Schneller Delphin 2022: Größte Marinesanitätsübung
Am 25. August hat die Marine das Vorgehen bei einem Massenanfall von Verletzten trainiert. Nicht nur die Koordinierung an Bord, sondern auch die Zusammenarbeit mit zivilen Rettungskräften an Land standen an diesem Tag im Schwerpunkt.
Triggerwarnung
Die nachfolgenden Bilder enthalten Kunstblut und zeigen starke Verletzungen.
Die Kieler Förde, zehn Uhr morgens. Die Fregatte „Schleswig-Holstein“, der Tender „Elbe“ und das Minenjagdboot „Bad Rappenau“ sind eben aus dem Marinestützpunkt ausgelaufen. Sie sollen Teil eines NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbandes werden und nehmen Kurs auf das Skagerrak, an der Nordspitze Dänemarks.
Plötzlich tauchen unbekannte Speedboote auf, die sich zuvor hinter dem Leuchtturm Kiel versteckt hatten. Die Personen an Bord sind bewaffnet. Sie reagieren nicht auf die Signale der deutschen Schiffe und kommen schnell gefährlich nahe. Die äußerst wendigen Boote werden in einem kurzen Schusswechsel versenkt. Zuvor aber konnten die Angreifer mit explosiven Waffen mehrere Treffer an allen drei Schiffen landen.
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Schadensanalyse
Routiniert beginnt die Besatzung, die Schäden am Schiff festzustellen: ein Feuer im Bug der „Schleswig-Holstein“ und mehrere Orte mit Verletzten. Alle Informationen vom Zustand der Fregatte fließen im Schifftechnischen Leitstand zusammen. Von dort wird die Schadensbekämpfung, als inneres Gefecht bezeichnet, geführt.
Die Meldungen der anderen Schiffe erreichen die Operationszentrale. Allein auf der „Schleswig-Holstein“ gibt es 21 Verwundete. 13 davon liegen an Oberdeck, zwischen den Aufbauten der Fregatte. Die „Elbe“ meldet sieben und „Bad Rappenau“ weitere vier Verletzte.
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Erste Hilfe
Doch an erster Stelle steht immer das Schiff als Ganzes. Erst nachdem das Feuer nahe der Munition gelöscht ist und keine weiteren Bedrohungen gemeldet werden, strömen die Helfer auf das Oberdeck und beginnen mit der Versorgung der Verwundeten.
Der Treffer führte zu unterschiedlichsten Verletzungen: Eine Soldatin ist unverletzt, schreit im Schock immer wieder nach ihrem Freund und ihrer Familie und läuft ziellos zwischen den anderen Verwundeten umher. Viele haben Verbrennungen unterschiedlichen Grades und andere offensichtliche Verletzungen.
Alle Besatzungsmitglieder sind mindestens Ersthelfer. Sie sind sofort damit beschäftigt alle kritischen Blutungen zu stoppen und offene Wunden abzudecken. Der Rest hilft entweder einem Ersthelfer mit erweiterter Ausbildung (ein sogenannter Bravo) oder dem Sanitätsfachpersonal.
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Die Versorgung
Die Erstversorgung erfolgt zügig. Anhand der Meldungen der Ersthelfer und einer Sichtung durch den Schiffsarzt selbst teilt dieser die Verwundeten in einer Triage in vier Kategorien ein. Mit dem Ziel, möglichst viele Menschenleben zu retten, schätzt er die Schwere der Verletzungen ab und setzt sie mit dem Aufwand der Behandlung und den zur Verfügung stehenden Ressourcen ins Verhältnis.
Über die Schiffslautsprecheranlage erfahren die Helfer, dass der Kommandant des Verbandes entschieden hat, Eckernförde anzulaufen, um die Verwundeten an die örtlichen Rettungskräfte zu übergeben. Damit weiß die Besatzung, dass sie noch mindestens zwei Stunden ihre Kameraden versorgen müssen, bis diese zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus kommen. Ein wesentlicher Unterschied zu Verletzungen an Land, wo Hilfe und weiterführende Versorgung meist schneller zur Verfügung stehen.
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Der Verwundeten-Sammelplatz
Die Behandlung von Verwundeten in den Arbeitsräumen und Gängen von Schiffen ist unpraktisch. Die Messen genannten Essenräume gehören zu den größten Räumen an Bord und dienen deswegen als Verwundeten-Sammelplatz. Weil die Stelling vom Flugdeck zur Pier weniger steil ist, sammeln die Helfer die Verletzten jetzt im Hangar der „Schleswig-Holstein“ und erhalten sie bis zum Anlegen dort am Leben.
Zur gleichen Zeit fliegt die Bundespolizei mit einem Hubschrauber einen besonders kritischen Patienten vom Minenjagdboot „Bad Rappenau“ aus. Ein Sea King übernimmt wenig später den Verwundetentransport vom Tender „Elbe“.
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Die Übergabe
Die Marine übt ständig die Verwundetenversorgung an Bord. Dass der Übungspatient bis ins Krankenhaus gelangt, ist allerdings eine Seltenheit. Die Übung Schneller Delphin ergänzt die Rettungskette um diesen Schritt.
Besondere Beachtung findet dabei auch die Übergabe eines Patienten: vom Ersthelfer zum Schiffsarzt, zum Rettungssanitäter an der Pier und schließlich zum Krankenhaus. Wichtig ist, dass keine Information über den Verletzten verloren geht.
Schon während der laufenden Übung gab das Schiedsrichterfachpersonal unmittelbar Feedback an die Besatzungen. In den anschließenden Wochen tragen die zivilen und militärischen Beobachter die gesammelten Erkenntnisse zusammen, um die Koordinierung der Beteiligten zu optimieren und so im Ernstfall Leben zu retten.
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