Bewaffnung: „Aale“ für die „Schleswig-Holstein“
Bewaffnung: „Aale“ für die „Schleswig-Holstein“
- Datum:
- Ort:
- Wilhelmshaven
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Torpedos an Bord einer Fregatte sind ein wichtiger Teil ihres Waffenarsenals. Doch wie kommen diese eigentlich an und von Bord?
„Munitionsübernahme, Munitionsübernahme! Rauchen, Feuer, offenes Licht an Oberdeck sowie an den Übergabestellen sind verboten! Keine strahlenden Geräte einschalten, Handyverbot auf Pier und Schiff! Munitionsübernahme, Munitionsübernahme!“ – Diese Durchsage hallt alle 30 Minuten aus der Schiffslautsprecheranlage der Fregatte „Schleswig-Holstein“. So werden alle an Bord informiert, damit auch jeder einzelne Bescheid weiß.
Rundum sichtbare Warnungen
Im Mast hängen die Flaggen Bravo und Port. Diese Flaggensignale zeigen jedem, der das Schiff von weitem sieht, an, was die Soldatinnen und Soldaten an Bord durch die Durchsagen erfahren: Hier wird mit gefährlichen Stoffen wie Munition und Kraftstoff gearbeitet – Flagge Bravo – und das Schiff ist „out of routine“ – Flagge Port. Letzteres bedeutet, dass es beispielsweise kein Bordzeremoniell gibt, weil die Seeleute anderweitig gebunden sind.
Zudem sind die Straßen un die Pier teilweise gesperrt. So haben nur direkt beteiligte Fahrzeuge freie Fahrt bis zum Schiff. Jeder Marinesoldat im Marinestützpunkt weiß direkt Bescheid, wenn ein Schiff an einer speziellen der verschiedenen Pieren in Wilhelmshaven liegt und die Wege drum herum gesperrt sind: Hier wird mit Gefahrstoffen gearbeitet!
Dafür eignet sich die sogenannte Instandsetzungspier aufgrund ihrer Lage etwas abseits von den restlichen Gebäuden sehr gut, dann praktisch als Munitionspier. Außerdem lassen sich gesperrte Straßen durch die direkte Lage an den Schleusen gut umfahren.
Ein Team für alle Waffen an Bord
Die Spezialisten dafür an Bord von Marineschiffen gehören zur Verwendungsreihe 30, dem Marinewaffendienst. Sie warten zum Beispiel die Maschinengewehre, pflegen die Marineleichtgeschütze und schützen das 76-Millimeter-Hauptgeschütz vor dem ständigen Einfluss von Wetter und Salz. Die Soldatinnen und Soldaten des Marinewaffendienstes verwalten zudem die Munition. An Bord nennt man sie auch liebevoll „Aris“, abgeleitet aus dem mittlerweile veralteten Begriff „Artilleriewaffendienst“.
Erst die Waffensysteme machen ein Schiff zu einem echten Kriegsschiff und dazu gehört natürlich auch die Munition. Heute geht es speziell um die Torpedos, die ausgetauscht werden. Das ist gar nicht so leicht, wie es klingen mag. Ein Torpedo auf einer Fregatte kann bis zu drei Meter lang sein und etwas über eine viertel Tonne wiegen.
Damit kann die „Schleswig-Holstein“ feindliche U-Boote abwehren. Hierfür hat die Fregatte an Steuerbord- und Backbordseite je eine Torpedokammer mit jeweils zwei Torpedorohren. Hier werden die Torpedos mit Druckluft über der Wasseroberfläche aus dem Schiff „geschossen“ und dann erst unter der Wasseroberfläche aktiviert. Damit so ein hochkomplexes Waffensystem immer funktioniert, gibt es in Wilhelmshaven auch eine Torpedo-Teststation.
Für die „Schleswig-Holstein“ stehen im Laufe des Jahres noch einige Übungen auf dem Programm, unter anderem auch sogenannte Übungen zur Anti-Submarine-Warfare (ASWAnti-Submarine Warfare), also das Aufspüren und Bekämpfen von U-Booten. Daher tauschen die „Aris“ jetzt noch die bereits länger an Bord eingelagerten Torpedos aus und ersetzen sie durch frisch überprüfte.
Ein Transportweg quer durchs Schiff auf den LKW
Als erstes heben die Waffentechniker die „Aale“ in der Torpedokammer der „Schleswig-Holstein“ vorsichtig mit einer hydraulischen Verfahranlage aus ihren Aufbewahrungsgestellen. Hier sind alle sehr aufmerksam und überwachen die Bewegungen des Torpedos mit Argusaugen, denn es dürfen keine Beschädigungen beim Verladen entstehen. Im nächsten Schritt verladen die Soldaten den Torpedo auf einen speziellen Hubwagen.
In die Schotten, das sind die Türen an Bord, kommen Rampen. Denn an Bord haben die Durchgänge eine sogenannte Süllkante, damit bei einem möglichen Wassereinbruch das Wasser nicht sofort in alle Abteilungen eines Schiffes fließen kann. Diese Kanten sind ungefähr 15 Zentimeter hoch. Mithilfe der Rampen ziehen sie den Hubwagen mit dem gefährlichen Transportgut mühelos von der Torpedokammer bis in den Hangar.
Dort angekommen übernimmt ein größeres Hebezeug den Torpedo. Es wird meistens für Ersatzteile der Bordhubschrauber genutzt. Der Torpedo gelangt nun vom Hubwagen in einen speziellen Transportbehälter. Hier sichern ihn mehrere Vorrichtungen, damit er sich nicht unkontrolliert bewegt oder beschädigt wird.
Im letzten Schritt hebt ein Kran die Torpedos in den verschlossenen Transportkisten vom Flugdeck auf die Pier. Dort werden sie von einer auf Gefahrstoffe spezialisierten Spedition abgeholt. Das Einrüsten der neuen Torpedos erfolgt auf exakt demselben Weg – nur in umgekehrter Reihenfolge.
Nach einem langen Tag sind die alten Torpedos sicher auf die LKWs verladen. Die Waffentechniker haben die neuen Unterwasser-Waffen überprüft und in die Torpedokammern des Schiffes gebracht. Ein weiterer Schritt der Vorbereitung für kommende Übungen und Einsätze ist für die „Schleswig-Holstein“ abgeschlossen.