Matrosenaufstand: Fanal der Revolution und Trauma der Marine
Matrosenaufstand: Fanal der Revolution und Trauma der Marine
- Datum:
- Ort:
- Potsdam
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Die Meuterei von 1918 ist Teil der deutschen Marinegeschichte – nicht mehr und nicht weniger. Die kritische Auseinandersetzung mit ihr gehört zum festen Kanon der Offiziersausbildung der Deutschen Marine. Ein Aufsatz von Michael Epkenhans
Es sind große Dinge passiert“ – mit diesen Worten leitete ein Matrose von „B 97“, einem Torpedoboot der Hochseeflotte, einen Brief ein, den er am 31. Oktober 1918 aus Wilhelmshaven an seine Eltern schickte und der wenige Tage später in der Zeitung seiner Heimatstadt im Bergischen Land veröffentlicht wurde. Darin beschrieb er die Ereignisse im Hauptstützpunkt der Flotte in den Tagen zuvor.
Von diesen hatte er anfänglich nur wenig mitbekommen, denn die Torpedoboote lagen abseits von den großen Schiffen auf Reede. Am Morgen des 31. Oktober hatte der Chef der Halbflottille dann vor seiner Besatzung eine Rede gehalten, „die ich in meinem Leben nicht vergessen werde. Es wäre etwas Trauriges passiert, auf allen Geschwadern hätte die Besatzung verschiedener Schiffe den Gehorsam verweigert. Als die Flotte auslaufen sollte, hätten die Mannschaften den Feuerlöschapparat angestellt, so dass in allen Kesseln das Feuer ausging. (...) Man fragte sie nach dem Grund, worauf sie antworteten, sie würden sonst keinen Befehl verweigern, aber unter keinen Umständen auslaufen. Sie wollten den Verzweiflungskampf der deutschen Flotte nicht mitmachen.“
Der Krach geht los
Der Kommandant des Linienschiffs S.M.S. „Thüringen“, so fuhr er fort, habe gesagt: „‚Wir verfeuern unsere letzten 2.000 Schuß und wollen mit wehender Flagge untergehen.’ Darauf haben sie (die Soldaten) zu ihm gesagt, er solle allein losfahren und nun ging der Krach los.“
Auch wenn „B 97“ wie andere Torpedo- und U-Boote in den folgenden Stunden durch die Androhung, die von Meuterern besetzten Schiffe wie S.M.S. „Thüringen“ zu versenken, dazu beitrug, die Meuterei zunächst zu unterdrücken, austreten konnten sie das in den Tagen zuvor entfachte Feuer damit nicht mehr. „Ihren Zweck“, so berichtete der Matrose von „B 97“, hätten die Meuterer ja erreicht, „die Flotte wird in der nächsten Zeit nicht auslaufen, und wenn wir jedenfalls auch darunter leiden müssen, aber unsere Zeit kommt bald oder der Friede muß bald kommen. Sonst machen wir ihn uns selber. Die Marine macht nicht mehr mit – wenn nur die Armee und das Volk bald folgt.“
Schneller als er es selbst erwartet hatte, sollten sich seine Hoffnungen erfüllen. Wie war es aber zu dieser dramatischen Zuspitzung der Lage überhaupt gekommen? …
Vom geplanten letzten Vorstoß der Hochseeflotte, der Niederlage im Ersten Weltkrieg und der Revolution von 1918 – bis zur Inneren Führung der Bundeswehr heute: Der Marinehistoriker Michael Epkenhans analysiert den Matrosenaufstand und den Umgang mit ihm in der deutschen Geschichte der letzten hundert Jahre. Laden Sie hier seinen Aufsatz in voller Länge herunter und lesen Sie weiter!