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U-Boot-Funker mit Leib und Seele

U-Boot-Funker mit Leib und Seele

Datum:
Ort:
Eckernförde
Lesedauer:
4 MIN

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Manrico Balg ist Unteroffizier und Fernmelder auf einem Unterseeboot der Marine. Doch in dem kleinen Besatzungsteam hat er viele Nebenjobs.

Ein bärtiger Mann in blauer Arbeitsuniform vor einem U-Boot.

Funker-Obermaat Manrico Balg in Eckernförde

Bundeswehr/Marcel Kröncke

„Wir sitzen in einer Dose und retten die Welt“, so fasst Obermaat Manrico Balg seinen Beruf als U-Boot-Fahrer mit einem Augenzwinkern zusammen. Dabei sitzt er in seinem großen Büro im Gebäude des 1. Ubootgeschwaders. Auf dem Gang herrscht geschäftiges Treiben. Die Organisation an Land, um ein U-Boot in See zu schicken, ist nicht zu unterschätzen.

Im Büro des gebürtigen Schwaben riecht es nach Kaffee, es hängen Bilder und Seekarten an der Wand, kleine Erinnerungsstücke an verschiedenste Seefahrten stehen im Schrank. Vom UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Einsatz über Manöver in Norwegen bis Auslandsfahrten in die USA ist alles dabei. Unzählige Wimpel und Patches von anderen Einheiten wohin das Auge blickt.

Seit 2007 dient Balg bei der Marine, seit 2009 ist er als Funker Teil einer U-Boot-Besatzung, stationiert in Eckernförde. Wenn er gerade nicht zur See fährt, kümmert er sich um seine vielen dienstlichen Nebenaufgaben.

Von der Mannschafts- zur Unteroffizierslaufbahn gewechselt

Der 33-Jährige ist U-Boot-Fahrer mit Leib und Seele. Er hatte sich innerhalb von zehn Minuten für seinen Werdegang entschieden und es bis heute nicht bereut.

„Anfangs war ich Funker auf dem Tender ‚Main‘, dem Versorgungsschiff für U-Boote. Ich habe dann bei einer Gelegenheit mal eine Seefahrt unter Wasser mitmachen können und war total begeistert“, erklärt Balg. „Damals war ich aber noch Mannschafter, für die es im U-Boot keine Dienststellen gab. Ich hatte den Gedanken, U-Boot-Fahrer zu werden, eigentlich schon wieder verdrängt, bis dieser eine Anruf kam.“

Am anderen Ende der Leitung war der damalige Kommandant von „U 33“. Für eine U-Boot-Besatzung ist es besonders wichtig, dass die Kameraden untereinander zusammenpassen. Charakterliche Eignung ist ein entscheidendes Kriterium. Balg hatte Eindruck hinterlassen, und so bot der Kommandant ihm die freie Stelle des Fernmelders an.

Für Balg würde das einen Laufbahnwechsel zu den Unteroffizieren, fordernde militärische Fachlehrgänge und eine Menge zusätzlicher Ausbildung bedeuten. Doch das gute Bauchgefühl entschied für ihn innerhalb von Minuten und schon am nächsten Tag zog der Marinesoldat mit seinem Seesack von Bord des Tenders zu den U-Booten um.  

Der Funker darf auch mal das U-Boot lenken

Ein aufgetauchtes U-Boot in See

Balgs Boot: „U 33“ vor seinem Heimathafen Eckernförde

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Neben seiner Hauptarbeit als Funker übernimmt Balg im Dienst an Bord und an Land diverse Nebenfunktionen. Nicht untypisch für Marinesoldaten. In See kommen für ihn die Aufgaben als sogenannter Lenkstandsbediener und Mitglied im Brandabwehrtrupp hinzu. Das bedeutet, er kann auch das Boot auf Anweisung steuern, wenn gefordert, und muss mit löschen, sollte es brennen.

Liegt das U-Boot im Hafen, unterstützt er das Bootsbüro: Er übernimmt unter anderem die Fahrzeugkoordinierung für die Crew, die Praktikantenbetreuung, ist Schiffspostbeauftragter und vieles mehr. Haben Kameraden ein spezifisches dienstliches Problem, steht er ihnen als gewählte Vertrauensperson zur Seite. Ein Full-Time-Job nach dem anderen.

Die nötige Rückendeckung für die Karriere kommt von der Familie

U-Boot-Besatzungen sind im Schnitt 150 bis 200 Tage im Jahr auf See unterwegs. Neben Einsätzen gehören vor allem Ausbildungsfahrten und Einsatzausbildung zum Tagesgeschäft. Ist das Boot erstmal getaucht, besteht kein Kontakt mehr zur Außenwelt. Ohne Handyempfang, Telefon und Internet ist Vereinbarkeit von Familie und Dienst besonders schwer umsetzbar.

„Ohne meine Frau würde gar nichts gehen“, erklärt Balg seine Situation zuhause. „Sie hält mir den Rücken frei. Wenn ich irgendwo einsteige und losfahre weiß ich, sie schafft das. Morgens ins Büro gehen und abends wieder nach Hause kommen, ist selten. Sowas kann eine Beziehung belasten.“ Für Balgs vierjährigen Sohn ist es manchmal schwer zu begreifen, dass Papa nicht jederzeit erreichbar ist.

„Mein Mittel der Wahl ist das Tagebuch“, so der zweifache Vater. „So kann ich meiner Familie nach der Seefahrt zeigen, dass ich an sie gedacht habe. Ich notiere kleine Reiseberichte, schreibe auf, wo wir gerade sind und so weiter. Mein Sohn bekommt es vielleicht mal zum 18. Geburtstag geschenkt. Dann kann er immer nachvollziehen, wo Papa war, wenn er nach mir gefragt hat.“

Ist ihr Boot im Hafen, dann sucht die Besatzung natürlich den Ausgleich zum sonst eher engen Alltag. Urlaub und angepasster Tagesdienst sorgen dafür, dass die Familie in Hafenzeiten nicht zu kurz kommt.

Auf dem Weg zum Karriereberater für neue U-Boot-Fahrer

Ein bärtiger Mann in blauer Arbeitsuniform an einem Schreibtisch.

Viele seiner Nebenaufgaben erledigt der Unteroffizier vom seinem Dienstzimmer aus.

Bundeswehr/Marcel Kröncke

Doch für die meisten U-Boot-Fahrerinnen und -Fahrer gibt es nichts Schöneres, als in ihrer „Blechdose“ auf den Weltmeeren unterwegs zu sein. Solange man vom Arzt für tauglich erklärt wird, darf man zur See fahren. Oder wie Manrico Balg sagt: „… bis man alt und hässlich ist“. Er liebt das U-Boot-Fahren, sieht es aber als eine von vielen Episoden in seinem Werdegang bei der Marine. „Irgendwann möchte ich Bootsmann werden, dann Berufssoldat, dann vielleicht nochmal kurz U-Boot fahren, aber anschließend gerne in die Karriereberatung.“

Nachwuchs ist immer gefragt im 1. Ubootgeschwader, und wer seinen Job liebt, der kann ihn gut verkaufen. „Das Geschwader ist prädestiniert für faszinierende Menschen“, schwärmt Balg. „Jeder weiß, worauf es ankommt, alle ziehen an einem Strang. Teamgeist wird großgeschrieben und die Komplexität des Arbeitsgerätes, mit dem wir unterwegs sind, ist immer wieder aufs Neue atemberaubend. So ein Stahlungetüm unter Wasser zu lenken, und dann wohnen da auch noch Menschen drin – jeder Pilot widerspricht mir vielleicht, aber es ist der beste Arbeitsplatz der Welt!“

von Jule Peltzer  E-Mail schreiben

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Sechs Fragen an Manrico Balg

Hab‘ ich schon. Verständnis und Toleranz.

Wenn man merkt, dass sich ein Umstand nicht mehr ändern lässt: „Nützt ja nix.“

Zwei Wochen Urlaub auf Korsika, da hatte ich mit meiner Frau Flitterwochen. Und dann ganz normal weiterarbeiten.

Meinen Job tauschen würde ich niemals. Aber mal schauen, wie mein Geschwaderkommandeur so arbeitet und vielleicht ein bisschen was von ihm lernen, das würd‘ ich machen. 

Studieren und im zivilen maritimen Bereich arbeiten.


Mit der Familie und zuhause

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