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Operation Aspides: Luftverteidigung im Roten Meer

Operation Aspides: Luftverteidigung im Roten Meer

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
4 MIN

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Raketen der Huthi bedrohen das Rote Meer. Technik und Taktik der Fregatte „Hessen“ und ihrer Crew sind genau auf diese Gefahr spezialisiert.

Blick auf das Oberdeck eines Kriegsschiffs, von dem aus senkrecht eine Rakete mit Rauchschwaden gestartet ist.

Der Zerstörer USSUnited States Ship „Carney“ feuert am 19. Oktober letzten Jahres im Roten Meer aus seinem Senkrechtstart-System, um angreifende Drohnen und Raketen der Huthi abzuwehren.

US Navy/Aaron Lau

Kriegsschiffe mehrerer Nationen wehren die meisten Angriffe der Huthi auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer ab. Die USUnited States-Marine hat im Dezember 2023 mit der Operation Prosperity Guardian in der Region begonnen, unterstützt von einigen Verbündeten. Die Mission ist aus dem ohnehin vor Ort befindlichen Marineverband Combined Task Force 153 hervorgegangen, der im Roten Meer und Golf von Aden seit 2022 die maritime Sicherheit überwacht. Die EUEuropäische Union hat eine eigene Marineoperation im gleichen Gebiet organisiert, an der sich die Deutsche Marine zunächst mit einer ihrer Luftverteidigungsfregatten beteiligt: der Fregatte „Hessen“ der Klasse F124.

Zu den Grundlagen dieser Operationen gehört vor allem ein Beschluss des VN-Sicherheitsrats vom 10. Januar 2024. Er fordert die Huthi auf, umgehend alle Angriffe einzustellen. Sie behinderten den globalen Handel und die Freiheiten der Schifffahrt sowie unterminierten Frieden und Sicherheit in der Region.

Eine Infografk mit einer Seitenansicht eines Kriegsschiffs.

Die Fregatten der Sachsen-Klasse sind, wie die meisten Kriegsschiffe, Plattform für viele unterschiedliche Systeme und damit selbst äußerst komplexe Waffensysteme

Bundeswehr

Die deutsche Bundesregierung hat sich dem angeschlossen. Nach einer Attacke mit rund 20 Drohnen und Raketen am 9. Januar erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amts auf der Regierungspressekonferenz am Folgetag: „Wir verurteilen den Angriff der Huthi auf internationale Schiffe im südlichen Roten Meer in der letzten Nacht auf das Schärfste.“ Das sei der umfangreichste Angriff der Huthi auf den internationalen Schiffsverkehr seit Mitte Oktober gewesen. Die anhaltenden Attacken zeigten, „dass die Huthi klar auf Eskalation gegenüber der internationalen Handelsschifffahrt sowie gegenüber den Schiffen unserer Partner und Verbündeten in der Region setzen.“

Währenddessen haben Reedereien weltweit deshalb begonnen, ihre Seetransporte umzulenken. Schiffe zum Beispiel des dänischen Konzerns Maersk meiden die Region inzwischen genauso wie die der deutschen Hapag-Lloyd. Statt auf dem Weg zwischen Europa und Asien den Suez-Kanal und das Rote Meer zu befahren, müssen sie den Umweg ums Kap der Guten Hoffnung nehmen. Die Strecke südlich um Afrika herum bedeutet für die Handelsschiffe eine Fahrt, die bis zu zwei Wochen länger als gewöhnlich dauert. Das hat erhebliche Auswirkungen auf Transportkosten und Lieferketten, besonders in Europa.

Mehrschichtiger Konvoi-Schutz durch Luftverteidigungsfregatten

Internationale Kriegsschiffe, Fregatten und Zerstörer, die den Handelsverkehr in der Region schützen sollen, sind im Grunde vergleichbar ausgerüstet. Eine deutsche Fregatte der Klasse 124 kann Gefahren in der Luft mit ihrem Hauptradar SMART-L auf große Entfernung auffassen. Das SMART-L hat eine Reichweite von rund 400 Kilometer, kann Ziele aber besser über See als über Land erkennen. Gerade aufgrund der bergigen Region des westlichen Jemen kann dieses Radar Objekte im Tiefflug erst ungefähr ab der Küstenlinie erkennen.

Mehrere graue Kriegsschiffe in See.

Die „Hessen“ (links) in einem USUnited States-Marineverband 2018. Die deutsche Fregatte ist darauf spezialisiert, andere Schiffe vor Luftangriffen zu schützen, wie hier das USUnited States-Versorgungsschiff „Arctic“.

US Navy/Tyrell K. Morris

Bewegt sich das Schiff, und ein zu schützender Konvoi von Handelsschiffen, etwa von Norden auf die nur 28 Kilometer breite Meeresstraße Bab al-Mandab zu, fährt es quasi in einen Trichter. Das immer enger werdende Seegebiet bedeutet kürzere Vorwarnzeiten. Die Besatzung der Fregatte muss also gut ausgebildet sein, um schnell reagieren zu können. Unterstützung kann sie allerdings von Seefernaufklärern oder Aufklärungssatelliten erhalten, deren Sensoren von einer weit höheren Position aus besser aufs Festland schauen können. Voraussetzung ist, dass die Fregatte in ein reibungsloses funktionierendes Netzwerk für den Datenaustausch eingebunden ist. Die Verfahren dafür üben NATO-Schiffe regelmäßig und intensiv.

Die Abwehr von Angreifern aus der Luft lenkt eine Fregatte vom Typ 124 dann mit dem Zielverfolgungsmodus ihres Mehrzweckradars APAR. Das unterstützt das scharfe Schießen mit den Flugabwehr-Lenkflugkörpern des Schiffs. Das APAR steuert in die eigenen Raketen bis ins Ziel.

Szenarien wie in konventionellen, symmetrischen Konflikten

Auf diese Weise deckt die Fregatte mit ihren Flugabwehrraketen vom Typ SM-2 ein Gebiet von mehr als 1.000 Quadratkilometern ab. Mit ihren Flugkörpern nächstgeringerer Reichweite, dem ESSMEvolved Sea Sparrow Missile, bestreicht sie immer noch über 300 Quadratkilometer. Innerhalb dieser Zone findet ein Schiffskonvoi quasi doppelten Schutz vor Angriffen aus der Luft. 

Ein dritter Umkreis durch den Nahbereichsflugkörper RAMRolling Airframe Missile deckt noch gut 60 Quadratkilometer ab. Speziell mit diesem Waffensystem dient die Fregatte quasi als Libero: Sie kann ihre Position im Verhältnis zu einem Konvoi dank ihres leistungsstarken Antriebs schnell verändern, um sich der aktuell größten Bedrohung entgegenzustellen.

Eine Infografik mit einer Land- und Seekarte.

Mit ihren Flugabwehr-Lenkflugkörpern der Typen RAMRolling Airframe Missile, ESSMEvolved Sea Sparrow Missile und SM-2 deckt eine Fregatte vom Typ 124 ein Gebiet zwischen 60 und mehr als 1.000 Quadratkilometern ab. Unter diesem Abwehrschirm finden auch große Schiffskonvois Schutz.

Bundeswehr

Feindliche Lenkflugkörper abzuwehren ist die Kernaufgabe eines sogenannten „major air defender“, so ein NATO-Begriff, wie der deutschen „Hessen“. Die Fähigkeit ist im Grunde keine andere, als dem Kriegsschiff in einem konventionellen militärischen Konflikt abverlangt würde.

Die Besatzung der Luftverteidigungsfregatte trainiert die Verfahren regelmäßig und intensiv. Die meisten in der Crew kennen den scharfen Schuss ihrer eigenen Flugabwehrwaffen von den jährlichen Missile Firing Exercises der Marine. Dabei bekämpfen die teilnehmenden Schiffe anfliegende Zieldarstellungsdrohnen. Die simulierten Angreifer werden im Erfolgsfall zerstört. 

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