Marine
Interview

Rechtsberaterin beim Indo-Pacific Deployment 2024

Rechtsberaterin beim Indo-Pacific Deployment 2024

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
3 MIN

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Frau Fregattenkapitän Dr. jur Stefanie Finke ist Rechtsberaterin im Dezernat operative Grundlagen im Marinekommando Rostock. Aktuell fährt sie an Bord der Fregatte „Baden-Württemberg“ als Angehörige des Stabes des Indo-Pacific Deployments (IPDIndo-Pacific Deployment) zur See.

Eine Frau mit Brille in sandfarbener Uniform steht vor einem Schifffenster.

Als Rechtsberaterin ist Dr. jur. Stefanie Finke mit Fregatte „Baden-Württemberg“ und dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ derzeit im Südchinesischen Meer unterwegs

Bundeswehr/Leon Rodewald

Frau Fregattenkapitän Dr. Finke, was ist Ihre Aufgabe in diesem Stab?

Meine wichtigste Aufgabe als Stabsmitglied ist natürlich die operativ-rechtliche Beratung des Commander Task Group (CTGCommander Task Group) Indo-Pazifischer Einsatzverband der Deutschen Marine, Flottillenadmiral Axel Schulz. In diesem Zusammenhang begleite ich die Erstellung der Standardvorgehensweise, in denen der CTGCommander Task Group seine Absicht, einheitliche Verfahren für bestimmte Situationen im Seegebiet für den Verband festzulegen, formuliert. Hierzu gehört der Umgang mit Übergriffen staatlicher und nicht staatlicher Akteure. 

In Unterrichtungen weise ich ferner die Operateure an Bord in den anwendbaren Rechtsrahmen des Deployment ein. Dazu gehört zum Beispiel die Vorstellung oder Auffrischung der ständigen Einsatzregeln der Deutschen Marine, deren IPDIndo-Pacific Deployment 2024 spezifische Erweiterung und in der Vorbereitung des Deployment erstellte Vignetten. Damit erweitern die Besatzungsangehörigen ihre Fähigkeit, bestimmte Situationen im Seegebiet rechtlich einzuordnen und daraus Möglichkeiten des Handelns abzuleiten. 

Darüber hinaus unterstütze ich Admiral Schulz und die Schiffsführung natürlich gerne in der ganz normalen truppendienstlichen Rechtsberatung, auch wenn das nicht meine Hauptaufgabe ist.

Ist es für Ihre Beratung wichtig, tatsächlich an Bord dabei zu sein? Sie könnten ja auch von Ihrem Schreibtisch in Rostock arbeiten.

Beim Heer würden man sagen, nichts ersetzt einen Blick in das Gelände. Nein, ein Bild vor Ort ist immer besser, insbesondere wenn die Lage dynamisch ist. 

Dazu kommt die Zeitverschiebung – man müsste in Rostock rund um die Uhr einen Rechtsberater im Einsatz haben und das ist nicht so einfach zu realisieren. Wichtig ist auch die Vertrauensbildung. Man muss schon in das Team integriert und anerkannt sein, um effektiv beraten zu können. Den CTGCommander Task Group und die Besatzungen der beiden deutschen Schiffe habe ich zum Großteil schon bei der Vorbereitungs- und Planungsphase kennengelernt und bin froh, jetzt mit ihnen hier an Bord zu sein. 

Drei Personen in sandfarbener Uniform stehen auf einer Schiffsbrücke.

Frau Fregattenkapitän Dr. jur. Stefanie Finke auf der Brücke der „Baden-Württemberg“ im Gespräch mit dem Commander Task Group, Flottillenadmiral Axel Schulz (2. v. l.), und dem Kommandanten, Fregattenkapitän Sascha Huth

Bundeswehr/Leon Rodewald

Sie sind Fachfrau für operatives Recht. Haben Sie für diese Aufgabe eine spezielle Ausbildung durchlaufen?

In meinem Fall kommt viel aus der jahrelangen Erfahrung. Im Vorfeld zum IPDIndo-Pacific Deployment 2024 konnte ich jedoch einen einwöchigen Lehrgang für „Maritime Operational Law“ im NATONorth Atlantic Treaty Organization Maritime Interdiction Operations Training Centre auf Kreta absolvieren. Ansonsten nehme ich regelmäßig an Übungen teil, um das notwendige Fachwissen und Verständnis für operative Entscheidungen zu erlangen. Aber auch in der Rechtspflege hat hierzu ein Umdenken stattgefunden und mit der Zeitenwende wurde eine operativ-rechtliche Qualifizierungsmaßnahme konzipiert. In dieser werden in vier Modulen operativ-rechtliche Grundlagen zu Planung und Durchführung von Operationen vermittelt. Hierzu findet die Ausbildung am Zentrum für Innere Führung in Koblenz und an der Offizierschule des Heeres in Dresden statt.

Sie sind auch schon während des ersten Indo-Pazifischen Deployment auf der Fregatte „Bayern“ dabei gewesen. Erkennen Sie einen Unterschied zu heute?

Es war eine steile Lernkurve vom letzten IPDIndo-Pacific Deployment bis heute. Wir haben viel aus den Erfahrungen der „Bayern“ gelernt. Erkannte Defizite in den verschiedenen Bereichen haben wir abgestellt. Das Marinekommando hat frühzeitig mit allen Fachbereichen für das Deployment geplant. Zusätzlich waren der zukünftige CTGCommander Task Group Stab und die Besatzungen der beteiligten Schiffe von Anfang an eingebunden und natürlich auch wir Rechtsberater. Die professionelle Vorbereitung spürt man auch jetzt deutlich an Bord.

Zum Schluss eine persönliche Frage. Als Juristin sind Sie ja keine erlernte „Seefrau“. Wie erleben Sie Ihre Zeit an Bord eines Kriegsschiffes und wie ist es für Sie, eine Uniform zu tragen?

Wie bereits gesagt, ist es nicht mein erster Einsatz. Ich bin vertraut mit den Routinen und Abläufen an Bord, kann mich schnell an die Enge an Bord gewöhnen. Ich wusste, was mich erwartet. Mich musste aber auch keiner zwingen – ich habe mich freiwillig für dieses Deployment entschieden und bin in der Tat sehr froh, jetzt an Bord zu sein. Und Uniform gehört dazu. Ich möchte als Teil der Truppe wahrgenommen werden und aus meiner Sicht werde ich es auch. Wie die meisten hier an Bord habe ich aber auch eine Familie zu Hause in Rostock und bin natürlich froh, nach dem Einlaufen in Singapur wieder nach Hause zu fliegen. Dann bin ich auch aus Sicht meiner Kollegen lange genug weg gewesen, denn die übernehmen derzeit meine Arbeit im Kommando.

von Martin Kübel  E-Mail schreiben

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