Sea Lynx: 40 Jahre im Dienst für die Deutsche Marine
Sea Lynx: 40 Jahre im Dienst für die Deutsche Marine
- Datum:
- Ort:
- Nordholz
- Lesedauer:
- 4 MIN
Das Marinefliegergeschwader 5 hat Grund zum Feiern. Seit 40 Jahren, also 14.600 Tagen, starten die Nordholzer Bordhubschrauber Mk88A Sea Lynx in weltweite Einsätze.
An einem sonnigen Nachmittag, am 1. Oktober 1981, stellte die Marine die ersten Bordhubschrauber Mk88 Sea Lynx offiziell in Dienst. Seither ist die „fliegende Raubkatze“ auf allen Weltmeeren unterwegs.
Die Flieger und die Techniker haben in den vergangen vier Jahrzehnten den Betrieb der Helikopter für die Flotte sichergestellt. Sie gehörten 31 Jahre zum Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“, bis sie bei Umstrukturierungen der 2012 dem nach Nordholz verlegten Marinefliegergeschwader 5 unterstellt wurden.
Der Sea Lynx ist der verlängerte Arm einer Fregatte. Als „fliegendes Vorauskommando“ erhöht er die Sensorreichweite der Marineschiffe und ist auch Waffenträger. Zusätzlich lässt er sich ebenso für den Personal- und Materialtransport oder auch für den Such- und Rettungsdienst innerhalb eines Schiffsverbandes eingesetzen.
Als Antwort auf die wachsende U-Boot-Bedrohung durch den damaligen Warschauer Pakt fiel Anfang der 1980er Jahre die Entscheidung, die U-Jagd-Fregatten der Bremen-Klasse zu beschaffen. Damit begann auch die Ära der Bordhubschrauber Sea Lynx: Sie sind seither integraler Bestandteil aller Fregattenklassen der Flotte und dienen vor allem zur U-Boot-Jagd. Die Bordhubschrauber erweitern die Fähigkeiten der Fregatten enorm; im Einsatz sind meist gleich zwei von ihnen eingeschifft.
„Die Marineflieger des Marinefliegergeschwaders 5 sind immer auch erfahrene und begeisterte Seefahrer“, sagt Fregattenkapitän Carsten Holtgreve, der Kommodore des Verbands. „Wenn wir jetzt auf 40 erfolgreiche Jahre des Fliegens für die Flotte mit dem Sea Lynx zurückblicken, macht das jeden hier zu Recht stolz.“
Für den Einsatz über See optimiert
Für das Fliegen über offener See und das Landen an Bord von Marineschiffen ist der Hubschrauber optimal konzipiert. So kann er auf kleineren Flugdecks landen und mit zusammengefalteten Rotorblättern passt er perfekt in die „Garage“ der Fregatten und Einsatzgruppenversorger, den Hangar.
Die Marine hat den Sea Lynx ist im Laufe der Jahre regelmäßig modifiziert und kontinuierlich auf dem neuesten Stand der Technik gebracht. Seit April 2000 fliegt der kampfwertgesteigerte und modifizierte Bordhubschrauber Mk88A seine Missionen. Bei dieser Grundüberholung wurde die komplette Zelle, quasi die Karosse, erneuert. Zusätzlich bekam der „Luchs“ neue Rotorblätter, ein Rundumsuchradar und eine Infrarotkamera. Auch die Fluggeräteelektronik - die Avionik – wurde in den letzten Jahren aufgewertet.
Das Technische Personal gewährleistet einen hohen Sicherheitsstandard
Die Bordhubschrauber sind ebenso agil wie schnell und sie können mit bis zu 300 Kilometern in der Stunde über Land und See operieren. Durch Salzwasser, feuchte Luft und die Landungen auf einem schwankenden Schiff sind sie dabei, gerade in See, extremen Bedingungen ausgesetzt.
In Verbindung mit der technisch hohen Komplexität der Bordhubschrauber erfordert dies eine regelmäßige und ebenso komplexe Wartung, damit sie nicht nur sicher fliegen, sondern auch im Einsatz effektiv eingebracht werden können. Die Marinefliegertechniker der Technischen Staffel Mk88A gewährleisten mit ihrem Knowhow und einem umfangreichen Inspektionssystem den dafür erforderlichen hohen Sicherheitsstandard.
Etwa 300 Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten den Marinehubschrauber auf dem Marinefliegerstützpunkt Nordholz in Schuss. Das technische Personal unterstützt im Heimatflugbetrieb und auf Schiffen in Einsätzen, Übungen und Manövern. Ihr Auftrag ist das Beheben von technischen Störungen, Inspektionen sowie Flugvor- und nachbereitungen.
Gefordert in jedem Klima und Wetter weltweiter Einsätze
Heute ist die Marine weltweit in unterschiedlichen Klimazonen und bei jeder Wetterlage im Einsatz. Der Bordhubschrauber Sea Lynx ist fast immer dabei. Sobald eine Fregatte in See sticht, heißt es in der Regel für die Nordholzer Flieger und Techniker mit „Sack und Pack“ an Bord zu verlegen.
Ein Großteil seiner Dienstzeit war der Hubschrauber am Horn von Afrika im Einsatz. In der Mission Atalanta spielte er eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Piraterie. Aktuell befinden sich zwei Sea Lynx an Bord der Fregatte „Bayern“, die noch bis zum Februar 2022 das Indo-Pacific Deployment stellt. Zeitgleich sind für den EUEuropäische Union-geführten Einsatz EUNAVFOREuropean Union Naval Force MEDMediterranean Irini auf dem EGVEinsatzgruppenversorger „Bonn“ zwei weitere Sea Lyn eingeschifft. Schiffe und Bordhubschrauber sind für die weltweiten Einsätze bestens aufeinander abgestimmt und funktionieren als Team auf den Weltmeeren.
Ab 2025 soll die „Fliegende Raubkatze“ in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen. Die neue Ära ist bereits eingeläutet, der NHNATO-Helicopter-90 Sea Tiger wird den Mk88A Sea Lynx ersetzen. Kommodore Holtgreve beschreibt Aufbruchsstimmung im Marinefliegergeschwader 5: „Bei dem Wechsel auf den modernen Nachfolger Sea Tiger schwingt zwar etwas Wehmut mit, gleichermaßen aber auch Begeisterung für den bevorstehenden technischen und operativen Quantensprung durch diese neue Raubkatze.“