme Bedeutung. Das neueste taktischen Verfahren dafür ist die sogenannte Bi- und Multistatik.
Das Prinzip der Bistatik ist noch relativ simpel: Ein U-Boot-Jäger, etwa ein Bordhubschrauber, sendet aktive Sonarimpulse auf der Suche nach U-Booten. Ein zweiter Jäger empfängt diese Impulse, wenn sie auf ein Unterwasserziel treffen, und bekämpft dieses Ziel dann. Multistatik erweitert die Zahl der Sender solcher aktiven Sonarsignale und ihrer Empfänger.
„Multistatik hat eine relativ große Reichweite, aber auch sie kann nur ein vordefiniertes Gebiet überwachen“, erklärt Bryan Clark vom amerikanischen Hudson Institute. Der ehemalige Marineoffizier und U-Boot-Fahrer gilt als einer der weltweit führenden Experten des Metiers. „Man nutzt sie defensiv, um ein Areal abzusuchen, das man beschützen will, denn die Methode warnt U-Boote mit aktiven Signalen davor, dass man sie sucht.“
Neue Kommunikationstechnologie macht die dafür notwendige Vernetzung von immer mehr Sendern und Empfängern über und auch unter Wasser erst möglich. Diese Technologie, wie auch die genauen taktischen Vorgehensweisen, entwickelt die NATONorth Atlantic Treaty Organization laufend weiter – die Details unterliegen strengster Geheimhaltung.
Zur Ausrüstung moderner Anti-Submarine Warfare gehören Schleppsonare
In diesem Zusammenhang bleibt auch ein einzelner U-Boot-Jäger eine enorme Bedrohung für ein U-Boot – wenn er nur die richtige Technik eingerüstet hat. So haben auch moderne Schleppsonare für Überwasserschiffe eine enorme Reichweite. Denn so ein Sensor kann wie ein U-Boot selbst tief in die unterschiedlichen Schichten unter Wasser eindringen und dort nach Zielen horchen.
Zum Beschaffungspaket der Bundeswehr für die neuen Mehrzweckkampfschiffe der Marine gehören deshalb spezialisierte ASWAnti-Submarine Warfare-Module. Die vier Schiffe werden nicht wie ihre Vorgängerklasse, die Fregatten vom Typ 123, ein fest eingebautes Bugsonar besitzen. Denn viel wichtiger ist heutzutage das tiefenvariable Schleppsonar, das Bestandteil des U-Jagd-Moduls der MKSMehrzweckkampfschiff 180 sein wird. Mit seiner Horchreichweite wird es den künftig neuesten Kampfschiffen der Marine wieder einen Vorteil gegen U-Boote verschaffen. „Ein Schleppsonar bietet dir die Fähigkeit, ein U-Boot auf weitere Entfernung zu hören, es hoffentlich zu entdecken, bevor es auf dich schießen kann,“ meint Clark.
Besonders für die Multistatik mit mehreren Schiffen seien Schleppsonare sehr gut geeignet, führt der USUnited States-Experte aus. „Viele europäische Marinen haben aktive Variable-Tiefen-Sonare, die ein akustisches Signal mit niedriger Frequenz abgeben, das über weite Strecken trägt“, sagt er. „Wenn dieses Signal an einem U-Boot reflektiert, muss es jemand auffangen. Ein weiteres Schleppsonar ist ein guter Sensor für dieses Echo.“ Ausgerüstet mit Schleppsonar sind ASWAnti-Submarine Warfare-Schiffe wie das MKSMehrzweckkampfschiff 180 also in der Lage, ideal mit weiteren Schiffen zusammenzuarbeiten, die ebenso ausgestattet sind.
Mit solchen multistatischen, und in der NATONorth Atlantic Treaty Organization multinationalen, Sonarkooperationen lassen sich Signalechos auf große Entfernungen auffangen. Als Ergebnis bekommen die U-Jäger wieder einen Vorsprung. „Auf diese Weise bietet Multistatik dir die Fähigkeit, ein U-Boot auf so weite Entfernungen zu entdecken, dass du es bekämpfen kannst“, resümiert Clark, „bevor es auf dich mit seinen weitreichenden Anti-Schiff-Marschflugkörpern feuert.“
Norwegen braucht mehr U-Boot-Abwehr vor seiner Haustür
Zu den Partnern, mit denen die deutsche Flotte in der Anti-Submarine-Warfare ideal zusammenarbeiten könnte, gehört die Königlich Norwegische Marine. Ihre vier modernen Fregatten der Fridtjof-Nansen-Klasse verfügen über ein Schleppsonar vom Typ Captas-2. Die französische und die britische Marine besitzen eine noch modernere Variante. Die habe laut Hersteller Thales eine Tauchtiefe von bis zu 230 Metern und sei noch bei Windstärke 6 operabel.
Solche Geräte sind nicht wirklich geeignet für flache Gewässer wie Nord- und Ostsee. Sie sind vielmehr gebaut für größere Wassertiefen, die vor der norwegischen Küste und weit draußen im Atlantik zu finden sind. Gerade der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Alliierte an der Nordflanke hat daher ein Interesse mit Partner zu kooperieren, die adäquat ausgerüstet sind. Seine vier Fregatten reichen nicht aus, Norwegens rund 2.700 Kilometer lange Küste zu überwachen – oder sogar das ganze vorgelagerte Nordmeer.