Neue Korvetten: Fünfmal Tradition
Neue Korvetten: Fünfmal Tradition
- Datum:
- Ort:
- Rostock
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Köln, Emden, Karlsruhe, Augsburg und Lübeck werden auch in Zukunft Patenschaften für Marineschiffe haben. Die neuen Korvetten der Klasse 130 der Deutschen Marine erhalten Traditionsnamen der Bundeswehr.
Fünf weitere Korvetten wird die Deutsche Marine ab Anfang der 2020er Jahre erhalten. Für diese Schiffe hat die Marine im Frühjahr Namen ausgesucht, und diese Entscheidung hat Bundesministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen am 18. Juli gebilligt. Die Flotte wird auch künftig eine „Köln“, eine „Emden“, eine „Karlsruhe“, eine „Augsburg“ und eine „Lübeck“ haben.
Die Marineführung hatte die Namen anhand verschiedenster Kriterien ausgesucht. Eines der wichtigsten: Entlang der Linie des neuen Traditionserlasses der Bundeswehr entschied sich die Marine für Schiffsnamen aus ihrer eigenen Geschichte.
170 Jahre Tradition
Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, übermittelte am 30. Juli allen fünf Bürgermeistern die freudige Nachricht. „Es freut mich ungemein“, schrieb er etwa an Bernd Bornemann, den Oberbürgermeister Emdens, „Ihnen als höchstem Repräsentanten der Stadt mitteilen zu können, dass die Bundesministerin der Verteidigung meine Entscheidung gebilligt hat, eine der fünf neuen Korvetten der Deutschen Marine auf den Namen ‚Emden‘ taufen zu lassen.“
Die Verbindung der Stadt mit der Marine ist über einhundert Jahre alt. Bereits fünf deutsche Kriegsschiffe trugen diesen Namen. Umso mehr freue es ihn, so Krause, daran anknüpfen zu können. „Es gibt nur wenige Namen in der deutschen Marinegeschichte, die eine solche historische Beachtung gefunden haben wie ‚Emden‘“, führte er aus. Die erste „Emden“ war ein Kleiner Kreuzer, der 1906 gebaut wurde. In Erinnerung an die Leistungen dieser im November 1914 versenkten „Emden“ durfte das Nachfolgeschiff gleichen Namens das Eiserne Kreuz tragen.
Die erste „Augsburg“ und die erste „Cöln“ liefen 1909 vom Stapel, die erste „Karlsruhe“ 1912. Alle waren wie die „Emden“ Kleine Kreuzer in der Kaiserlichen Marine. „Lübeck“ ist sogar einer der ältesten Traditionsnamen deutscher Seestreitkräfte: Die Dampfkorvette mit dem Namen der Hansestadt war schon 1848 von der Frankfurter Nationalversammlung für die deutsche Reichsflotte gekauft worden.
Die noch junge Bundesmarine knüpfte mit ihren Fregatten der Klasse 120 an diese Geschichte an: Ihre „Köln“ lief 1958 vom Stapel. Auf sie folgten bis 1960 „Emden“, „Augsburg“, „Karlsruhe“ und „Lübeck“. Später erhielten fünf Schiffe der Nachfolgeklasse F122 in den 1980er Jahren ebenfalls diese Namen.
Die Patenschaften sind ein wichtiger moralischer Faktor
Für die neuen Korvetten übernehmen die gleichnamigen Städte wieder die Patenschaften. Diese mit der Namensgebung verknüpfte Bindung an die Bevölkerung sind für Vizeadmiral Krause von großer Bedeutung. „In Zeiten hoher Einsatzbelastung und langer Abwesenheiten von Zuhause sind es eben solche Patenschaften, die den Soldatinnen und Soldaten der Marine die Gewissheit geben: Sie stehen in der Mitte der Gesellschaft“, erklärt er, „und an sie wird auch gedacht, wenn sie fernab der Heimat ihren Dienst für unser Land leisten.“
Bei der Vergabe der Patenschaften und Namen der neuen Korvetten hat die Marine in ihren Auswahlkriterien auch die grundsätzliche Linie der Schiffe der Klasse K130 fortgeführt, die sich bereits in Dienst befinden. Die Patenschafts-Städte aller zehn Korvetten dieser „Braunschweig“-Klasse sollen in möglichst vielen Bundesländern verteilt sein. Um die Einbindung der Marine in der Gesellschaft möglichst weit in der Fläche der Bundesrepublik zu gewährleisten, wurden keine Städte gewählt, in denen die Seestreitkräfte bereits mit einer Dienststelle vertreten sind.
Für die Übernahme einer Patenschaft musste aber ebenso die Bewerbung einer Stadt oder Gemeinde vorliegen. Die Marine berücksichtigte dann das spezifische Engagement dieser politischen Körperschaften für eine Übernahme einer Patenschaft angemessen in ihrem Auswahlprozess. Dieser Prozess bezog zudem die positiven Erfahrungen einer bisherigen Patenschaft mit Schiffen oder Booten der Marine in der Geschichte der Bundeswehr ein.
Auch die Namenswahlkriterien sind bereits Bundeswehrgeschichte
Grundlage der Auswahlkriterien für die Vergabe der Schiffsnamen ist unter anderem eine Weisung des damaligen Inspekteurs der Marine, Vizeadmiral Dieter Wellershof, aus dem Jahr 1986. Sie legte den Schwerpunkt der Namensgebung auf Länder, Städte und Gemeinden. Später, 1996, bestimmte Inspekteur Vizeadmiral Hans-Rudolf Boehmer in einer Vorlage, dieses Prinzip mit der Einheit Deutschlands bewusst beizubehalten. Er legte auch fest, die Korvetten nach größeren Städten oder Großstädten zu benennen.
Der Bau der fünf neuen Schiffe verläuft zeitlich gestaffelt und entsprechend dieser Reihenfolge werden sie auch getauft. So beginnt der Stahlschnitt für die neue Korvette „Köln“ im Januar 2019 und ihre Kiellegung ist für den April 2019 geplant. Darauf folgen „Emden“, „Karlsruhe“, „Augsburg“ und „Lübeck“. Der Kiel für letztere wird voraussichtlich im Dezember 2020 gelegt werden.
Zurzeit hat die Marine noch zwei Schiffe in Dienst, deren Namen nun neu vergeben sind: die Fregatten „Augsburg“ und „Lübeck“ der Klasse 122. Beide werden bis zur Indienststellung der Korvetten gleichen Namens außer Dienst gestellt sein. Die bisherigen Korvetten der Klasse 130 sind neben dem Typschiff „Braunschweig“ die „Magdeburg“, „Erfurt“, „Ludwigshafen am Rhein“ und „Oldenburg“.