Marine
Porträt eines Technikers

Dank Dennis brennt Licht auf der „Frankfurt am Main“

Dank Dennis brennt Licht auf der „Frankfurt am Main“

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
4 MIN

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Kein Licht, das leuchtet, kein frisch gebrühter Kaffee und keine drehenden Propeller, die das Schiff zur See fahren lassen – so wäre es ohne Strom an Bord. Oberbootsmann Dennis W. hält mit seinen Kameradinnen und Kameraden den Einsatzgruppenversorger unter Spannung, aktuell im Pazifik während des Indo-Pacific Deployments.

Ein Soldat steht vor einem Schiffsmotor

Dennis vor einem der vier Elektrodieselmotoren des Einsatzgruppenversorgers. Ein besonderes Arbeitsumfeld mit Temperaturen bis 50 Grad Celsius. Gekühlt werden die Motorenräume über die Außenluft.

Bundeswehr/Philipp Schäfer

Oberbootsmann Dennis W.* ist der zweite Elektrotechnikmeister auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“. Dennis wurde 1999 in Pfungstadt in der Nähe von Darmstadt in Südhessen geboren und wuchs dort auf. Vor Eintritt in die Bundeswehr war er schon lange fasziniert von der Truppe und der Marine. Er folgte dem Beispiel seines Bruders, der zuvor beim Heer war, und bewarb sich direkt nach der Schule – allerdings bei der Marine. Er wurde angenommen und wohnt deshalb inzwischen in Wilhelmshaven.

Seine Ausbildung prägte die ersten Jahre seiner 13-jährigen Verpflichtungszeit. Dennis wollte bewusst einen technischen Beruf erlernen. Das Angebot der Bundeswehr lautete: Mechatroniker und eine Tätigkeit in einem Meisterberuf als Elektriker auf einem Schiff.

Nach der Ausbildung begann dann für Dennis das Abenteuer Seefahrt. Für den gebürtigen Hessen etwas ganz Neues. Der Anruf, an Bord zu gehen, kam dann 2021 von seinem Personalbearbeiter. „Recht plötzlich sollte ich innerhalb von zwei Wochen mit dem Einsatzgruppenversorger ‚Bonn‘ in den Einsatz Irini ins Mittelmeer fahren“, so der Oberbootsmann. Auf ging es nach Wilhelmshaven, an Bord. Drei Tage Eingewöhnung und dann hieß es auch schon Leinen los und für vier Monate auf See.

Ein Man sitzt vor einem Bildschirm

Als Meister arbeitet der Oberbootsmann die meiste Zeit vom Leitstand aus, der Betriebszentrale des Schiffes. Von hier aus werden die meisten Anlagen überwacht und gesteuert.

Bundeswehr/Philipp Schäfer

Zunächst musste Dennis von den Erfahrungsträgern lernen. „Es war für mich anfangs recht chaotisch und ich musste schauen, nichts falsch zu machen“, blickt er auf diese Zeit zurück. Die Grundlagen waren durch die Lehrgänge zwar vorhanden, aber das System Einsatzgruppenversorger war noch komplettes Neuland für ihn. Er betont, dass das Lernen nie aufhöre, auch nicht nach mehreren Jahren.

Einem weiteren Einsatz über sechs Monate in der Ägäis folgte dann der Dienstantritt auf der „Frankfurt am Main“, ebenfalls ein Einsatzgruppenversorger. Sein neues Zuhause für die nächsten Jahre ist der Bereich der „Heizerei“. So nennt sich das Maschinenpersonal, dem Dennis angehört, selbst. Abgeleitet ist das vom Beruf des Schiffsheizers aus den Zeiten, als Schiffe noch mit Kohle befeuert wurden. Das Team um Dennis besteht aus rund 40 Soldatinnen und Soldaten. Neben den Elektrotechnikern, die für Strom sorgen, gehören zusätzlich Antriebstechniker dazu, die die Motoren betreiben und Schiffsbetriebstechniker, die verantwortlich für Heizung, Wasser und Lüftung und Schiffssicherung sind.

Zu den Aufgaben der Elektrotechniker gehört die Kontrolle der technischen Anlagen. Im Tagesdienst führen sie die sogenannte planmäßige Materialerhaltung durch und nehmen Instandsetzungsarbeiten vor. In der Schiffstechnischen Wache gehen sie alle zwei Stunden eine Ronde – das ist eine festgelegte Route im Schiff –, um die Werte der Anlagen zu kontrollieren. Dennis ist als Meister auch Vorgesetzter seiner ihm unterstellten Soldatinnen und Soldaten.

Ein Mann mit einem Ölmessstab in der Hand hockt vor einem Elektrodieselmotor eines Schiffes

Auf jeder Ronde der achtköpfigen Seewache wird der Ölstand der Elektrodieselmotoren überprüft, nach Leckagen geschaut und auf betriebsfremde Geräusche geachtet

Bundeswehr/Philipp Schäfer

Auf der aktuellen Tour des Indo-Pacific Deployments (IPDIndo-Pacific Deployment) steht die Besatzung und vor allem die „Heizerei“ vor einer besonderen Herausforderung. Aufgrund der Länge und Dauer der Seefahrt rund um den Globus sind die Beanspruchung der Maschinen und der Verschleiß höher als vergleichsweise bei einem Einsatz im Mittelmeer. „Wir müssen schauen, dass die Anlagen laufen und wir müssen reagieren, sobald etwas kaputtgeht, denn die Fahrt muss immer weitergehen“, so Dennis. Für das Deployment haben die Heizer gut vorausgeplant, um die lange Zeit überstehen zu können. Sie haben viele Ersatzteile mitgenommen, da diese beispielsweise von Hawaii aus nicht ohne Weiteres nachbestellt werden können.

Gefordert sind Dennis und sein Team auch bei den vielen Seeversorgungsmanövern des Einsatzgruppenversorgers, die gerade während des IPDIndo-Pacific Deployment mit vielen verschiedenen Nationen regelmäßig stattfinden. Dennis und Co. besetzen den Rudermaschinenraum und können von dort aus bei Komplikationen einen eventuellen Zusammenstoß verhindern. Sie stellen Personal für einen Ölabwehrtrupp und überwachen die Betankung der anderen Schiffe aus dem Leitstand heraus.

Dennis betont: „Wir haben ein gutes Miteinander im Hauptabschnitt und können über vieles reden. Da wir einander mehr sehen als unsere Familien, ist das sehr wichtig. Trotz allem vermisse ich natürlich meine Freundin und meine Familie sehr.“ Hilfreich dagegen ist die seit Beginn des IPDIndo-Pacific Deployment neu verbaute gute Betreuungskommunikation an Bord, die den täglichen Anruf daheim ermöglicht.

Porträtbild von Oberstabsbootsmann Dennis

Oberbootsmann Dennis lobt das Miteinander in der Heizerei. Man merkt ihm die Verbundenheit mit der „Frankfurt am Main“ und seinem Team an.

Bundeswehr/Philipp Schäfer

Zum Zeitpunkt des Interviews mit Dennis sind die ersten Monate des IPDIndo-Pacific Deployment vergangen und Dennis schildert seine bisherigen Eindrücke. Er empfindet auf der laufenden Tour den Austausch mit den vielen anderen Nationen als positiv. Ihm ist besonders aufgefallen, wo die Unterschiede zwischen amerikanischen und deutschen Soldaten liegen. Die Amerikaner werden in ihren Kasernen gut umsorgt wie zum Beispiel mit eigenen Restaurants, Busroutinen, Shopping Malls und Schwimmbädern. 

Und auch Anerkennung und Rückhalt in der Bevölkerung sind groß. An die Feierlichkeiten anlässlich des Unabhängigkeitstages in Pearl Harbor erinnert Dennis sich besonders gerne zurück. Ein großes Zusammenkommen von Soldatinnen und Soldaten mit ihren Familien, mit einer großen Bühne, viel Programm und zum Abschluss dem traditionellen Feuerwerk. Das sei eine tolle Erfahrung gewesen.

Insgesamt bilanziert der gebürtige Hesse: „Ich sehe mit Stolz, was die Herausforderung Seefahrt mit mir macht. Ich bin in meiner Zeit hier als Vorgesetzter sehr gewachsen und weiß, mit wem ich wie umzugehen habe. Ich habe gelernt, gut auf Herausforderungen reagieren zu können und Lösungen zu finden.“

*Name zum Schutz abgekürzt.

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