Marine
Beruf und Berufung

Interview mit einem Rekruten: Teil 1

Interview mit einem Rekruten: Teil 1

Datum:
Ort:
Bremerhaven
Lesedauer:
5 MIN

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Ein Rekrut der Marineoperationsschule erzählt von seinen Beweggründen, zur Marine zu gehen.

Ein Soldat in Flecktarn lächelt in die Kamera

Matrose (BABootsmannanwärter) Nick L. ist frisch bei der Deutschen Marine

Bundeswehr/Julia Kelm

Weshalb beginnt ein junger Mensch heutzutage eine Karriere in der Flotte? Matrose Nick L. ist 24 Jahre alt, frisch bei der Marine und befindet sich in seiner Grundausbildung in Bremerhaven. Schon früh packte ihn das Fernweh und er verließ für einige Jahre zusammen mit seinem Vater Deutschland. Nach seiner Schulzeit und Berufsausbildung stellt er sich nun einer neuen Herausforderung: eine Laufbahn als Bootsmann bei der Deutschen Marine. Doch wie kommt ein junger Mann aus der Mitte Deutschlands zu den Küsten der Seestreitkräfte? In diesem Interview beantwortet er diese und weitere Fragen.

Du hast die ersten Jahre deiner Schulzeit in Namibia verbracht. Wie kam es dazu?

Mein Vater hatte schon immer den Traum gehabt einmal auszuwandern. Der Fokus lag dabei immer auf Afrika, bevorzugt Südafrika oder Namibia. Das hat er auch als ich sieben wurde, verwirklicht. Ich musste mich dann entscheiden, fliege ich mit oder fliege ich nicht mit? Aber ich kam sehr schnell zu dem Entschluss, dass ich mitwollte. Natürlich hat man als Siebenjähriger nicht die gesamte Tragweite dieser Entscheidung verstanden. Und dann habe ich dort die Grundschule besucht. Aber mit zehn Jahren, als ich meine Familie in Deutschland wieder besuchte, bekam ich doch Heimweh. Namibia ist ein wunderschönes Land. Doch als ich meine Großeltern sah, war der Punkt erreicht, an dem ich in die Heimat zurückwollte.

Konntest Du etwas aus dieser Zeit für Dein weiteres Leben mitnehmen, auch wenn Du zu diesem Zeitpunkt sehr jung warst?

Ich konnte durch diesen Auslandsaufenthalt sehr früh schon gut englisch sprechen. Die Sprachkenntnisse sind der größte Pluspunkt, den ich aus dieser Zeit mitnehme. Das ist ein Unterschied, wenn man im Unterricht Englisch spricht, oder sich mit seinen Freunden in dieser Sprache unterhalten muss. Dann lernt man das doch deutlich besser.

Wie bist Du letztendlich auf die Marine gekommen?

Ich habe tatsächlich aus familiärer Sicht keine Berührungspunkte mit der Marine gehabt. Natürlich gab es früher den Grundwehrdienst. Aber niemand aus meiner Familie hat proaktiv eine Karriere bei der Marine angestrebt. Bei mir hat sich sehr früh herauskristallisiert, dass ich diesen Weg einschlagen möchte. Die Bundeswehr hat einmal einen sehr informativen Werbetag bei uns in der Schule veranstaltet, der bei mir Eindruck hinterlassen hat. Vor allem die Vielfältigkeit und die Möglichkeiten, die einem in der Truppe geboten werden, haben mein Interesse geweckt. Es ist hier möglich fast jedes Hobby, das man hat, auch beruflich zu verfolgen. Als ich meine Lehre zum Industriemechaniker beendete, sah ich die Gelegenheit meinen Beruf bei der Flotte zu nutzen. Doch das war nicht der Hauptgrund warum ich unbedingt zur Marine wollte.

Du strebst eine Karriere als Minentaucher an – eine große Herausforderung. Ist das der Grund gewesen, warum Du Dich letztendlich hier beworben hast?

Ich erkläre am besten erstmal wie ich zu diesem Berufswunsch kam. Das fing vor zwei Jahren an, als ich mit einem Freund das erste Mal in der Türkei war. Bei mir bestand schon immer ein generelles Interesse am Tauchen. Doch ich hatte es bis dato noch nie gemacht. Also buchten wir gemeinsam einen Tauchkurs. Ich habe gemerkt wie viel Spaß mir das macht. Das würde ich gerne weiterverfolgen. Weil mein Interesse bei der Bundeswehr lag, konnte ich eins und eins zusammenzählen zu welcher Teilstreitkraft ich möchte: zur Marine. Natürlich gefällt mir mein gelernter Beruf auch sehr gut. Es ist als Grundbasis immer gut, ein Handwerk gelernt zu haben. Doch es gibt ein Unterschied zwischen Beruf und Berufung. Bis zu meiner Grundausbildung war es mein größtes Hobby fast jedes Wochenende bei uns im Ort mit meiner Sportgruppe zu tauchen, selbst im Winter. Die Seefahrt find ich sehr spannend. Wenn die Ausbilder von ihrer Zeit auf einer Fregatte erzählen, höre ich gerne zu.

Wie hat Deine Familie darauf reagiert als sie hörten, dass Du zur Marine möchtest?

Ich komme ja aus der Mitte Deutschlands – Thüringen. Da ist der Weg zu den Marinestützpunkten weit. Natürlich waren die Eltern da am Anfang etwas skeptisch, was die Entfernung angeht. Aber diese Skepsis hat sich schnell gelegt. Als ich ihnen alles schilderte, warum ich das machen möchte, zeigten sie sofort viel Verständnis. Die Familie wünscht einem natürlich nur das Beste. Seit meiner Zeit in Afrika bin ich sehr selbstständig. Dadurch war auch die größte Sorge meiner Eltern im Vorfeld beseitigt, dass ich alleine nicht klarkommen würde.

Am Anfang einer Karriere bei der Marine stehen drei Monate Grundausbildung an. Eine sehr intensive Zeit, die Du derzeit durchlebst. Bist Du mit einer gewissen Befürchtung angereist? Wie hast Du die Zeit bis jetzt erlebt?

Ich persönlich hatte Lust auf eine Herausforderung. Das war auch der Grundgedanke mit dem ich zur Marine gekommen bin. Dementsprechend habe ich mich auf die Grundausbildung eingestellt. Für mich war klar, dass es anstrengend wird. Und manchmal wird man sich bestimmt auch denken: am liebsten wäre ich nicht hier. Aber es ist tatsächlich härter geworden, als ich dachte. Für einen Außenstehenden wird es oft nicht deutlich, dass diese Ausbildung fordernder ist als man es sich ausmahlt. Ich habe im Vorfeld die YouTube Serie Die Rekruten“ geschaut. Aber auch hier kam es für mich nicht so streng rüber wie es in Wirklichkeit ist. Im Groben natürlich schon – aber der raue Umgangston war doch extremer als ich es mir das vorgestellt habe. Ich bin mit dem Zug von zu Hause angereist. Und als ich mich hier in der Inspektion gemeldet habe, ging es auch direkt los mit diesem angesprochenen Umgangston der Ausbilder. Wir mussten uns immer im Laufschritt fortbewegen. Und wenn es nicht schnell genug ging, dann hat man es auch zu spüren bekommen. Ich würde den ersten Tag schon als einen kleinen Kulturschock bezeichnen. Es war alles sehr spannend.

Du hast mit dem Marinechor „Blaue Jungs“ beim Festival Bremen Tattoo gesungen. Wie kam es dazu und wie hast Du die Veranstaltung erlebt?

Ein Chor aus Matrosen steht auf einer Bühne, welche vom blauen Licht beleuchtet wird.

Vor mehr als 4.000 Zuschauern: Matrose Nick L. war Teil des Chors „Blaue Jungs“

Bundeswehr/Thomas Krey

Es war für mich doch eher überraschend, als wir uns alle am Anfang der Grundausbildung in der Aula versammeln mussten und der Spieß sagte, dass wir singen werden. Traditionell unterstützen die Soldatinnen und Soldaten in der Grundausbildung das Stammpersonal des Chores der MOSMarineoperationsschule – nicht nur bei den Proben, sondern auch auf der großen Bühne. Da waren die Augen von uns allen natürlich groß. Aber nach den ersten Proben packte mich der Ehrgeiz. Man spürt dann, welch einen Reiz so ein Chor haben kann. Als wir dann aufeinander eingespielt waren und zusammen auf der Bühne standen, war das Gefühl überwältigend. Man steht ja im Normalfall niemals vor so einem großen Publikum. Dieses Erlebnis war sehr beeindruckend für mich.

Ende Teil 1

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